"Bericht entbehre jeglicher Grundlage"

Siemens Dementi: Kein Abbau von 20.000 Stellen

Siemens hat einen Pressebericht dementiert, laut dem im Rahmen der neuen Konzernstrategie in sämtlichen zentralen Funktionen weltweit 20 000 Stellen überflüssig werden könnten. Der Bericht entbehre jeglicher Grundlage, erklärte Siemens.

Veröffentlicht Geändert
Siemens Zentrale
Siemens dementiert den Bericht des "Manager Magazins". -

Das "Manager Magazin" hatte am Vortag darüber berichtet und sich auf Aussagen des Siemens-Chefs Joe Kaeser auf einer Roadshow gegenüber mehreren Investoren berufen. Die Zahl sei nicht nachzuvollziehen, so Siemens. Entsprechende Äußerungen habe es in dieser Form nicht gegeben.

Kaeser hatte Anfang August angekündigt, Sparten zusammenzulegen und sich künftig auf drei operative Bereiche mit Schwerpunkt auf die Digitalisierung konzentrieren zu wollen. Den einzelnen Geschäften soll künftig deutlich mehr unternehmerische Freiheit unter der Marke Siemens gegeben werden, bislang zentrale Aufgaben würden an die Einheiten zurück verlagert.

Die Zentrale selbst soll sich künftig auf Kernaufgaben wie Finanzen, Recht, Personalwesen und Kommunikation beschränken. Ob es im Zuge des Umbaus zu einem Stellenabbau kommt, ließ Kaeser damals offen. Er sprach aber davon, dass es sich um ein "Wachstums-, nicht um ein Kostensenkungsprogramm" handele. Die Details zur Umsetzung müssen ebenfalls noch geklärt werden.

Mit den Plänen sollen mittelfristig die jährliche Wachstumsrate des Umsatzes und die Gewinnmarge des Industriegeschäfts um jeweils zwei Prozentpunkte steigen, bekräftigte Siemens. Darüber hinaus soll in Unterstützungsfunktionen die Effizienz in den nächsten Jahren um mehr als 20 Prozent gesteigert werden.

Die neuen Sparten arbeiteten derzeit an konkreten Details, hieß es nun. Siemens bekräftigte zudem, es sei kein zentral initiiertes und konzernweites Kostensenkungsprogramm vorgesehen. Allein in der neu geschaffenen Geschäftseinheit rund um "IoT Integration Services" wolle der Konzern bis 2025 rund 10.000 Mitarbeiter einstellen.

Siemens: Die Unternehmensgeschichte in Bildern

Werner von Siemens_Firmengründer
Mit der Konstruktion des Zeigertelegrafen legt Werner von Siemens 1847 den Grundstein für die heutige Siemens AG. Innerhalb weniger Jahre entwickelt sich der als „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“ in Berlin gegründete Handwerksbetrieb zu einem international operierenden Unternehmen.
Generator_Siemens
Werner von Siemens entdeckt 1866 das dynamoelektrische Prinzip und legt so die Basis für den Einsatz der Starkstromtechnik mittels Generator. Bis Ende der 1870er Jahre wird die Maschine soweit verbessert, dass der öffentlichen und privaten Elektifizierung nichts mehr im Wege steht.
Kabellegeschiff_Faraday_Siemens
1870 nimmt Siemens die erste Indo-Europäische Telegrafenlinie in Betrieb und verkürzt die Übertragung von 30 Tagen auf 28 Minuten. Die Verlegung des ersten direkten Transatlantikkabels, mit dem eigens dafür konstruierten Kabelschiff ’Faraday‘, erfolgt 1874/75 durch die Siemensbrüder.
Eisenbahn_Siemens
1879 präsentiert Siemens die erste elektrische Eisenbahn mit Fremdstromversorgung, weitere Entwicklungen im Bereich Beleuchtungs- und Antriebstechnik folgen. Das Unternehmen Siemens wird zum Inbegriff für Elektrotechnik.
Strassenbahn_Siemens_China
Siemens errichtet 1899 ein Elektrizitätswerk in Peking und baut die erste Straßenbahn Chinas. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometer zählt sie damals zu einer der schnellsten Straßenbahnen der Welt. Fünf Jahre später gründet Siemens eine erste ständige Niederlassung in Shanghai.
Generator_Siemens
1903 fusioniert die Starkstromabteilung von Siemens mit der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Schuckert & Co zur Siemens-Schuckertwerke GmbH. Infolge des Zusammenschlusses nimmt der Elektrokonzern erstmals sowohl im Bereich der Nachrichten-, als auch der Energietechnik eine führende Position ein.
Siemensstadt_Berlin
Um die Expansion am Traditionsstandort abzusichern, erwirbt Siemens & Halske 1897 ein nahezu unbesiedeltes Gelände nordwestlich von Berlin. Nach und nach werden hier alle betrieblichen Aktivitäten räumlich konzentriert. Zusätzlich errichtet Siemens Werkswohnungen und unterstützt den Aufbau einer kommunalen Infrastruktur. Bis 1914 entsteht ein völlig neuer Stadtteil – die „Siemenssstadt“.
Osram_Elektrifizierung
Im Jahr 1919 schließen sich die führenden Glühlampenhersteller Deutschlands zur Osram GmbH KG zusammen. Siemens & Halske ist mit 40 Prozent an dem Joint Venture beteiligt.
Wasserkraftwerk_Ardnacrusha_Irland
Die Elektrifizierung Irlands erfolgt zwischen 1925 und 1930. Die Siemens-Schuckwerke bauen das größte Flusskraftwerk Irlands in der Nähe der Stadt Limerik. Durch dieses Großprojekt stellt Siemens seine internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis.
Elektromedizin_Produktion
1932 erfolgt die Fusion Siemens mit der Erlanger Firma Reiniger zur Siemens-Reiniger-Werke-AG. Diese entwickelt sich schnell zur größten elektromedizinischen Spezialfirma weltweit. Die ‚Röntgenkugel‘, eine mobile Röntgeneinheit, kommt auf den Markt. Von ihr werden in 40 Jahren insgesamt 40 Tausend zum Ausbau der Elektromedizin produziert.
Fertigung_Siemens
Durch den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel werden ab 1942 verstärkt zivile Arbeitskräfte aus dem Ausland beschäftigt. Später werden ebenso Juden, KZ-Häftlinge sowie Kriegsgefangene zwangsverpflichtet.
Gebäude_Siemens
Der politische und militärische Zusammenbruch im Mai 1945 stellt die Existenz des Hauses Siemens in Frage: Bei Kriegsende sind die meisten Gebäude und Werksanlagen völlig zerstört. Sämtliche materiellen Vermögenswerte weltweit werden konfisziert und alle Namens- und Patentrechte freigegeben. Der Gesamtverlust beläuft sich auf 2,58 Milliarden Reichsmark – das sind vier Fünftel der Firmensubstanz.
Siemens_Hauptsitz_München
Um die Überlebenschancen des Konzerns abzusichern, werden Teile der Unternehmensführung nach München, Mülheim a. d. Ruhr und Hof verlagert. 1949 wird der Hauptsitz von Siemens & Halske nach München, der der Siemens-Schuckertwerke nach Erlangen verlegt. Berlin bleibt jeweils zweiter Firmensitz.
Dampfkraftwerk_Argentinien
Der deutsche Konzern wird 1951 mit dem Bau des Dampfkraftwerks in San Nicolás, Argentinien beauftragt. Dies ist der Auftakt für die Expansion des Überseegeschäfts, es folgen weitere Großaufträge in Argentinien, Ägypten und Indien.
Kraftwerk-Union_Firmenschild
1966 erfolgt die Gründung der Siemens Aktiengesellschaft. Drei Jahre später gründen die Siemens AG und AEG die Kraftwerk Union (KWU), zunächst sind beide Firmen mit je fünfzig Prozent am Grundkapital beteiligt. 1977 wird die KWU allerdings eine 100-prozentige Siemens-Tochter.
Siemens: Die Unternehmensgeschichte in Bildern
Siemens erklärt 1983 die Entwicklung von Megabit-Speicherchips zum strategischen Unternehmensziel. Ende 1987 werden die ersten 1-MB-Chips produziert. In Kooperation mit internationalen Partnern gelingt es, die Speicherkapazität zu steigern. Diese Chip-Generationen sind die Basis für viele Siemens-Innovationen im Bereich der Kommunikations-, Informations- und Automatisierungstechnik.
Amerika-Fahne
Die Notierung an der New Yorker Börse erfolgt im Jahr 2001, durch das veränderte Verhalten der Investoren beschließt das Unternehmen 2014 den Börsenabgang und wickelt fortan den Aktienhandel überwiegend in Deutschland ab.
Windturbine_Siemens
Ab Herbst 2005 richtet das Unternehmen Strategie und Geschäft konsequent an Trends wie Urbanisierung, Klimawandel und Globalisierung aus. Als Lösung entwickelt Siemens zahlreiche innovative technologische Produkte.
Dresser-Rand_Siemens
Mit dem Ziel, für das Unternehmen attraktive Wachstumsmärkte zu besetzen, leitet Siemens 2014 die Übernahme des US-amerikanischen Maschinenbauunternehmens Dresser-Rand ein. Die Akquisition ist im Sommer 2015 abgeschlossen. Mit der Übernahme erweitert der Elektrokonzern sein Produktportfolio für die weltweite Öl- und Gasindustrie sowie für die dezentrale Energieerzeugung.