IG-Metall-Umfrage

Metall-Betriebsräte fürchten Arbeitsplatzabbau

Sinkende Auftragseingänge, steigende Energiekosten und fehlende Strategien zur Zukunftssicherung setzen die deutsche Industrie unter Druck – die Metall-Betriebsräte schlagen Alarm.

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In zahlreichen Industrieunternehmen zittern die Beschäftigten um ihre Jobs. Nur in knapp jedem zweiten Betrieb (49 Prozent) sehen Betriebsräte laut einer Umfrage der IG Metall die Beschäftigung in den kommenden Jahren als gesichert an.
In zahlreichen Industrieunternehmen zittern die Beschäftigten um ihre Jobs. Nur in knapp jedem zweiten Betrieb (49 Prozent) sehen Betriebsräte laut einer Umfrage der IG Metall die Beschäftigung in den kommenden Jahren als gesichert an.

Wie groß ist die Unsicherheit in der Industrie?

In zahlreichen Industrieunternehmen herrscht große Sorge um den Fortbestand der Arbeitsplätze. Laut einer aktuellen Umfrage der IG Metall sehen nur in knapp jedem zweiten Betrieb (49 Prozent) die Betriebsräte die Beschäftigung in den kommenden Jahren als gesichert an. Die Erhebung offenbart tiefgreifende Unsicherheiten und liefert ein Stimmungsbild, das in vielen Bereichen der Industrie für Alarmstimmung sorgt.

Besonders angespannt ist die Lage bei den Autoherstellern. Nur 31 Prozent der Betriebsräte bewerten hier die Zukunft der Beschäftigung als gesichert. Auch bei den Zulieferern der Stahlindustrie zeigen sich große Zweifel: Lediglich 41 Prozent äußerten eine positive Einschätzung. Im Vergleich dazu fällt die Lage bei sonstigen Fahrzeugherstellern mit 71 Prozent sowie im Handwerk mit 63 Prozent deutlich optimistischer aus.

Welche Rolle spielen die Konjunkturaussichten?

Die konjunkturelle Lage trägt maßgeblich zur Verunsicherung bei. Nach Einschätzung der Betriebsräte hat sich der Ausblick in den letzten Monaten kaum verbessert. Nur 45 Prozent der Umfrageteilnehmer bewerten die Aussichten für die kommenden drei bis sechs Monate als mindestens gut. Demgegenüber stehen 47 Prozent, die die Perspektive als schlecht oder sehr schlecht einstufen. Die Zahlen zeigen eine nahezu gleichbleibende Stimmung im Vergleich zum Vorjahr.

Ein zusätzlicher Faktor ist die zunehmende Notwendigkeit zur Arbeitszeitabsenkung. Fast jeder fünfte Betrieb muss aufgrund fehlender Aufträge zumindest zeitweise Kurzarbeit einführen. Diese Entwicklung ist laut IG Metall kein neues Phänomen, sondern bestätigt bereits bestehende Trends.

Wohin wandern Jobs ab?

Ein besonders alarmierender Aspekt betrifft die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. In den Bereichen Stahl, Metallerzeugung und Fahrzeugbau nehmen diese Tendenzen deutlich zu. Die IG Metall berichtet, dass 20 Prozent der Unternehmen über eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in die USA diskutieren. In weiteren acht Prozent gebe es bereits konkrete Planungen. Der Grund liegt nicht zuletzt in den hohen Energiepreisen in Deutschland, die viele Betriebe als drängendes Problem einstufen.

Die Belastung durch Energiepreise wird dabei branchenübergreifend als eines der zentralen Risiken für den Standort Deutschland bewertet. Hinzu kommen die Auswirkungen der internationalen Zollpolitik, die Unternehmen zusätzlich unter Druck setzt und Überlegungen zur Produktionsverlagerung verstärkt.

Warum fehlt vielen Betrieben eine Zukunftsstrategie?

Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist auch der fehlende strategische Weitblick vieler Arbeitgeber ein zentrales Thema. Gewerkschaft und Arbeitnehmer beklagen, dass es in einer Vielzahl von Betrieben keine klare Ausrichtung für die Weiterentwicklung der Standorte und deren Produktion gibt. Nicht einmal 45 Prozent der Unternehmen verfügen laut IG Metall über einen konkreten Plan für die Zukunft.

Die Gewerkschaft fordert daher eine stärkere Fokussierung auf nachhaltige und zukunftssichere Geschäftsfelder. Die Erste Vorsitzende Christiane Benner betont in einer Mitteilung:
„Wir müssen rein in die Zukunftsfelder. Auch neue Branchen müssen wir mit voller Power erschließen: Kreislaufwirtschaft, Batterien, Recycling, künstliche Intelligenz, die Möglichkeiten sind da!“

Lösungsansätze im Fokus

Die Forderung der IG Metall ist klar: Unternehmen müssen proaktiv handeln und neue Wachstumsbereiche erschließen. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Recyclingprozesse oder die Batterietechnologie bieten Potenzial, das es zu nutzen gilt. Der Umbau hin zu einer zukunftsfähigen Industrie erfordert jedoch mehr als nur Investitionen – es braucht strategisches Denken, Innovationskraft und eine klare Kommunikation mit den Beschäftigten.

Ohne konkrete Maßnahmen drohen nicht nur Standortverluste, sondern auch ein nachhaltiger Schaden für den Industriestandort Deutschland.

Mit Material der dpa

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie viele Betriebe sehen ihre Beschäftigung langfristig gesichert?
Nur in 49 Prozent der Betriebe bewerten Betriebsräte die Beschäftigung in den kommenden Jahren als gesichert.

Welche Branchen sind am stärksten betroffen?
Autohersteller (31 Prozent) und Zulieferer der Stahlindustrie (41 Prozent) zeigen laut IG Metall die größte Unsicherheit.

Welche Rolle spielen Energiepreise bei der Standortverlagerung?
Hohe Energiepreise gelten als zentrales Problem, das in vielen Fällen zur Diskussion oder Planung von Produktionsverlagerungen in die USA führt.

Wie viele Betriebe setzen aktuell auf Kurzarbeit?
Fast jeder fünfte Betrieb muss aufgrund fehlender Aufträge zumindest zeitweise Arbeitszeit reduzieren und Kurzarbeit einführen.

Welche Lösungsansätze schlägt die IG Metall vor?
Die IG Metall fordert Investitionen in Zukunftsfelder wie Kreislaufwirtschaft, Batterietechnologie, Recycling und Künstliche Intelligenz.