Peking behindert die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe wie Seltene Erden. Dadurch ist die deutsche Industrie unmittelbar betroffen, so dass teilweise die Produktion gedrosselt werden muss - beispielsweise die Fertigung von Elektromotoren.

Peking behindert die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe wie Seltene Erden. Dadurch ist die deutsche Industrie unmittelbar betroffen, so dass teilweise die Produktion gedrosselt werden muss - beispielsweise die Fertigung von Elektromotoren. (Bild: Fox_Dsign - stock.adobe.com)

Nachdem China die Ausfuhr wichtiger Industriemetalle behindert, müssen erste Unternehmen in Deutschland ihre Produktion bereits drosseln. Laut Handelsblatt fehlen den Firmen wichtige Komponenten, wodurch verschiedene Branchen wie die Automobilindustrie, Elektronikkonzerne sowie die Rüstungsindustrie und Medizintechnikhersteller betroffen sind. Laut Jens Eskelund, Präsident der europäischen Handelskammer in Peking, hatten die Planbarkeit und Verlässlichkeit des Marktes China attraktiv gemacht, und Firmen verdienten dort gutes Geld. „Aber es scheint, die Tage hoher Profite und sich füllender Bankkonten mit wenig Mühe sind vorbei", so Eskelund.

Ausgelöst wurden die Exportkontrollen auf Seltene Erden und Magnete durch den Handelsstreit zwischen China und den USA im April. „Das hat echte, sofortige und tiefgreifende Auswirkungen auf viele europäische Firmen“, sagte Eskelund gegenüber dem Handelsblatt, was sich nun durch die Drosselung der Produktion bewahrheiten sollte.

"Kritisch ist die Lage vor allem bei den sogenannten schweren Seltenen Erden, weil China dort rund 70 Prozent der Förderkapazitäten hat", sagte der Berater bei Alixpartners, Christian Grimmelt, der Deutschen Presse-Agentur. Gebraucht würden sie insbesondere für Permanentmagnete, die in den meisten Elektromotoren eine wichtige Rolle spielten.

Laut Grimmelt brauchen zum Beispiel die meisten Autohersteller solche Magnete, die in einem Fahrzeug zwar an Gewicht nicht viel ausmachen, aber ihm zufolge für die Produktion eines Autos unabdingbar sind. "Die Seltenen Erden haben das Potenzial, die nächste Chipkrise zu werden – das ist bereits in vollem Gange", sagte er.

Der Automobilzulieferer ZF bezieht nach eigenen Angaben die Rohstoffe nicht selbst, sondern Zulieferteile wie Elektromotoren oder deren Komponenten, zu deren Herstellung seltene Erden benötigt werden, wie ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse Agentur sagte. "Hier sehen wir erste Auswirkungen in den Lieferketten eines Teils unserer Lieferanten." Je nach Dauer für die Erteilung neuer Exportlizenzen seien auch kurzfristige Lieferunterbrechungen nicht auszuschließen.

Mit Spannung wird erwartet, welche Ergebnisse das Treffens von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic mit dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao in Paris hervorbringen wird - bei dem die Exportbeschränkungen wohl ein Thema sein dürften.

Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, äußert sich zu Chinas Exportbeschränkungen für Seltene Erden: „Die aktuellen Exportkontrollen Chinas bei Seltenen Erden gefährden die Versorgungssicherheit der Elektro- und Digitalindustrie. Unsere Unternehmen sind auf einen freien, verlässlichen und nachhaltigen Zugang zu diesen strategischen Rohstoffen angewiesen, um Innovation, Klimaschutz und wirtschaftliche Resilienz erfolgreich voranzutreiben."

Seltene Erden – nicht selten, aber schwer zu ersetzen

Trotz ihres Namens sind Seltene Erden weder „selten“ noch „erden“. Es handelt sich um eine Gruppe von insgesamt 17 Metallen (15 Lanthanoide plus Scandium und Yttrium), die zwar in der Erdkruste häufig vorkommen, jedoch nur in geringen Konzentrationen und selten in abbauwürdigen Lagerstätten.

Ihre besondere Bedeutung verdanken sie ihren einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Sie sind magnetisch, optisch aktiv, thermisch stabil, chemisch reaktiv – kurzum: Sie sind das Schweizer Taschenmesser der modernen Werkstofftechnik.

Sie spielen eine wichtige Rolle in einer Vielzahl von elektronischen Anwendungen: In einem Smartphone beispielsweise stecken bis zu zehn verschiedene Seltenerdmetalle. Ohne sie gäbe es weder starke Magnetmotoren in E-Autos, noch helle Displays, effiziente Windkraftgeneratoren oder hochauflösende MRT-Bilder.

Deshalb fordere der ZVEI die Europäische Kommission und die Bundesregierung auf, schnell mit China zu einer Übereinkunft zu kommen. Diese müsse den ununterbrochenen Zugang zu Seltenen Erden gewährleisten und auch sicherstellen, dass unseren Unternehmen keine Exportbeschränkungen für ihre Produkte in nicht sanktionierte Länder auferlegt werden.

"Gleichzeitig muss die EU endlich geeignete Maßnahmen ergreifen, die die einseitige Abhängigkeit von einzelnen Ländern bei der Versorgung mit kritischen Rohstoffen beendet. Bereits 2011 war es zu Engpässen gekommen, nachdem China den Export von Seltenen Erden eingeschränkt hatte. Unter den veränderten aktuellen geopolitischen Vorzeichen muss sich Europa resilienter aufstellen", warnt Weber.

Seltene Erden in Kürze

Die 17 Seltenelemente umfassen die 15 Lanthanoide sowie Scandium und Yttrium, bekannt für ihre ähnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Diese Elemente sind unverzichtbar für die Herstellung starker Magnete, Leuchtstoffe, Katalysatoren und wichtiger elektronischer Komponenten, die in einer Vielzahl von High-Tech-Anwendungen zum Einsatz kommen. Insbesondere in der Elektronik, den erneuerbaren Energien und der Verteidigungsindustrie spielen sie eine kritische Rolle. Ihre Bedeutung wird dadurch verstärkt, dass sie als kritische Rohstoffe gelten, was hauptsächlich auf die begrenzte Anzahl an Quellen und ihre essenzielle Rolle in modernen Technologien zurückzuführen ist. Dies macht ihre Verfügbarkeit zu einer geopolitisch sensiblen Angelegenheit. In Elektroautos etwa sind vor allem Neodym, Praseodym und Dysprosium für die Herstellung von Hochleistungsmagneten in Elektromotoren entscheidend, was die Fahrzeuge effizienter macht. Deutschland importiert den Großteil seiner Seltenen Erden aus China, dem weltweit führenden Produzenten, was die Abhängigkeit von externen Quellen verdeutlicht und die Wichtigkeit einer sicheren Versorgungskette unterstreicht.

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