Fachkräftemangel

Studiengang soll Lücke zwischen Maschinenbau und IT schließen

Weil die Digitalisierung weiter voranschreitet, werden in der Industrie neue Kenntnisse benötigt. Wie ein neuer Studiengang der Ostfalia dabei helfen soll.

Veröffentlicht Geändert
Ein Student trägt eine Augmented Reality Brille und schaut sich etwas an
Viele Unternehmen suchen derzeit Maschinenbauer, die auch IT-Kenntnisse haben. -

Unternehmen, die mitten in der Transformation stecken, kennen das Problem vielleicht: Sie haben Maschinenbauer und Informatiker in der Firma, aber die Kommunikation untereinander klappt nicht wirklich. Und die passende Fachkraft, um diese Lücke zu schließen, fehlt. Genau da setzt die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel (Niedersachsen) an. Sie hat den Bachelor-Studiengang „Digital Engineering Maschinenbau“ konzipiert, der ab dem Wintersemester starten soll.

Das steckt dahinter: Vielen Industrie-Unternehmen fehlen für die Digitalisierung Maschinenbauer, die einerseits „klassische“ Maschinenbauer sind, sich andererseits aber auch mit Informatik auskennen und so nicht nur Dinge selbst umsetzen können, sondern auch eine Schnittstelle zur IT-Abteilung sind, erklärt Prof. Dr.-Ing Carsten Stecher. Er ist unter anderem Fachberater für den neuen Studiengang. Solche Arbeitskräfte seien derzeit nur sehr schwer zu finden. Viele Maschinenbauer bringen sich die fehlenden Kenntnisse dann teilweise selber bei, sagt Stechert.

Fachkräftemangel ist deshalb mit 49 Prozent neben intensivem Wettbewerb (53 Prozent) und steigendem Kostendruck (50 Prozent) weiterhin eines der größten Probleme der deutschen Maschinenbauer. Das geht aus dem Maschinenbau-Barometer der Unternehmensberatung PWC hervor.

Bildergalerie: Diese Bundesländer bieten die besten Berufsaussichten

Der Landtag Brandenburg in Potsdam.
Platz 10: Nur drei Prozent der Studierenden empfinden Brandenburg als attraktives Bundesland für den Berufseinstieg. -
Meißen an der Elbe in Sachsen
Platz 9: Sachsen bietet für fünf Prozent der Befragten gute Berufsaussichten nach dem Studium. -
Mainz aus der Vogelperspektive.
Platz 8: Für sieben Prozent der Studierenden stellt Rheinland-Pfalz vielversprechende Möglichkeiten für den Einstieg ins Berufsleben dar. -
Altstadt von Hannover in Niedersachsen.
Platz 7: Zwölf Prozent aller Teilnehmer sehen in Niedersachen gute Perspektiven für ihren Berufsanfang. -
Frankfurt am Main in Rheinland-Pfalz.
Platz 6: Hessen wird von dreizehn Prozent der Studierenden als attraktives Bundesland für Berufsneulinge wahrgenommen. -
Gebäude am Wasser in Hamburg.
Platz 5: Das Bundesland und zugleich die Hansestadt Hamburg, wählen 21 Prozent der Befragten als Favoriten für den beruflichen Neueinstieg. -
Brandenburger Tor in Berlin.
Platz 4: 28 Prozent der Studierenden möchten in der Metropole Berlin ihren Berufsanfang starten. -
Park in Stuttgart. im Hintergrund das Schloss.
Platz 3: Der Automobilstandort Baden-Württemberg bietet für 37 Prozent der Befragten gute Perspektiven nach dem Studium. -
Köln aus der Vogelperspektive.
Platz 2: Auf der Favoritenliste an zweiter Stelle, steht für 40 Prozent der Berufsanfänger Nordrhein-Westfahlen. -
Olympia-Park in München.
Platz 1: Der Freistaat Bayern ist auf der Liste ganz oben und stellt für mehr als die Hälfte (53 Prozent) eine gute Möglichkeit für den Einstieg ins Berufsleben dar. -

Studierende auf digitale Transformation vorbereiten

Stechert vergleicht den neuen Studiengang mit Wirtschaftsingenieuren: Diese haben auch ein „normales“ Maschinenbaustudium und erlangen Wirtschaftskenntnisse. Die Maschinenbauer im neuen Studiengang sollen nun statt Wirtschaftskenntnissen fit werden bei Themen wie agile Softwaremethoden und Datensicherheit. „Egal, in welche Richtung die Digitalisierung weitergeht, die Studierenden sind mit dem Studiengang gut auf die digitale Transformation vorbereitet“, ist sich Stechert sicher. Es sei ein zukunftsorientiertes Fach.

Das sehen auch viele Studierende so: Einige liebäugeln damit, zum neuen Fach zu wechseln, um auch IT-Kenntnisse mitzunehmen, berichtet Stechert. Auch von Seiten der Industrie wird Interesse gezeigt: Das Studium kann nicht nur regulär, sondern auch als duales Studium belegt werden. Hierfür gebe es schon einige Industriepartner, so der Fachberater.

Und wie ist das Studium aufgebaut? Die Studierenden können neben dem Grundstudium verschiedene Vertiefungen wählen. Dazu zählt unter anderem virtuelle Produktentwicklung. Auch Themen wie Virtual Reality und Smart Production werden in Vorlesungen und Projektarbeiten behandelt werden. Darin sieht Stecher auch einen der Vorteile des neuen Studiengangs: Durch viele Projekte – sei es in Forschungsprojekten oder bei solchen mit Unternehmen – kann an „echten“ Themen gearbeitet werden.

Fachrichtungen sollen nicht ersetzt werden

Deshalb freut er sich besonders auf genau diese interdisziplinären Arbeiten. Die Studierenden kommen immer auf tolle Ideen, erklärt er. Wenn sich einmal eine Eigendynamik entwickelt habe, seien sie kaum noch zu bremsen.

Maschinenbauer und Informatiker müssen aber keine Angst haben: Die Studierenden sollen die beiden Fachrichtungen keinesfalls ersetzen, sagt Stechert. Sie sollen – wie angesprochen – die Lücke schließen, die durch die Digitalisierung entstanden ist. Trotz Digitalisierung gebe es weiterhin einen hohen mechanischen Anteil, für den Maschinenbauer perfekt ausgebildet seien. Durch die Transformation kommen nun eben weitere Bereiche dazu, die man abdecken müsse.

Die Ostfalia Hochschule veranstaltet am Donnerstag, 25. März, eine Online-Infoveranstaltung zum neuen Studiengang.