Das Stockholm
International Peace Research Institute (SIPRI) veröffentlicht jedes Jahr eine
Rangliste der 100 größten Rüstungs‑ und Wehrdienstunternehmen. Die „Top 100‑Liste“ für 2024 zeigt, dass der globale Markt für Waffen
weiter wächst: Die Umsätze der
100 größten Unternehmen stiegen 2024 trotz
Lieferschwierigkeiten um rund 3 % auf 679 Mrd. US‑Dollar.
Wir werfen einen detaillierten Blick auf die
zehn wirtschaftlich erfolgreichsten Hersteller von Waffen und militärischen
Dienstleistungen (gemessen an den Rüstungsumsätzen 2024 in konstanten 2024‑US‑Dollar)
und beleuchteen, wie sie im Maschinenbau und in der internationalen
Sicherheitspolitik eine Rolle spielen.
Globale Trends: Dominanz der USA, Wachstum in Europa und
Rückgang in China
Die aktuelle Rangliste ist deutlich von den geopolitischen
Spannungen der vergangenen Jahre geprägt. US‑Unternehmen dominieren weiterhin – sie belegen fünf der ersten
zehn Plätze. Ursache sind vor allem hohe
Haushaltsausgaben des Pentagon und Großaufträge wie das F‑35‑Programm. Laut SIPRI stiegen die Rüstungsumsätze der US‑Unternehmen
2024 um durchschnittlich 7,9 %, während
chinesische Unternehmen durch eine Korruptionskampagne im Beschaffungswesen und
Projektverzögerungen Umsatzeinbrüche von
etwa 10 % hinnehmen mussten. Europäische Konzerne profitierten dagegen von der
gesteigerten Nachfrage nach Waffen infolge des russischen Angriffskrieges gegen
die Ukraine; ihre Umsätze legten um 13 % zu. Erstmals seit 2017 schaffte es mit BAE Systems wieder ein
nicht‑amerikanischer
Konzern unter die Top 5.
Umsatzranking: Die 10 größten Rüstungskonzerne der Welt:
Die 10 umsatzstärksten Rüstungsunternehmen der Welt im Detail
Lockheed Martin (Country: USA)
Rüstungsumsatz 2024: 64,65 Mrd. US‑$; Anteil am
Gesamtumsatz: 91 %; Veränderung 2023–2024:
+3,2 %.
Produkte und Bedeutung: Lockheed Martin ist der weltweit
größte Rüstungshersteller. Das Unternehmen produziert unter anderem den F‑35‑Kampfjet,
der aktuell das größte Rüstungsprojekt
des Pentagons darstellt. Reuters berichtet, dass Lockheed 2025 einen Vertrag über 296 F‑35‑Jets im Wert von 12,5 Mrd. US‑$
erhielt und zusätzlich Aufträge für bis zu 99 CH‑53K‑Helikopter und Patriot‑Flugabwehrraketen
erhielt. Diese Programme trugen maßgeblich zum Umsatzanstieg bei,
obwohl das F‑35‑Programm mit Verzögerungen und Kostenüberschreitungen
kämpft.
Entwicklung: Trotz Schwierigkeiten beim F‑35‑Programm wächst Lockheed weiter. 2025 hob der Konzern seinen Absatz‑ und Gewinn‑Ausblick an: neben dem F‑35‑Programm gewann er Großaufträge für CH‑53K‑Schwerlasthubschrauber, Patriot‑Raketen und weitere Systeme. Diese Vertragsabschlüsse zeigen, dass Lockheed seine Produktion fortlaufend steigert, neue Fertigungsaufträge gewinnt und auch bei Hubschraubern und Raketenabwehr eine wichtige Rolle einnimmt.
Rolle im Maschinenbau: Lockheed Martin ist ein
Systemintegrator, der hochkomplexe Flugzeuge, Raketenabwehrsysteme und
Satellitenfertigung vereint. Für den Maschinenbau bedeuten Programme wie der F‑35
anspruchsvolle Fertigungstechnologien (z. B. additive Fertigung,
Verbundwerkstoffe) und eine hohe Wertschöpfungstiefe.
RTX (Raytheon Technologies, USA)
Rüstungsumsatz 2024: 43,60 Mrd. US‑$; Anteil am
Gesamtumsatz: 54 %; Veränderung 2023–2024:
+4,1 %.
Produkte: RTX’ Verteidigungssparte Raytheon liefert Patriot‑Luftverteidigungssysteme,
die in der Ukraine und im Nahen Osten im Einsatz sind. Reuters meldet, dass der
Bereich 2025 einen Umsatzanstieg von 10 % verzeichnete, getrieben durch höhere Verkäufe der Patriot‑Systeme. Das Unternehmen liefert zudem Triebwerke (Pratt &
Whitney) und Avioniksysteme (Collins Aerospace).
Entwicklung: RTX hob seine Umsatzprognose für 2025 auf
86,5–87 Mrd. US‑$ an. Neben der hohen Nachfrage nach Raketenabwehr profitiert
das Unternehmen von der zivilen Luftfahrt.
Rolle im Maschinenbau: RTX verbindet Rüstung und Luftfahrt. Die Produktion von Patriot‑Raketen und Triebwerken erfordert Präzisionsmaschinenbau und Werkstoffkompetenz; gleichzeitig werden zivile Luftfahrttechnologien in den militärischen Bereich übertragen. Die Stärkung der Patriot‑Fertigung zeigt, wie moderne Luftverteidigungssysteme Fertigungsprozesse und Zulieferketten im Maschinenbau beeinflussen.
Northrop Grumman (USA)
Rüstungsumsatz 2024: 37,85 Mrd. US‑$; Anteil: 92
%; Veränderung: +3,3 %.
Produkte: Northrop ist Hauptauftragnehmer des B‑21
Raider‑Bombers,
der die US‑Bomberflotte modernisieren soll. Die Fertigung des B‑21
ist kostenintensiv; ein Reuters‑Bericht beziffert eine Rückstellung in Höhe von 1,17
Mrd. US‑$
auf das Programm, betont aber, dass mehr als 100 B‑21‑Bomber
geplant sind. Die Sparte „Defence Systems“ profitiert außerdem von der
Produktion von Munition und Raketenmotoren für das Guided Multiple Launch
Rocket System (GMLRS); die Nachfrage ließ die Gewinne 2024 um 23 % steigen.
Bedeutung: Northrop ist ein wichtiger Anbieter von U‑Boot‑gestützten Nuklearwaffen (Sentinel‑ICBM‑Programm), Tarnkappenflugzeugen
und Radar‑Technik und prägt damit sowohl
den militärischen Maschinenbau als auch die Luft‑
und Raumfahrt.
Rolle im Maschinenbau: Northrop prägt als Lieferant von Tarnkappenflugzeugen, Raketenmotoren und Radarsystemen den modernen Maschinenbau. Die Entwicklung des B‑21 und der Sentinel‑ICBM verlangt hochpräzise Fertigungs- und Werkstofftechnologie; die GMLRS‑Raketenmotoren basieren auf Verbundwerkstoffen und Additivverfahren. Damit beeinflusst Northrop sowohl die Luft‑ und Raumfahrt als auch den Antriebstechnik‑Maschinenbau.
BAE Systems (Vereinigtes Königreich)
Rüstungsumsatz 2024: 33,79 Mrd. US‑$; Anteil: 95
%; Wachstum: +6,9 %.
Produkte: BAE fertigt u. a. U‑Boote für die
Royal Navy, gepanzerte Fahrzeuge für die USA sowie
Typhoon‑Kampfjets.
Reuters berichtet, dass das Unternehmen 2024 seine Prognose anhob und betonte,
dass die Integration der übernommenen US‑Raumfahrttochter
Ball Aerospace (gekauft für 5,5 Mrd. US‑$) BAE Zugang
zu Satelliten, Instrumenten und Sensoren verschafft.
Entwicklung: BAE nimmt am britisch‑italienisch‑japanischen
Global Combat Air Programme (GCAP) für ein
Kampfflugzeug der sechsten Generation teil; die Lieferungen von U‑Booten,
gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen bescherten 2024 starke Umsatzzuwächse.
Rolle im Maschinenbau: Als Systemhaus liefert BAE U‑Boote, Flugzeuge und Panzerfahrzeuge. Diese Systeme erfordern hochqualifizierte Maschinenbaukompetenz – vom U‑Boot‑Rumpf über Triebwerke bis zu Fertigungsanlagen für Typhoon‑Jets. Die Investition in Ball Aerospace erweitert das Portfolio um Raumfahrttechnologien und stärkt so auch den High‑Tech‑Maschinenbau.
General Dynamics (USA)
Rüstungsumsatz 2024: 33,63 Mrd. US‑$; Anteil: 70
%; Wachstum: +8,1 %.
Produkte: Das Portfolio umfasst Geschäftsluftfahrt
(Gulfstream‑Jets), Schiffbau für die US‑Navy
(Virginia‑Klasse U‑Boote), gepanzertes Landgerät und Munition sowie militärische IT‑Dienstleistungen.
Im dritten Quartal 2024 stieg der Umsatz im Bereich Marine Systems um fast 20 %
auf 3,6 Mrd. US‑$; das Unternehmen erhielt Aufträge für ein John‑Lewis‑Klasse‑Versorgungsschiff
und Material für Block‑VI‑Virginia‑U‑Boote. Die weltweite Nachfrage nach Munition und Fahrzeugen nahm
aufgrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zu.
Bedeutung: General Dynamics zeigt, wie breit aufgestellte
Maschinenbau‑Kompetenz – von U‑Booten
über Panzer bis zur IT – im Rüstungsgeschäft
erfolgreich sein kann.
Rolle im Maschinenbau: General Dynamics zeigt, wie breit aufgestellter Maschinenbau im Rüstungsgeschäft erfolgreich ist. Der Bau nuklear betriebener U‑Boote, die Entwicklung gepanzerter Fahrzeuge und die Herstellung von Munition erfordern eine vielfältige Kompetenzbasis in der Metallverarbeitung, Antriebstechnik und IT‑Integration.
Boeing (USA)
Rüstungsumsatz 2024: 30,55 Mrd. US‑$; Anteil: 46
%; Veränderung: –4,6 %.
Produkte: Boeing ist zwar in der zivilen Luftfahrt bekannt,
liefert aber auch wichtige militärische Plattformen. Beim Konzernumbau 2017
gliederte der Hersteller seine Rüstungssparte in kleinere Segmente. Laut
Reuters umfasst der Bereich „Strike, Surveillance and Mobility“ die F‑15‑
und F/A‑18‑Kampfflugzeuge
sowie das U‑Boot‑Jagdflugzeug P‑8. Die Sparte „Vertical Lift“ umfasst AH‑6i‑,
AH‑64
Apache‑
und CH‑47
Chinook‑Hubschrauber. Außerdem produziert Boeing Satelliten und Raumfahrtsysteme.
Entwicklung: Boeing verzeichnete 2024 einen Umsatzrückgang,
da die Produktion der F/A‑18 Super Hornet 2025 ausläuft und Probleme bei der KC‑46‑Tankerflotte bestehen. Das
Unternehmen setzt auf neue Projekte wie den MQ‑25‑Tankerdrone, den T‑7
Red Hawk‑Trainer und den Loyal Wingman‑Kampfdrohne.
Rolle im Maschinenbau: Boeing verbindet zivile und militärische Flugzeugherstellung. Die Fertigung von Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Tankflugzeugen stellt höchste Anforderungen an Werkstofftechnik, Aerodynamik und Fertigungsprozesse. Trotz des Umsatzrückgangs entstehen durch Projekte wie den MQ‑25‑Tankerdrohne und den T‑7 Red Hawk‑Trainer neue Produktionslinien, die den Maschinenbau weiterentwickeln.
Rostec (Russland)
Rüstungsumsatz 2024: 27,12 Mrd. US‑$; Anteil: 70
%; Wachstum: +26 %.
Struktur und Produkte: Rostec ist der staatliche russische
Konzern, der mehr als die Hälfte des nationalen Verteidigungsauftrags ausführt.
Laut Unternehmensangaben umfasst der Konzern u. a. Kalashnikov Group,
Uralvagonzavod (T‑90‑Panzer), High‑Precision
Systems und zahlreiche andere Hersteller. Rostec deckt nahezu alle Bereiche des Militär‑Industriellen
Komplexes ab, von Flugzeugbau über gepanzerte
Fahrzeuge und Artilleriesysteme bis zu Kleinwaffen.
Aktuelle Entwicklung: Seit der Invasion der Ukraine richtet
Rostec seine Produktion stark auf die Versorgung der russischen Streitkräfte
aus; Exporte sind stark zurückgegangen. Der Vorstandsvorsitzende Sergej
Tschemesow sagte, die Exporte seien seit 2022 um die Hälfte gefallen, weil die
heimischen Streitkräfte bevorzugt beliefert würden. Rostec bewirbt neben klassischen Systemen auch den Stealth‑Jet
Sukhoi Su‑57 und investiert in das zivile MS‑21‑Flugzeug.
Rolle im Maschinenbau: Als Dachgesellschaft für zahlreiche russische Fertigungsbetriebe bündelt Rostec den kompletten militärisch‑industriellen Maschinenbau. Die Bandbreite reicht von gepanzerten Fahrzeugen über Flugzeugbau bis zu Artilleriesystemen – Bereiche, die klassische metallverarbeitende Industrie, Elektromechanik und Fahrzeugtechnik vereinen.
AVIC (Aviation Industry Corporation of China)
Rüstungsumsatz 2024: 20,32 Mrd. US‑$; Anteil: 25
%; Veränderung: –1,3 %.
Produkte: AVIC ist Chinas größter Rüstungskonzern und
verantwortlich für Militärflugzeuge wie J‑20‑Stealth‑Jäger, J‑35A‑Deckjet und unbemannte Systeme.
Auf der Luftfahrtmesse in Zhuhai präsentierte China
eine neue Version des J‑35A‑Stealth‑Jägers, das größere Modell J‑20 sowie den
Stealth‑Drohnenentwurf
CH‑7
und das HQ‑19‑Luftabwehrsystem. Experten sahen zudem einen zweisitzigen AVIC J‑20,
der unbemannte Kampfflugzeuge steuern könnte.
Hintergrund: Die Umsätze von AVIC sanken 2024, weil
Lieferungen von Militärflugzeugen verzögert wurden. Die chinesische Antikorruptionskampagne hat zu
Personalwechseln und Prüfungen geführt.
Rolle im Maschinenbau: AVIC bündelt Chinas Luftfahrt‑ und Flugzeugbaukompetenzen. Die Entwicklung von Stealth‑Jägern und unbemannten Systemen verlangt fortgeschrittene Metallurgie, Verbundwerkstoffe und Präzisionsfertigung – Schlüsselkompetenzen des Maschinenbaus. AVICs Programme treiben die chinesische Luft‑ und Raumfahrtindustrie und damit verbundene Zulieferer voran.
CETC (China Electronics Technology Group, China)
Rüstungsumsatz 2024: 18,92 Mrd. US‑$; Anteil: 34
%; Veränderung: –10 %.
Produkte: CETC ist Chinas staatlicher Elektronik‑
und Radarkonzern. Das Unternehmen stellt Luft‑ und See‑Radare,
Luftabwehr‑Systeme und elektronische Kriegsführung her. Bei der Zhuhai‑Messe wurden neben Stealth‑Drohnen
auch das HQ‑19‑Abwehrsystem und Radarsysteme präsentiert.
Situation: Wie AVIC litt CETC 2024 unter Korruptionsaffären;
Umsätze gingen zweistellig zurück, weil Projekte verzögert oder gestoppt wurden. Gleichzeitig bleibt die Entwicklung moderner Hyperschall‑
und Elektroniksysteme Teil der chinesischen Modernisierungsstrategie.
Entwicklung: Wie AVIC litt CETC 2024 unter Korruptionsaffären; Umsätze gingen zweistellig zurück, weil Projekte verzögert oder gestoppt wurden. Gleichzeitig bleibt die Entwicklung moderner Hyperschall‑ und Elektroniksysteme Teil der chinesischen Modernisierungsstrategie.
Rolle im Maschinenbau: CETC entwickelt Hochleistungs‑Radarsysteme, Sensoren und elektronische Kriegsführung. Diese Technologien basieren auf Präzisionsfertigung, Mikroelektronik und Materialforschung; sie beeinflussen die Fertigung von Antennen, Halbleitern und mechanischen Komponenten.
L3Harris Technologies (USA)
Rüstungsumsatz 2024: 16,21 Mrd. US‑$; Anteil: 76
%; Wachstum: +6,6 %.
Produkte: L3Harris ist ein wichtiger Zulieferer von
Raketenmotoren und Kommunikationssystemen. Reuters berichtet, dass L3Harris
neben Northrop einer der zwei wichtigsten Lieferanten von Raketenmotoren für
die Guided Multiple Launch Rocket Systems (GMLRS) ist, die in der Ukraine
eingesetzt werden. Nach der Übernahme des Herstellers Aerojet Rocketdyne
modernisiert das Unternehmen seine Raketenmotor‑Fertigung und plant in Arkansas
eine Sechs‑fach‑Expansion der Großraketenproduktion. Das Unternehmen stellte 2025 außerdem die „Red Wolf“ und
„Green Wolf“ vor – relativ kostengünstige, mehrrollige Langstreckenraketen mit
über 200 Seemeilen Reichweite, die bewegliche Ziele wie Schiffe treffen sollen.
Rolle im Maschinenbau: Neben Raketenmotoren liefert L3Harris Kommunikations‑ und Aufklärungssysteme (z. B. für das Air‑Force‑One‑Ersatzflugzeug, wie ein Reuters‑Bericht über die Umrüstung eines ehemaligen Boeing‑747 für die US‑Regierung zeigt). Damit ist L3Harris ein wichtiger Zulieferer für verschiedene Plattformen. Die Fertigung von Raketenmotoren und Navigationssystemen stellt hohe Anforderungen an Werkstofftechnik, Antriebstechnik und Systemintegration – Felder, die den Maschinenbau nachhaltig prägen.
Vergleich: Rheinmetall (Deutschland)
Rüstungsumsatz 2024: 8,24 Mrd. US‑$; Anteil: 78
%; Veränderung: +47 %.
Produkte: Rheinmetall ist Europas größter
Munitionshersteller und das größte rein deutsche Rüstungsunternehmen. In
Kooperation mit Krauss‑Maffei Wegmann baut der Konzern den Leopard 2‑Kampfpanzer
und stellt die Puma‑ und Marder‑Schützenpanzer
sowie verschiedene Arten von Munition her. Zu den direkten Lieferungen an die Ukraine zählen
Luftverteidigungssysteme, Munition, Militärlastwagen und ein Feldlazarett. In Rumänien errichtet Rheinmetall ein Servicezentrum, das
Panzerhaubitzen, Leopard 2‑ und Challenger‑Panzer,
Marder‑Infanteriefahrzeuge,
Fuchs‑Transportpanzer
und Militärlastwagen instand halten soll.
Entwicklung: Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden,
will Rheinmetall zwei Automobilwerke in Berlin und Neuss zu Standorten der
Sparte „Weapon and Ammunition“ umwandeln. Laut Reuters sollen die Werke vom
hohen Bedarf an militärischem Gerät profitieren. In den ersten neun Monaten 2025 stiegen die Umsätze um 20
%, der Auftragsbestand lag bei rund 64 Mrd. Euro und soll bis Jahresende auf 80
Mrd. wachsen. 2025 notierte die Aktie aufgrund der massiven Nachfrage
zeitweise über dem Börsenwert von Volkswagen; Analysten sprechen von
„explosivem Wachstum“, und das Unternehmen erwartet eine Umsatzsteigerung von
25–30 %.
Rolle im Maschinenbau: Als Hersteller von Panzern, Schützenpanzern und Munition greift Rheinmetall auf klassische deutsche Maschinenbaukompetenz zurück. Die Umwandlung von Automobilwerken für die Waffenproduktion zeigt die Nähe zwischen zivilem und militärischem Maschinenbau; Präzisionsguss, Panzerstahlfertigung und Antriebstechnik sind Kernbereiche.
Tabelle: Umsatzstärkste Rüstungskonzerne 2024 (laut SIPRI) – mit Rheinmetall zum Vergleich
| Rang 2024 | Unternehmen (Land) | Rüstungsumsatz 2024 (Mrd. $) | Anteil des Rüstungsumsatzes am Gesamtumsatz (%) | Veränderung zum Vorjahr (%) | Gesamtumsatz 2024 (Mrd. $) |
| 1 | Lockheed Martin (USA) | 64,65 | 91 | +3,2 | 71,04 |
| 2 | RTX (USA) | 43,60 | 54 | +4,1 | 80,74 |
| 3 | Northrop Grumman (USA) | 37,85 | 92 | +3,3 | 41,03 |
| 4 | BAE Systems (UK) | 33,79 | 95 | +6,9 | 35,40 |
| 5 | General Dynamics (USA) | 33,63 | 70 | +8,1 | 47,72 |
| 6 | Boeing (USA) | 30,55 | 46 | –4,6 | 66,52 |
| 7 | Rostec (Russland) | 27,12 | 70 | +26 | 38,89 |
| 8 | AVIC (China) | 20,32 | 25 | –1,3 | 81,29 |
| 9 | CETC (China) | 18,92 | 34 | –10 | 55,23 |
| 10 | L3Harris Technologies (USA) | 16,21 | 76 | +6,6 | 21,33 |
| 21 | Rheinmetall (Deutschland) | 8,24 | 78 | +47 | 11,32 |
Quelle: Sipri
Bedeutung für den Maschinenbau und Ausblick
Der Maschinenbau profitiert von der Rüstungsindustrie, weil viele Technologien – von hochbelastbaren Werkstoffen über additive Fertigung bis zur Digitalisierung – zuerst im militärischen Bereich entwickelt werden. Programme wie F‑35, B‑21 Raider, Typhoon oder die neuen Langstreckenraketen von L3Harris erfordern modernste Produktionsmethoden und liefern Impulse für zivile Anwendungen.
Gleichzeitig erhöht die wachsende Rüstungsnachfrage den Wettbewerb um Fachkräfte und Rohstoffe. Europäische Unternehmen wie Rheinmetall, Leonardo oder Airbus (Plätze 11–15) verzeichnen starke Wachstumsraten. Asiatische Konzerne – insbesondere aus China – sehen sich dagegen mit internen Reformen, Exportbeschränkungen und Korruptionsskandalen konfrontiert.
Fazit: Die zehn größten Rüstungsunternehmen der Welt spiegeln die geopolitischen Spannungen unserer Zeit wider. Der Maschinenbau wird auf absehbare Zeit von Großprojekten wie Kampfjets, Raketenabwehr und U‑Booten geprägt sein. Gleichzeitig bleibt die Frage, wie Technologien aus dem militärischen Bereich in den zivilen Sektor transferiert werden und welche Rolle europäische Hersteller in diesem globalen Wettbewerb spielen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu den größten Rüstungsunternehmen der Welt
1. Warum dominieren US-Konzerne die weltweite Rüstungsindustrie?
Die USA verfügen über den größten Verteidigungshaushalt der Welt (2024: über 800 Mrd. US-$). Das Pentagon kauft in sehr großen, langfristigen Programmen ein – etwa F-35, B-21, Aegis, Patriot oder Virginia-Klasse-U-Boote. Diese Programme sichern amerikanischen Unternehmen stabile Umsätze über Jahrzehnte.
2. Warum wachsen europäische Rüstungsunternehmen seit 2022 so stark?
Der russische Überfall auf die Ukraine hat in Europa einen historischen Aufrüstungsschub ausgelöst. Deutschland, Polen, Skandinavien und viele NATO-Partner investieren massiv in Munition, Fahrzeuge, Luftverteidigung und Panzer. Firmen wie Rheinmetall, BAE Systems oder Leonardo profitieren besonders.
3. Warum sinken die Rüstungsumsätze in China?
Chinesische Hersteller wie AVIC und CETC leiden unter internen Anti-Korruptionskampagnen sowie Verzögerungen bei Militärflugzeugen und Elektronikprogrammen. Zudem veröffentlicht China deutlich weniger transparente Zahlen als westliche Staaten, was die Analyse erschwert.
4. Welche Rolle spielt der Maschinenbau in der Rüstungsindustrie?
Eine zentrale. Kampfjets, U-Boote, Radarsysteme oder Raketen bestehen aus hochpräzisen Komponenten, Werkstoffen und Fertigungsstufen. Technologien wie additive Fertigung, CFK-Verbundwerkstoffe, Automatisierung, Sensorik und Hochtemperaturprozesse stammen oft aus dem Maschinenbau oder werden dort weiterentwickelt.
5. Warum ist Rheinmetall das wichtigste deutsche Rüstungsunternehmen?
Rheinmetall ist Europas größter Munitionsproduzent und zentraler Akteur bei Leopard-Panzern, Schützenpanzern und Artilleriesystemen. Das Unternehmen baute seine Kapazitäten seit 2022 massiv aus und plant bis 2030 Umsätze von bis zu 50 Mrd. Euro. Es ist damit Deutschlands wichtigste Rüstungs- und Wehrtechnikfirma.
6. Wie entstehen die SIPRI-Zahlen?
Das SIPRI-Institut analysiert öffentlich zugängliche Finanzdaten, Geschäftsberichte, Regierungsinformationen sowie eigene Forschungsdaten. Wichtig: Es zählt Rüstungsumsatz, nicht Gesamtumsatz – das erklärt Unterschiede zu Unternehmensangaben.
7. Warum werden einige Unternehmen trotz großer ziviler Bereiche gelistet (z. B. Boeing, AVIC)?
SIPRI bewertet den Umsatzanteil, der tatsächlich mit Waffen, militärischen Dienstleistungen oder Rüstungstechnik erzielt wird. Zivile Geschäfte werden herausgerechnet. Daher können Konzerne mit großem Gesamtumsatz trotzdem weit hinten rangieren.