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Die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) ist die größte chinesische Gruppe von Herstellern von Kraftfahrzeugen und -Teilen. - (Bild: SAIC)

1988 startete die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) ihr Joint Venture mit Volkswagen, dem deutschen Vorreiter im Chinageschäft. Während damals in dem SAIC-Stammwerk in Anjing die Limousine "Shanghai" auf Basis von Daimler-Technologie der 30er Jahre aus dem einen Werkstor rollte, fuhr aus dem anderen Werkstor der technologisch neue VW Santana. Ein Technologiesprung von mehreren Jahrzehnten.

In der ersten Hälfte der 80er Jahre wurden in China jährlich vier- bis fünftausend Pkw produziert. Seitdem ging es zumeist mit zweistelligen Wachstumsraten nach oben. 2016 lag die Pkw-Produktion bei 28 Mio Fahrzeugen (+14 Prozent), wovon der SAIC-Verbund etwa sechs Millionen fertigte.

Vorreiter Volkswagen

Als erster Leiter von Shanghai-Volkswagen (SVW) kam der vormalige Audi-Vorstand Martin Post nach Shanghai. Gegen harten Widerstand aus der Wolfsburger Zentrale setzte Post bereits zu Beginn der Zusammenarbeit auf gute Ausbildung und Qualifikation vor Ort, was die Basis von Volkswagens China-Erfolg wurde. Von Audi kam auch Wan Gang nach Shanghai, der in Ingolstadt von 1991 bis 2000 in leitender Position Brennstoffzellen-Antriebe entwickelte und dort von der chinesischen Regierung abgeworben wurde.

Wan konzipierte in Anjing die chinesische Autostadt mit Automuseum und einem Automobil-Messegelände und gründete dort die Automobil-Universität. Die Industriepolitik "China 2025" geht wesentlich auf ihn, der seit 2007 Chinas Forschungsminister ist, zurück. Als Niedersachsens Forschungsminister bei ihm vor einigen Jahren in Shanghai für Dieselantriebe warb, sagte Wan: "Einen sauberen Diesel gibt es nicht, Herr Minister", und schenkte ihm ein kleines Modell des VW Santana mit Brennstoffzellen-Antrieb.

VW bietet in China kaum Dieselfahrzeuge an und war 2016 mit 3,98 Millionen verkauften Fahrzeugen, ein Plus von 12 Prozent, dort Marktführer. In Deutschland ging der VW-Absatz dagegen um 4,3 Prozent auf 656.000 Fahrzeuge zurück.

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Der SAIC-Vorsitzende Chen Zhixin. - (Bild: SAIC)

Neue Internetautos

Volkswagen macht seit vielen Jahren in China glänzende Geschäfte. Der von Kritikern des China-Geschäfts befürchtete Technologieabfluss fand kaum statt. China ist jetzt für VW der größte Absatzmarkt, etwa zwei Drittel der Gewinne kommen aus dem Reich der Mitte. SAIC ist mit 50% an dem Joint Venture mit VW beteiligt und erwirtschaftet darüber ebenfalls gute Gewinne. Dies hat den Shanghaier Autoriesen jedoch auch träge gemacht. Einen international wettbewerbsfähigen Pkw konnte SAIC bislang nicht vorstellen. Mit gekauften, etablierten Marken, neuen Modellen und einem internetfähigen Elektroauto, das SAIC mit dem chinesischen Onlinegiganten Alibaba entwickelt, soll sich dies ändern.

Der Präsident von SAIC, der gleichzeitig auch als Vizeparteichef des Unternehmens in die staatliche Politik eingebunden ist und zuvor Chef von Shanghai Volkswagen war, sieht weniger in den anderen großen chinesischen Automobilverbünden oder privaten Autokonzernen die zukünftige Konkurrenz. "Die Internetkonzerne, die unser Geschäft übernehmen möchten, stehen offensichtlich vor dem Werkstor. Doch wir können uns nicht verbarrikadieren, sondern müssen die Onlinekonzerne dafür gewinnen, bei uns, mit uns zu arbeiten", fasst der Vorsitzende von SAIC, Chen Zhixin, die neue Strategie zusammen.

Viele Marken unter einem Dach

SAIC hat außer dem Joint Venture mit VW auch Gemeinschaftsunternehmen mit General Motors, Ford sowie Volvo und übernahm Ende 2004 auch 48,9% des südkoreanischen Automobilherstellers SsangYong Motor Company. Der Shanghaier Autokonzern erwarb Lizenzen der ausgelaufenen Modelle Rover 75 und Rover 25 für die Fertigung in China. Nach der Übernahme von Nanjing Automobile Group gehört auch die Marke MG zu SAIC. Zudem kooperieren viele große Zulieferer mit SAIC.

Im November vereinbarte SAIC die beiden neuen Gemeinschaftsunternehmen Shanghai-Volkswagen Audi und Shanghai-Volkswagen Skoda. Die Industriepolitik lässt sich jedoch auch in China immer weniger zentral dirigieren. So fürchten Audi-Händler in China um ihre Geschäfte und drohten, zukünftig keine Audi-Neufahrzeuge mehr zu verkaufen. Bis zu einer Einigung musste Audi die Gründung des neuen Joint Ventures verschieben.

Alternative Antriebe

Mit alternativen Antrieben möchte SAIC jetzt den Weltmarkt erobern. Im Ausland baut SAIC bereits Fertigungswerke auf. Mit der vormals britischen Marke LDV beginnt SAIC eine Exportoffensive mit elektrisch angetriebenen kleinen Nutzfahrzeugen.

Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC)

  • Gründung: 1978
  • Hauptsitz: Shanghai
    Produkte: Kraftfahrzeuge, Kfz-Teile
  • Mitarbeiter: 164.000
  • Umsatz: 22,74 Milliarden Euro (2015)
  • Gewinn: 4,4 Prozent (2015)
  • Wichtige Tochterfirmen:
    Shanghai Auto Works
    Shanghai Sunwin Bus Corporation (mit Volvo)
    Shanghai Xingfu Motorcycle (Motorräder) Shanghai Tractor & Internal Combustion Engine Corporation
    Shanghai Volkswagen
    Shanghai GM
    Yanfeng Visteon (mit Ford)
    SAIC-GM-Wuling
    SA-Yizheng Automotive
    SsangYong Motor Company (Beteiligung)
    Etsong Automobile Manufacturing Company
    MG (Automarke)
    Roewe, Rover-Surrogat
  • CEO: Hong Chen
  • Vorsitzender: Chen Zhixin

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