Bettina Schall ist Geschäftsführerin bei der P.E. Schall GmbH.

Bettina Schall ist Geschäftsführerin bei der P.E. Schall GmbH. - (Bild: Schall)

Frau Schall, derzeit werden aufgrund der Corona-Situation wieder reihenweise Messen abgesagt oder in den virtuellen Raum verschoben – wie zum Beispiel die Control. Die Motek/Bondexpo 2021 findet erst im Oktober statt. Was macht sie optimistisch, dass die Messe wieder vor Ort stattfinden kann?

Bettina Schall: Die Zukunft kann niemand von uns vorhersagen, aber wir wollen davon ausgehen, dass sich die Pandemielage im kommenden Herbst nicht zuletzt dank der dann fortgeschrittenen Impfkampagne beruhigt haben wird. Auf jeden Fall sind und bleiben wir optimistisch und wissen, dass alle Beteiligten alles unternehmen werden, um die dann gegebenen Rahmenbedingungen für einen sicheren Messeablauf zu erfüllen.

Dennoch kann es ja passieren, dass internationale Gäste weiterhin nur eingeschränkt nach Deutschland einreisen können. Wird es deshalb auch virtuelle Elemente geben?

Schall: Ja, das wird es. Zu diesen virtuellen Elementen gehören unsere Messeplattformen Motek-Virtuell und Bondexpo-Virtuell, die wir 2020 als digitale Marktplätze eingerichtet haben, auf denen sich Austeller und Fachbesucher umfassend austauschen können. Hier sind sowohl Produktneuheiten, Fachvorträge, Videos, Webinare und Webcasts hinterlegt als auch die Möglichkeit der direkten Kommunikation zwischen Anbieter und Anwender. Diese virtuellen Marktplätze werden auch in diesem Jahr fortbestehen und permanent aktualisiert.

Darüber hinaus wollen wir von Veranstalterseite virtuelle Kommunikationselemente verstärkt einsetzen, zum Beispiel Livestreams und Videos. Auf diese Weise können wir Interviews, Gesprächsforen, Produktvorstellungen und Rundgänge auch mit Gästen teilen, die nicht persönlich anreisen können.

Wie sieht ihr Hygienekonzept für die diesjährigen Messen aus? Mussten Sie zum Beispiel umplanen, gibt es weniger Aussteller, um den Mindestabstand einhalten zu können?

Schall: Ein ausdifferenziertes Hygiene- und Sicherheitskonzept war bereits für die Messen 2020 jeweils mit allen Beteiligten ausgearbeitet worden. Dies wird für 2021 aktualisiert und angepasst, um eine sichere Durchführung des Messegeschehens zu gewährleisten. Sobald die behördlichen Vorgaben final feststehen und wir mit der Messe Stuttgart konkret an die Umsetzung gehen können, erfolgt die faktische Planung.

Welches Hygienekonzept es an der Messe München gibt, lesen Sie hier.

Eigentlich hätte die Motek/Bondexpo ja schon im Oktober vergangenen Jahres stattfinden sollen. Sie wurde dann wegen der hohen Infektionszahlen abgesagt. Um trotzdem den Kontakt zwischen Herstellern und Anwendern auch in dieser Krisenzeit aufrechterhalten zu können, haben sie zwei digitale Messeplattformen ins Leben gerufen. Wie ist da die Rückmeldung von Kunden und Besuchern?

Schall: Wir haben nicht nur zwei, sondern fünf digitale Messeplattformen ins Leben gerufen: für Motek, Bondexpo, Control, Fakuma und Optatec. Die Messeplattformen Motek-Virtuell und Bondexpo-Virtuell konnten wir sehr schnell nach der Absage der Präsenzmesse Ende Juli 2020 anbieten. Wir hatten bereits sehr gute Erfahrung mit der Control-Virtuell, die wir im Mai 2020 gleich nach der Absage der Präsenzveranstaltung aufbauen konnten. Diese digitalen Marktplätze sind sowohl von den Ausstellern als auch von den Fachbesuchern sehr gut angenommen worden.

Über die thematisch fokussierte Suchmaschine kann der Besucher gewünschte Informationen via Messenomenklatur selektieren. Der User kann sich rund um die Uhr über Produktneuheiten und Dienstleistungen der Anbieter informieren und über die benutzerfreundliche Webcast-Funktion in relevante Themen einsteigen. Außerdem kann er mit einer individuellen Anfrage den direkten Austausch mit den Ausstellern initiieren. Diese digitalen Marktplätze waren und sind für unsere Aussteller und Fachbesucher ausgesprochen wichtig und nützlich. Ganz sicher sind sie im Rahmen aller Möglichkeiten für den eigentlich gewünschten Messebesuch vorübergehend ein Ersatz. Wichtig ist doch am Ende, dass Anwender und Hersteller über die virtuellen Messen in Kontakt bleiben.

Ihr Unternehmen führt jährlich viele Messen durch. Wie hart hat Sie die Coronakrise getroffen?

Schall: Zweifellos gehören wir als Messeveranstalter – genau wie Messebauer, Caterer, Hoteliers, Gastronomen – zu denjenigen, die 2020 pandemiebedingt ordentlich zurückstecken mussten. Unser rein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen hat Einbußen hinnehmen müssen, für unsere Mitarbeiter mussten wir Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Dass wir jetzt auch die Control als Präsenzmesse im Mai 2021 absagen mussten, war ebenfalls enttäuschend.

Hart getroffen sind Familien, Einzelpersonen und Unternehmen weltweit – Corona ist ja doch in alle gesellschaftlichen und betrieblichen Bereiche vorgedrungen und lässt niemanden unberührt. Das, so meine ich, gibt auch Zuversicht und Hoffnung darauf, dass eine allgemeine Erholung und Gesundung eintreten wird, sobald das Infektionsgeschehen unter Kontrolle ist.

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Wünschen Sie sich mehr Unterstützung durch die Politik? Wie könnte die Politik der Messebranche noch mehr helfen?

Schall: In erster Linie kann Politik und behördliche Verwaltung dienliche Unterstützung leisten, indem sie jetzt Rahmenbedingungen schafft, innerhalb derer die Wirtschaft wieder ordentlich arbeiten kann: klare Vorgaben, verlässlich, plausibel, transparent, durchgängig, vernünftig und umsetzbar. Denn unsere Branche will und muss sich wieder persönlich treffen können! Hersteller und Kunde, Anbieter und Anwender, sie alle sehnen sich nach dem persönlichen Austausch!

Im Maschinen- und Anlagenbau geht es um großvolumige Investitionen, um komplexe und iterative Lösungsprozesse, hier geht es um den Aufbau von geschäftlichem Vertrauen und den Austausch von Fachwissen. Das geschieht nun einmal auf persönlichem Wege, es geht nicht um Katalogbestellungen, deshalb werden wir uns wieder auf Fachmessen treffen und persönlich diskutieren!

Was schätzen Sie: Wie viele Messen werden Sie 2021 vor Ort durchführen können? Wann wird sich die Situation für die Messebranche wieder bessern?

Schall: Wir wollen nicht schätzen, sondern befinden uns in regulärer Vorbereitung der drei Messen Motek/Bondexpo, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung sowie Internationale Fachmesse für Klebtechnologie, vom 5. bis 8. Oktober 2021 in Stuttgart, der Fakuma, Internationale Fachmesse für Kunststoffverarbeitung, vom 12. bis 16. Oktober 2021 in Friedrichshafen sowie der Blechexpo/Schweisstec, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung sowie Internationale Fachmesse für Fügetechnologie, vom 26. bis 29. Oktober 2021 in Stuttgart.  

Derzeit wird auch darüber diskutiert, ob Messen in ihrer normalen Form so weitergeführt werden oder ob es nach Corona bei hybriden Veranstaltungen bleibt. Was ist Ihre Meinung dazu?

Schall: Ganz sicher haben sowohl Veranstalter als auch Unternehmen während der messefreien Zeit wirkungsvolle und nützliche Tools geschaffen, um den fachlichen und geschäftlichen Austausch mit dem Kunden aufrechtzuerhalten beziehungsweise neu zu formen. Manches wird sich bewähren und daher sinnvollerweise auch erhalten bleiben.

Aber wie schon oben ausgeführt: Die Unternehmen aus den Bereichen der industriellen Produktion sind auf den intensiven, fachlichen und persönlichen Austausch am konkreten Produkt angewiesen, weil es um komplexe Sonderanlagen und Lösungsprozesse geht. Ein virtueller Austausch genügt hier nicht, vielmehr werden die fachlich etablierten Industriemessen ihren Platz behaupten.

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Messen wieder stattfinden können?

Schall: Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Ausstellern, Fachbesuchern und Gästen! Auf die Gespräche, die Diskussionen, den Smalltalk. Auf die neuen Produkte und Ideen der Aussteller, auf neue Projekte der Fachbesucher. Ich freue mich auf die typischen Geräusche in den Messehallen und die jeweils eigene Atmosphäre. Ich freue mich darauf, den Optimismus und die Zuversicht, die zwischenzeitlich eingetrübt waren, dann wieder persönlich und live zu erleben.

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