Karl Haeusgen ist der neue Präsident des Branchenverbandes VDMA

Karl Haeusgen ist der neue Präsident des Branchenverbandes VDMA. - (Bild: VDMA/Teichmann)

Der VDMA hat einen neuen Präsidenten: Oberster Vertreter der Branche im Maschinenbauland Deutschland für die nächsten vier Jahre ist Karl Haeusgen, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Miteigentümer der Hawe Hydraulik SE. Seine Wahl kommt nicht überraschend. Schon seit 2013 ist Karl Haeusgen Vizepräsident des größten deutschen Branchenverbandes, von 2008 bis 2014 amtierte er beim VDMA Landesverband Bayern als Vorstandsvorsitzender.

Er kennt das Verbands-Geschäft von der Pike auf, weiß, dass seine Funktion eine durchaus politische ist und er als ‚Aushängeschild‘ Deutschlands wichtigster Branche große Verantwortung trägt. Ab jetzt steht er noch deutlicher im Fokus. Was er gewohnt ist, denn seine beiden Vorgänger im Amt, Reinhold Festge und Carl Martin Welcker, tendierten bereits dazu, ihre Vizepräsidenten auch „ins Feld zu schicken“ und die Verbandsarbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Fernsehauftritte, wie zuletzt in einer hochkarätigen Diskussionsrunde bei Maybrit Illner, absolviert Haeusgen äußerst souverän.

Erlebt man Karl Haeusgen persönlich, wird schnell klar, dass er die Rolle des Präsidenten nicht nur einfach ausüben, sondern gestalten will. Schon als Unternehmer mit gutem Gespür für richtige Entscheidungen und einer guten Portion Selbstbewusstsein ausgestattet, will er beispielsweise die Europäisierung des VDMA voranbringen. „Die Musik für unsere Branche spielt immer mehr in Brüssel“, erläutert Haeusgen.

Das ist das Familienunternehmen von Karl Haeusgen

Hier gelte es den VDMA und damit die Anliegen des Maschinenbaus sichtbar zu positionieren. Nicht einfach. Brüssel zählt viele Lobbyisten, ein gemeinsames Marschieren mit Maschinenbauverbänden aus europäischen Nachbarländern ist mühsam. Zu fragmentiert ist die Verbandslandschaft in Italien, Spanien, Frankreich. Hier gibt es keine den gesamten Maschinenbau umfassenden Großverbände, sondern überwiegend Einzelverbände für bestimmte Fachzweige. Lediglich Swissmem, der Verband der starken Schweizer, ähnelt dem VDMA. Nur, dass die Schweiz kein EU-Mitglied ist.

Karl Haeusgen ist Enkel von Karl Heilmeier, der 1949 Hawe Hydraulik gemeinsam mit Wilhelm Weinlein gründete. Damals wie heute im Programm: die Radialkolbenpumpe. Aus der kleinen Garagenfirma erwuchs ein typischer deutscher Weltmarktführer für Hydraulikaggregate, diverse Pumpen, Ventile, Sensoren, Software, Elektronikkomponenten und diversem Zubehör.

Typisch für den Maschinenbau: auch heute ist Hawe ein Familienunternehmen, befindet sich aber mittlerweile zu 100 Prozent im Besitz der Familie Haeusgen. Anwender von Hawe-Produkten finden sich in der Baumaschinenbranche, in der Werkzeugmaschinenindustrie, bei Kranbauern, Herstellern von Forstmaschinen und weiteren Branchen. Der 2019er Umsatz belief sich auf 411 Millionen Euro, 2490 Mitarbeiter in 18 Ländern und Vertriebspartner in weiteren 40 Ländern kümmern sich um die Belange der Kunden.

Lag der Exportanteil 1996 noch bei 28 Prozent, so blickt Karl Haeusgen heute auf 70 Prozent an Hawe-Produkten, die hinaus in die Welt gehen. Dabei bricht er eine Lanze für die „soziale Globalisierung“, sieht also nicht ausschließlich das Geschäft im Ausland, sondern tritt für die deutliche Abmilderung von negativen sozialen und ökonomischen Folgen der Globalisierung ein. Die Einhaltung von Lieferketten- und Sorgfaltspflichtengesetz verkommt nicht zur bloßen Floskel, sondern ist deutlich formulierter Anspruch.

Das ist Haeusgens Haltung zu China

Auch zum Thema China positioniert Haeusgen sich ganz klar: Er vertraut klar auf die Politik und setzt auf den „Wandel durch Handel“. „Schauen Sie sich doch die Entwicklung Chinas seit Deng Xiaoping an. Wer hätte vorher gedacht, dass sich das Land in der Form öffnet“, sagt er. Zwar lege Xi Jinping hierbei offensichtlich eine Pause ein, aber prinzipiell gehe er davon aus, dass China sich auch in Zukunft weiteröffnet.

Im Übrigen findet Haeusgen nichts Verwerfliches an chinesischen Beteiligungen an deutschen Unternehmen. „Es gibt genügend Unternehmen wie beispielsweise Putzmeister, denen die Übernahme durch chinesische Unternehmen das Überleben sicherte. Zumeist wurde sogar an den deutschen Standorten massiv investiert!“ Hawe selbst sei 2015 mit der chinesischen Jiangsu Hengli High pressure Oil Cylinder eine globale Kooperation für Entwicklung, und Vertrieb von Axialkolbenpumpen eingegangen.

Teil der Kooperation war die Übernahme des Produktionsstandortes Hawe InLine Hydraulik GmbH in Berlin. Fazit: beide Unternehmen gewinnen außerordentlich durch die Kooperation. „Der Standort in Berlin profitierte stark durch die Investitionen aus China und konnte dadurch sein Produktprogramm weiter ausbauen. Die dort hergestellten Hydraulikpumpen werden nach wie vor außerhalb von China exklusiv durch den Hawe-Vertrieb angeboten“, erläutert Haeusgen.

Er hat keine Angst um den deutschen Maschinenbau

Um den deutschen Maschinenbau sorgt sich Karl Haeusgen übrigens nicht. „Wir haben in Deutschland die exklusive Situation einer außerordentlichen Technologie-Vielfalt, Anbieter und Anwender zugleich in einem Wirtschaftsraum.“ Für ihn also kein Wunder, dass seine Branche oft als Exportweltmeister punktete. Das liegt für Haeusgen nicht zuletzt an den führenden Technologien. Und es höre nicht auf: „Wir bauen vielleicht nicht selber die Batterien, aber die Produktionsmittel dazu fertigt der deutsche Maschinenbau. Als Ausrüster sind wir führend.“

Karl Haeusgen studierte Betriebswirtschaft in Sankt Gallen und sammelte erste berufliche Erfahrungen bei der Pfrontener Maho AG als Assistent des Vorstands im Bereich Materialwirtschaft. Danach ging er für den deutschen Textilmaschinenhersteller Bamag nach Hong Kong und arbeitete dort im Controlling. Bei Hawe selbst arbeitete er seit 1994 zunächst in verschiedenen Positionen für die Abteilungen Vertrieb, Marketing, Unternehmensentwicklung, Qualität und Organisation. Von 1996 bis 2019 war er Mitglied der Geschäftsführung, zuletzt Sprecher des Vorstands der Hawe Hydraulik SE. Karl Haeusgen ist Mitglied des Aufsichtsrats der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH, der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft, der Läpple AG und der Leonhard Moll AG.

Zudem engagiert er sich ehrenamtlich als Vorstand in der Stiftung ‚Lyrik Kabinett München‘ und seit 2012 als Mitglied des Aufsichtsrates des ‚Kinderschutz München e.V.‘. Haeusgen ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 17,22 und 25 Jahren. Fragt man ihn nach drei Eigenschaften, die ihn auszeichnen, gibt es als Antwort: „Professionalität, Menschlichkeit und einen ausgezeichneten Musikgeschmack“.

Haeusgens Vizepräsidenten beim VDMA werden  Henrik Schunk und Bertram Kawlath  sein.

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