Mehr Patente, mehr Innovation: Die deutsche Industrie legt zu.

Mehr Patente, mehr Innovation: Die deutsche Industrie legt zu. (Bild: Tierney - stock.adobe.com)

Forschungsoffensive: Wie deutsche Unternehmen auf die Konkurrenz reagieren

Die deutsche Industrie steht unter Druck. Internationale Marktanteile schwinden, vor allem in China, und die Konkurrenz schläft nicht. Doch es gibt ein klares Signal der Unternehmen: Innovation bleibt der Schlüssel zum Erfolg. Die Zahl der Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) ist 2024 deutlich gestiegen – ein Zeichen, dass die Forschung trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten weiter an Fahrt gewinnt.

Warum die Patentanmeldungen wieder zunehmen

Nach Jahren der Zurückhaltung zeigen deutsche Unternehmen wieder verstärkten Innovationsdrang. Die Zahl der inländischen Patentanmeldungen stieg auf 40.064 – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz globaler Herausforderungen investieren Unternehmen massiv in Forschung und Entwicklung, um ihre Marktposition zu verteidigen. Gleichzeitig sank die Zahl der ausländischen Anmeldungen um knapp fünf Prozent auf 19.196. Das könnte darauf hindeuten, dass Deutschland als Innovationsstandort für internationale Unternehmen an Attraktivität verliert.

Welche Branchen die Innovationen antreiben

Unangefochten an der Spitze der Patentanmeldungen steht die Automobilindustrie. Unter den zehn anmeldestärksten Unternehmen finden sich ausschließlich Automobilhersteller und Zulieferer. Der Branchenprimus Robert Bosch GmbH führt mit 4.496 Anmeldungen die Liste an, gefolgt von BMW mit 2.297 und Mercedes-Benz mit 2.138 Neuanmeldungen. Siemens, früher einer der innovationsstärksten Konzerne Deutschlands, fehlt in der Statistik des DPMA. Der Münchner Technologiekonzern hat seine Strategie geändert und meldet neue Entwicklungen bevorzugt beim Europäischen Patentamt an.

Eine besonders hohe Innovationsdynamik zeigt sich in der Fahrzeugtechnologie. Das mit Abstand anmeldestärkste Technologiefeld bleibt der Bereich Transport, in den die Automobilindustrie fällt. Dort stieg die Zahl der Anmeldungen um 4,8 Prozent auf 11.153. Vor allem digitale Technologien im Fahrzeug treiben den Wandel voran. Die internationale Patentklasse B60K, die sich mit Instrumenten und Armaturen im Auto befasst, wuchs um beeindruckende 33,4 Prozent. Der Trend zu Infotainment, digitalen Cockpits und Sprachsteuerung sorgt für eine Innovationswelle. Auch die Elektromobilität bleibt ein Wachstumsfeld: Die Anzahl der Patente im Bereich Elektroantriebe legte um 14,4 Prozent zu.

Wie sich die Innovationskraft regional verteilt

Ein Blick auf die Statistik zeigt ein deutliches Süd-Nord-Gefälle bei den Patentanmeldungen. Gemessen an der Einwohnerzahl führen Baden-Württemberg und Bayern mit 137 beziehungsweise 85 Patenten pro 100.000 Einwohner das Ranking an. Niedersachsen, als weiteres Zentrum der Automobilindustrie, folgt mit 38 Patenten pro 100.000 Einwohner. Diese Dominanz zeigt sich seit Jahren unverändert, was vor allem an der starken Präsenz von Forschungseinrichtungen und Unternehmenszentralen in Süddeutschland liegt.

Warum viele Patente nicht erteilt werden

Nicht jede Patentanmeldung führt automatisch zum Erfolg. Das DPMA schloss 2024 insgesamt 45.242 Prüfverfahren ab, doch in 21.298 Fällen wurde kein Patent erteilt. Oft scheitern Anmeldungen, weil die Prüfer keine ausreichende erfinderische Höhe erkennen oder es sich um bereits bekannte Entwicklungen handelt. In anderen Fällen ziehen Unternehmen ihre Anmeldungen aus strategischen Gründen zurück oder verzichten auf eine weitere Bearbeitung, weil die Gebühren nicht gezahlt wurden. Die hohe Ablehnungsquote zeigt, dass ein Patent nicht nur eine Idee erfordert, sondern auch eine fundierte technologische Neuerung, die dem Stand der Technik voraus ist.

Warum das Patent- und Markenamt hohe Gewinne macht

Während viele Behörden Defizite verzeichnen, erwirtschaftet das Deutsche Patent- und Markenamt regelmäßig Überschüsse. 2024 belief sich der Gewinn auf rund 229 Millionen Euro – ein Anstieg von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Einnahmen fließen direkt in den Bundeshaushalt und zeigen, dass der Schutz geistigen Eigentums nicht nur für Unternehmen, sondern auch für den Staat eine lukrative Angelegenheit ist.

Innovationskraft als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit

Die steigende Zahl der Patentanmeldungen zeigt, dass die deutsche Industrie trotz wirtschaftlicher Herausforderungen auf Innovation setzt. Besonders die Automobilbranche investiert massiv in neue Technologien, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Elektromobilität und digitale Fahrzeugtechnologien treiben die Entwicklung voran. Doch nicht jede Erfindung wird auch zum Patent – und der Innovationsdruck bleibt hoch. Wer nicht in Forschung und Entwicklung investiert, riskiert den Anschluss an die internationale Konkurrenz.

Mit Material der dpa

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dpa