"Produktion"-Serie Engineering Excellence
Ingenieure haben die industrielle Revolution angezettelt. Mit unternehmerischem Spürsinn und Weitblick wurde in unserem Land daraus das erfolgreichste Geschäftsmodell der Wirtschaftsgeschichte. Innovative Ideen umsetzen und Kunden mit Qualität begeistern – das steckt auch hinter dem Siegel „Made in Germany“. Im Jahr 2022 exportierte der deutsche Maschinenbau Erzeugnisse im Wert vom 192 Milliarden Euro. Wir stellen in unserer Serie "Engineering Excellence" die wichtigsten Akteure vor.
Vom Lohnfertiger zum Technologieführer
Eine gebrauchte Werkbank in einer umgebauten Garage – das ist der Ursprung der Schunk SE. Hier stellt der Mechanikermeister Friedrich Schunk seit 1945 Ersatzteile für Maschinen her. Gewöhnliche Lohnfertiger gibt es in den Nachkriegsjahren in wachsender Zahl. Schunk unterscheidet sich von ihnen: durch eigene Erfindungen und Entwicklungen. Die legendäre Lampenschirm-Lochmaschine gehört dazu.
Immer mehr größere Unternehmen beauftragen ihn damit, ihre maschinelle Fertigung effizienter zu machen oder spezielle Bauteile zu liefern. Im Jahr 1964 klopfen die NSU Motorenwerke (heute Audi AG) bei Schunk an. Sie suchen jemanden, der Kupplungstrommeln und Schwungscheiben für ihren neuen NSU Prinz 4 herstellen kann. Rund 3.000 Stück pro Monat werden davon in Lauffen produziert – in einer neuen Halle und unter der Regie eines nach dem Einstieg von Schunks Sohn Heinz-Dieter erweiterten Managements.
Spannende Lösungen sind und bleiben die Kernkompetenz. Eigene Produktlinien entstehen und werden mit einer schlagkräftigen Vertriebsorganisation auf den Markt gebracht: zunächst Spannbacken, dann die Hydro-Dehnspanntechnik und die Greiftechnik. Erste Auslandsstandorte entstehen in Belgien und in der Schweiz. Im Jahr 1992 wird in North Carolina (USA) ein Vertriebs- und Produktionsstandort eröffnet. Es folgen die Übernahmen der Theo Hage Spannzeuge GmbH in Mengen, die auf Drehfutter und stationäre Spanntechnik spezialisiert ist, und die Übernahme der GAS-Automation GmbH heute Schunk Electronic Solution GmbH.
Das Unternehmen gehört inzwischen zu den globalen Technologieführen bei Nutzentrennmaschinen. Mit der ersten DGUV-zertifizierten Greifhand SVH eröffnet Schunk schließlich neue Möglichkeiten für die Assistenz- und Servicerobotik. 2023 ändert das Familienunternehmen in dritter Generation seine Rechtsform in Schunk SE & Co. KG und schafft damit den Rahmen für seine zukunftsorientierte, internationale Weiterentwicklung.
Steckbrief Schunk SE & Co. KG
Partner zahlreicher Branchen
Schunk-Komponenten finden sich in allen Produktionsstufen zahlreicher Branchen, zum Beispiel der Automotive-Branche, Elektronik, Luft- und Raumfahrt und Logistik. Unter Einsatz von Mechatronik, künstlicher Intelligenz und eigener Software entstehen Lösungen zur Optimierung von Anlagen, Maschinen und Roboter-Systemen. Dies in einem Zusammenspiel von Kreativität und technischer Finesse, wie betont wird.
Die Greiftechnologie ADHESO etwa folgt einem Beispiel aus dem Tierreich. Mit einer besonderen Mikrostruktur imitiert sie die Haftkraft des Geckos und greift auf diese Weise komplett energiefrei. Diese Innovation wurde 2022 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit dem Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU-Award) ausgezeichnet. Der smarte Werkzeughalter iTENDO² liefert Daten in Echtzeit „closest to the part“ und hilft beim schnellen Einfahren der optimalen Bearbeitungsprozesse. Der Rat für Formgebung prämiert diese Innovation mit dem German Innovation Award 2022. Für seine intelligente Automatisierungslösung, das 2D Grasping-Kit, wurde Schunk zuletzt mit dem Hermes Award 2024 ausgezeichnet. Es ermöglicht den leichten Einstieg in KI-gestützte Handhabungsprozesse ohne Experten-Know-how und entlastet dadurch Fachkräfte von monotonen Aufgaben.)
Praxis trifft Wissenschaft
„Hand in hand for tomorrow“ formuliert Schunk seinen unternehmerischen Leitgedanken und engagiert sich aktiv in Netzwerken und Digitalisierungsinitiativen. Im Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai) in Heilbronn bündeln Unternehmen, Start-ups, Verbände, Forschung und Hochschulen ihre Ressourcen und arbeiten an einem „Ökosystem für künstliche Intelligenz“.
Es ist das größte Projekt dieser Art in Europa und Schunk von Beginn an Teil dieses Projekts. Auch die Initiative Manufacturing-X wird maßgeblich von Schunk mit vorangetrieben. Ziel ist, einen souveränen Datenraum zur digitalen Vernetzung der europäischen Industrie zu schaffen. Basis von Manufacturing-X ist die Plattform Industrie 4.0. Vorsitzender des Lenkungskreises ist Henrik A. Schunk, Vize-Präsident des VDMA und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Schunk SE.
Neben der Mitgliedschaft in nationalen und internationalen Verbänden und industriellen Netzwerken pflegt Schunk zahlreiche Partnerschaften mit Hochschulen und technisch-wissenschaftlichen Instituten wie der Hochschule Heilbronn (HHN), der Technischen Universität München (TUM) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH).
Offenheit und Partnerschaft sind entscheidend, um Innovationen voranzubringen. Gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz liegen große Chancen, um Produkte und Prozesse effizienter, klimafreundlicher und ergonomischer zu gestalten. Hierfür engagieren wir uns in einem starken Partnernetzwerk.
Systematisch nachhaltig
Schunk hat ein Energie- und Umweltmanagementsystem nach ISO 50001 und 14001 etabliert. Darüber verfolgt das Unternehmen eine Klimastrategie zur Reduzierung der direkten und indirekten Emissionen über alle 3 Scopes und aktuell deren Ausweitung auf weitere ökologische Felder wie die Biodiversität und das Wasser. Bis Ende dieses Jahres sollen zudem alle deutschen Werke auf Ökostrom umgestellt sein.
Intelligent automatisierte Prozesse leisten ebenfalls einen Beitrag zur Nachhaltigkeit: indem sie Mitarbeiter von anstrengenden, monotonen Arbeitsabläufen entlasten, Fehlerquoten senken und damit Ressourcen schonen.
Klare Kante – intern wie extern
Schunk formuliert seine Firmen- und Führungskultur: klare Werte im Handeln und im Umgang miteinander, im Team, mit Kunden und Partnern, einem respektvollen Arbeitsumfeld mit Freiraum für Kreativität und Eigeninitiative. Schunk bekennt sich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung als Familienunternehmen, insbesondere im Verhältnis zu seinen 3.700 Mitarbeitenden. Es gibt umfangreiche Angebote zur individuellen Weiterbildung, Gesundheitsförderung und sozialen Unterstützung. Soeben wurde das Programm „Psychologische Ersthelfer“ ins Leben gerufen.
Wachstumsbranchen im Fokus
Schunk beschäftigt sich intensiv mit den Chancen, die in Wachstumsbranchen wie E-Mobility, Life Science und Electronics liegen. Darauf ausgerichtet investiert das Unternehmen verstärkt in die Mechatronisierung und Digitalisierung seines Portfolios, verbunden mit einem stetigen Kompetenzaufbau, vor allem im Bereich künstlicher Intelligenz (KI).
Nach einem breit angelegten Investitionsprogramm im Jahr 2020 zur Erweiterung der Standorte in Brackenheim-Hausen, Mengen, St. Georgen und Morrisville/USA baut Schunk seine globale Infrastruktur sukzessive weiter aus, wie aktuell in China und Mexico. In mittlerweile zwölf der 34 weltweiten Standorte stehen Roboter-Applikationszentren, sogenannte „CoLabs“. Hier begleitet Schunk seine Kunden beim erfolgreichen Einstieg in die Automatisierung.