
Produktpiraten sind nicht nur ein Ärgernis für den Maschinenbau: Sie fügen der Branche riesigen Schaden zu. - Bild: Pixabay
In Sachen Produktpiraterie aus China "hat sich in den vergangenen beiden Jahren trotz vieler Ankündigungen nicht wirklich etwas verbessert“, sagte Steffen Zimmermann, Leiter VDMA Competence Center Industrial Security, zu den Ergebnissen der Studie Produktpiraterie 2018, die der Verband auf der Hannover Messe präsentiert hat. 71 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland sind dieser Umfrage zufolge von Produkt- oder Markenpiraterie betroffen. Der geschätzte Schaden beläuft sich dabei auf 7,3 Milliarden Euro jährlich.
Im Vergleich zur vorangegangenen Studie von 2016 hat sich der absolute Unternehmensschaden damit nicht geändert. Allerdings hat sich für 39 Prozent der Befragten die Schädigung und Bedrohung ihrer Unternehmen durch Produktpiraterie in den vergangenen beiden Jahren weiter verschärft. Umgerechnet in Arbeitsplätze entspricht eine Schadenshöhe von 7,3 Milliarden Euro knapp 33.000 Stellen.
„Neben Umsatzverlust und Verlust von Arbeitsplätzen sind in den betroffenen Unternehmen darüber hinaus monetär schwer zu bewertende Folgen festzustellen, zum Beispiel Imageverlust, Verlust des Marktvorsprungs oder ungerechtfertigte Regressanforderungen“, erläuterte Zimmermann.
Plagiate sind Sicherheitsrisiko
Der VDMA erstellt die Studie Produktpiraterie bereits seit 2003 im zweijährigen Turnus. Erstmals zeigte sich dieses Jahr bei den Plagiaten ein Wandel: Standen bisher rein technische Nachbauten im Fokus, werden jetzt verstärkt Imitationen des äußeren Erscheinungsbildes oder ganzer Marken zum Problem, um über optische Nachahmung am guten Image eines Unternehmens teilzuhaben.
Plagiate stellen nachweisbar ein Sicherheitsrisiko dar: 36 Prozent der Unternehmen berichten von Fälschungen, die eine Gefahr für Bediener, Anwender oder die Umwelt mit sich bringen. Bedenklich ist auch, dass der Vertrieb von Plagiaten über B2B-Plattformen im Internet stark zugenommen hat – von 28 Prozent im Jahr 2016 auf nun 40 Prozent Nennungen.
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China bleibt der größte Plagiator
Die Volksrepublik China bleibt sowohl im Vertrieb, aber besonders in der Herstellung von Plagiaten unangefochten an der Spitze. 82 Prozent der befragten Unternehmen nannten China als Herkunftsort von Plagiaten. Zudem stellt das Land mit 44 Prozent auch den am häufigsten genannten Absatzmarkt für Plagiate. Hinter den Chinesen folgt mit deutlichem Abstand die heimische Konkurrenz. Allerdings ist der Ideenklau in der Nachbarschaft rückläufig – nur noch 19 Prozent nannten deutsche Unternehmen als Quelle von Plagiaten. 2016 waren es noch 24 Prozent gewesen. Dicht dahinter folgt Italien (18 Prozent Nennungen).
Die chinesischen Plagiate werden nicht nur für den Vertrieb vor Ort hergestellt, sondern weltweit auf den Markt gebracht. „Häufig berichten uns VDMA-Mitglieder - selbst in Deutschland - von Händlern und Fälschern, die Ihre Plagiate trotz rechtskräftiger Urteile mit nur geringfügigen Änderungen weiterverkaufen oder selbst nach etlichen Plagiatsfällen unvermindert auf Messen angetroffen werden“, kritisiert Zimmermann. „Insbesondere die bisherigen Aktivitäten vor Ort - also in den typischen Plagiatsländern - reichen nicht annähernd aus, um die Unternehmen adäquat im Kampf gegen Plagiate zu unterstützen.“
„Insbesondere die bisherigen Aktivitäten vor Ort - also in den typischen Plagiatsländern - reichen nicht annähernd aus, um die Unternehmen adäquat im Kampf gegen Plagiate zu unterstützen.“ - Steffen Zimmermann, Leiter VDMA Competence Center Industrial Security
Zwei Drittel der Unternehmen wehren sich
Im Plagiatsfall ist das Mittel der Wahl, die geltenden Rechte erst außergerichtlich und dann zivilrechtlich durchzusetzen. Mehr als ein Drittel der betroffenen Unternehmen ergreift jedoch keinerlei Maßnahmen. Dies trifft vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen zu, hängt aber auch von der Kenntnis über den konkreten Fälscher ab. Große Enttäuschung herrscht bei den befragten Unternehmen über die Unterstützung im Ausland. 85 Prozent der Betroffenen beklagen eine mangelnde Unterstützung der jeweiligen Behörden, 83 Prozent fehlt das nötige Engagement der lokalen Messegesellschaften im Ausland.
Die Studie Produktpiraterie 2018 wurde durch das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC), auf Basis einer Umfrage unter den VDMA-Mitgliedern im März/April 2018 erstellt. An der Umfrage beteiligten sich knapp 140 Mitgliedsfirmen aus dem Maschinenbau. Davon waren gut die Hälfte Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 100 Millionen Euro.
VDMA
Wo die Produktpiraterie den Maschinenbau besonders piesackt

Platz 10: Allgemeine Lufttechnik. In dieser Branche klagen 83 Prozent der Befragten der VDMA-Umfrage über Produktpiraten. - Bild: Pixabay

Platz 9: Gießereimaschinen. Ebenfalls 83 Prozent der Unternehmen aus diesem Bereich gaben in der Umfrage des VDMA an, von Produktpiraten heimgesucht zu werden. - Bild: Pixabay

Platz 8: Bergbau. Von den befragten Unternehmen aus dem Bereich Bergbau sind laut VDMA 86 Prozent von Plagiateuren betroffen. - Bild: Zhyssenkrupp

Platz 7: Druck- und Papiertechnik. 88 Prozent der Unternehmen aus dieser Branche gaben an, von Produktpiraterie betroffen zu sein. - Bild: Heideldruck

Platz 6: Maschinenbau. In dieser Branche gaben laut VDMA 89 Prozent der Unternehmen an, unter Produktpiraterie zu leiden zu haben. - Bild: DMG Mori

Platz 5: Landtechnik. Im Bereich Land- und Agrartechnik gaben in der VDMA-Befragung 90 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Produkte Ziel von Plagiateuren sind. - Bild: Fendt Agco

Platz 4: Textilmaschinen. 91 Prozent der befragten Unternehmen dieser Branche sind laut Umfrage von Produktpiraterie betroffen. - Bild: Apfel3748/Wikimedia/CC-by-SA-3.0

Platz 3: Thermoprozesstechnik. Von den vom VDMA befragten Unternehmen dieser Branche gaben ebenfalls 91 Prozent an, dass sie Opfer von Produkt- oder Markenpiraterie seien. - Bild: Pixabay
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