Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Dezember 2024 um 13,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Dezember 2024 um 13,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. (Bild: nmann77 - stock.adobe.com)

Mehr Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen: Die aktuellen Zahlen im Überblick

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet einen deutlichen Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland. Im Dezember 2024 lag die Zahl der Insolvenzanträge um 13,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Noch deutlicher zeigt sich die Entwicklung auf das gesamte Jahr gesehen: Im Vergleich zu 2023 gab es 2024 einen Anstieg um 16,8 Prozent. Besonders gravierend ist dabei der sprunghafte Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Herbst 2024.

Im Oktober 2024 meldeten die Amtsgerichte 2.012 beantragte Unternehmensinsolvenzen, was einer Zunahme von 35,9 Prozent gegenüber dem Oktober des Vorjahres entspricht. Neben den Unternehmensinsolvenzen stieg auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen deutlich an. Im Oktober 2024 wurden 6.237 Verbraucherinsolvenzen gemeldet – das sind 10,8 Prozent mehr als im Oktober 2023.

Diese Entwicklungen zeichnen ein düsteres Bild für die deutsche Wirtschaft. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass die Zahlen nur die Insolvenzanträge widerspiegeln, die bereits vom Insolvenzgericht entschieden wurden. Der tatsächliche Zeitpunkt der Antragstellung liegt häufig rund drei Monate vor der Erfassung in der Statistik. Das bedeutet, dass viele der jetzt erfassten Insolvenzen ihren Ursprung bereits im Sommer 2024 haben.

Welche Branchen sind am stärksten betroffen?

Ein genauer Blick auf die Branchen zeigt, wo die Insolvenzen besonders häufig auftreten. Laut dem Bericht des Statistischen Bundesamts entfielen im Oktober 2024 11,5 Unternehmensinsolvenzen je 10.000 Unternehmen auf den Bereich Verkehr und Lagerei – ein dramatischer Spitzenwert.

Der Bereich Verkehr und Lagerei ist besonders von Insolvenzen betroffen. Hintergrund sind die anhaltenden Störungen in den globalen Lieferketten sowie steigende Treibstoffkosten. Diese Faktoren führen dazu, dass viele Logistikunternehmen in Deutschland nicht mehr kostendeckend arbeiten können.

Zudem haben viele kleinere Transportunternehmen Kredite aufgenommen, um durch die Corona-Krise zu kommen. Die derzeit steigenden Zinsen machen es für diese Unternehmen fast unmöglich, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen.

Baugewerbe: Hohe Kosten und schwache Nachfrage

Auch das Baugewerbe sieht sich einer Insolvenzwelle gegenüber. Im Oktober 2024 wurden hier 8,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen registriert. Grund dafür ist die explodierende Kostenstruktur im Bausektor:

  • Materialpreise sind in den letzten zwei Jahren stark gestiegen.
  • Fachkräftemangel treibt die Personalkosten in die Höhe.
  • Gleichzeitig führt die Zinswende zu einem Einbruch bei Neubauprojekten.

Besonders betroffen sind kleinere Bauunternehmen, die oft von wenigen Großprojekten abhängig sind. Bleiben diese Aufträge aus, droht schnell die Zahlungsunfähigkeit.

Das Gastgewerbe meldete im Oktober 7,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Viele Betriebe in dieser Branche kämpfen noch immer mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie und Lebensmittel, die es Gastronomiebetrieben schwer machen, profitabel zu arbeiten.

Wie hoch sind die Forderungen der Gläubiger?

Mit den Insolvenzen steigen auch die Forderungen der Gläubiger. Allein im Oktober 2024 beliefen sich diese auf 3,8 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresmonat (1,6 Milliarden Euro). Besonders große Insolvenzen von Unternehmen wie mittelständischen Bau- und Logistikfirmen tragen zu diesem Anstieg bei.

Die hohen Forderungen zeigen, dass es sich bei den Pleiten oft um größere Unternehmen handelt. Kleinere Insolvenzen mit geringen Forderungen machen mittlerweile einen geringeren Anteil aus.

Warum steigen auch die Verbraucherinsolvenzen?

Neben den Unternehmensinsolvenzen nehmen auch die Verbraucherinsolvenzen weiter zu. Im Oktober 2024 wurden 6.237 Verbraucherinsolvenzen gemeldet – ein Anstieg um 10,8 % im Vergleich zum Oktober 2023.

Hinter diesem Anstieg steckt vor allem die Zinswende der Europäischen Zentralbank. Die höheren Zinsen belasten Verbraucher, die in den letzten Jahren günstige Kredite aufgenommen haben. Besonders betroffen sind dabei Haushalte, die immobilienfinanziert sind.

Zudem führt die steigende Inflation dazu, dass viele Menschen mit ihrem Einkommen nicht mehr auskommen und gezwungen sind, Privatinsolvenz anzumelden.

Mit Material von DESTATIS

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dpa