Wachstumsmotor

Osthandel treibt deutsche Konjunktur an

Warum der Osthandel 2025 trotz Krisen kräftig wächst und welche Länder jetzt die stärksten Impulse für Deutschlands Wirtschaft liefern.

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Der Osthandel stärkt die Konjunktur in Deutschland. Die Exporte in die Ukraine legen um 30 Prozent zu und Polens Bedeutung steigt weiter.
Der Osthandel stärkt die Konjunktur in Deutschland. Die Exporte in die Ukraine legen um 30 Prozent zu und Polens Bedeutung steigt weiter.

„Der deutsche Osthandel gewinnt weiter an Zugkraft für die gesamte deutsche Wirtschaft. Entgegen dem Trend sind unsere Exporte in die Region kräftig gewachsen.“ So kommentiert die Ost-Ausschuss-Vorsitzende Cathrina Claas Mühlhäuser die aktuellen Halbjahreszahlen des Statistischen Bundesamtes, die der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft ausgewertet hat. Der Außenhandel mit den 29 Zielländern des Ost-Ausschusses in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien legte demnach in den ersten sechs Monaten 2025 um zwei Prozent auf 275 Milliarden Euro zu – ein Plus von über 5,4 Milliarden Euro.

Dabei wuchsen allein die deutschen Exporte um drei Milliarden auf 144 Milliarden Euro (+2,2 Prozent). Die große Bedeutung der Wachstumsimpulse aus dem Osthandel für die deutsche Konjunktur erkennt man daran, dass die deutschen Exporte im ersten Halbjahr insgesamt um 0,1 Prozent auf 786 Milliarden Euro gesunken sind.

„In einer Zeit wachsender globaler Spannungen wird immer deutlicher, wie wichtig für uns eine entschlossene Weiterentwicklung des EU-Binnenmarkts ist. Dessen Erweiterung durch die Integration der ost- und südosteuropäischen Kandidatenländer muss noch stärker in den Mittelpunkt der deutschen und europäischen Politik rücken“, betonte Claas Mühlhäuser.

„Herausragend entwickelte sich im ersten Halbjahr insbesondere der Export nach Polen und in die Ukraine.“ Das deutsch-polnische Handelsvolumen kletterte im ersten Halbjahr um 4,6 Milliarden Euro auf den Rekordwert von über 90 Milliarden Euro (+5,4 Prozent). Während die deutschen Exporte nach Polen um über 2,6 Milliarden Euro zulegten (+5,7 Prozent), wuchsen auch die Einfuhren aus dem östlichen Nachbarland um zwei Milliarden Euro (+5,2 Prozent).

Polen liegt als fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands nur noch knapp hinter Frankreich (92,6 Milliarden Euro). Wichtigste deutsche Handelspartner blieben im ersten Halbjahr 2025 die USA, vor China und den Niederlanden, wobei die deutschen Exporte nach Polen (49,4 Milliarden Euro) die Exporte nach China (41,4 Milliarden Euro) bereits deutlich übertreffen.

Ukraine-Exporte wachsen kräftig

„Deutschland und Polen haben seit der EU-Erweiterung 2004 gemeinsam eine wunderbare Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Lehre daraus muss sein, dass wir bilaterale Probleme weiterhin in Ruhe besprechen und die EU im engen Schulterschluss gemeinsam weiterentwickeln“, so Claas-Mühlhäuser. „Politikern, die das gewachsene deutsch-polnische Verhältnis spalten wollen, dürfen wir keine Chance geben.“

Die Ost-Ausschuss-Vorsitzende sieht exzellente Möglichkeiten für vertiefte Wirtschaftskooperationen mit Polen etwa bei der grünen Transformation der Wirtschaft und in der Digitalisierung. Diesem Ziel ist auch das 3. Deutsch-Polnische Wirtschaftsforum gewidmet, das am 15. September 2025 unter Beteiligung des Ost-Ausschusses stattfinden wird.

Die deutschen Ausfuhren in die Ukraine legten im ersten Halbjahr um über eine Milliarde Euro oder umgerechnet 30 Prozent auf nun 4,6 Milliarden Euro zu. Hingegen sanken die ukrainischen Exporte leicht um 70 Millionen auf 1,52 Milliarden Euro. „Die Unterstützung und der Wiederaufbau der Ukraine bleiben zentrale Aufgaben für die europäische Politik und Wirtschaft“, sagte Cathrina Claas-Mühlhäuser.

„Die deutsche Wirtschaft und der Ost-Ausschuss haben hier eine besondere Verantwortung übernommen und sich mit materieller Hilfe, Know-how und Investitionen in der Ukraine engagiert. Wir sehen dies als langfristiges Engagement für ein zukünftiges EU-Mitgliedsland, von dem beide Seiten profitieren werden.“ Sorgen bereite deshalb eine mögliche Schwächung des Antikorruptionskampfes in der Ukraine. „Privatwirtschaftliches Engagement und Kapital für den Wiederaufbau ist angewiesen auf ein rechtssicheres Umfeld. Es ist die Aufgabe der ukrainischen Politik hier Vertrauen auf- und nicht abzubauen.“

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Eine Reihe deutscher Unternehmen beweist, dass Investitionen auch in Kriegszeiten möglich sind. Entscheidend sind hier zur Absicherung die Investitionsgarantien des Bundes. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums wurden allein im ersten Halbjahr 2025 sieben neue Projekte in der Ukraine mit einem Volumen von 250 Millionen Euro genehmigt, 31 weitere Vorhaben bewerben sich aktuell um eine Genehmigung. Der Ost-Ausschuss bietet mit seinem Service Desk Ukraine seit drei Jahren eine zentrale Anlaufstelle und mit dem Update Recovery Ukraine regelmäßige Information für Unternehmen, die sich für die Ukraine interessieren. Am 15. Dezember 2025 wird der Ost-Ausschuss in Berlin am 8. Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum beteiligt sein.

Handel mit Tschechien erholt sich

Ebenfalls sehr positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr der deutsche Handel mit dem Nachbarn Tschechien, der um 3,4 Prozent auf 57,8 Milliarden Euro zulegen konnte. Der deutsche Export wuchs hier um 1,6 Prozent auf 26,6, Milliarden Euro, während der deutsche Import aus Tschechien um fünf Prozent auf 31,2 Milliarden anstieg. Weitgehend stabil blieb der Handel mit der Slowakei (+1 Prozent), während der deutsche Handel mit Ungarn zunehmend unter wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung in Budapest leidet, die ausländische Unternehmen diskriminieren. Der deutsch-ungarische Handel ging um 3,7 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro (-3,7 Prozent) zurück. Allein die deutschen Exporte nach Ungarn schrumpften dabei um rund eine Milliarden Euro (-6,2 Prozent).

Handel mit Russland geht weiter zurück

Der Handel mit Russland geht dagegen weiter zurück. Im ersten Halbjahr erneut um fast 13 Prozent zurück. Unter den 29 Osthandelsländern ist Russland nunmehr auf Platz zwölf abgerutscht, und wurde dabei von Serbien, Kroatien und Litauen überholt.

Im ersten Halbjahr bezog Deutschland nur noch Waren im Wert von 667 Millionen Euro aus Russland (-37 Prozent), vornehmlich Düngemittel und Metalle. Exportiert wurden Waren im Wert von 3,5 Milliarden Euro (-6 Prozent), hier lag der Schwerpunkt auf Medikamenten und Medizintechnik und anderen humanitären Gütern, die von Sanktionen ausgenommen sind.

Außergewöhnlich stark gesunken ist der deutsche Handel mit Belarus, gegen das die EU in den vergangenen Monaten ihre Wirtschaftssanktionen noch einmal deutlich ausgeweitet hat: Der bilaterale Handel ging in den ersten sechs Monaten 2025 um über 70 Prozent zurück und erreichte nur noch ein Gesamtvolumen von 320 Millionen Euro.

Gemischtes Bild in Südosteuropa und Zentralasien

Während der deutsche Export nach Kroatien (+6,3 Prozent) kräftig, und die Ausfuhren nach Rumänien (+0,4 Prozent) und Bulgarien (+2,3 Prozent) im ersten Halbjahr nochmals leicht anstiegen, mussten im Handel mit Serbien (-1,1 Prozent) und Nordmazedonien (-13 Prozent) Einbußen verzeichnet werden.

Schwächen zeigte der deutsche Handel mit Kasachstan, dem mit Abstand größten Handelspartner in Zentralasien: Bei einem Gesamtvolumen von vier Milliarden Euro (-18,5 Prozent) sanken die deutschen Importe aus Kasachstan um 24 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, wobei dies auf die Verbilligung des Rohölpreises zurückgeführt werden kann. Aber auch die Exporte nach Kasachstan sanken um 5,4 Prozent.

Sehr erfreulich entwickelte sich hingegen der deutsch-usbekische Handel, der um über 30 Prozent auf 660 Millionen Euro zulegte. Der deutsch-aserbaidschanische Handel wuchs im ersten Halbjahr um fast 28 Prozent auf knapp 800 Millionen Euro.

Quelle: Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.

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