Strategische Produktionsoffensive

Rheinmetall eröffnet Fabrik für 155-mm-Munition in Unterlüß

In Unterlüß nimmt Rheinmetall eine der modernsten Munitionsfabriken Europas in Betrieb – mit klarer sicherheitspolitischer Signalwirkung und milliardenschwerer Tragweite. Die Produktionsziele für die 155-mm-Granaten sind beeindruckend.

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In Unterlüß feierte Rheinmetall die Einweihung einer neuen Munitionsfabrik für 155-Millimeter-Granaten.
In Unterlüß feierte Rheinmetall die Einweihung einer neuen Munitionsfabrik für 155-Millimeter-Granaten.

Mit einem neuen Werk für Artilleriemunition möchte der Rüstungskonzern Rheinmetall seine Position als stärkster westlicher Anbieter von 155-Millimeter-Geschossen ausbauen. Konzernchef Armin Papperger eröffnete die Anlage im niedersächsischen Unterlüß in Anwesenheit von NATO-Generalsekretär Mark Rutte, Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (alle SPD). Die Produktion der neuen Fabrik, die laut Unternehmensangaben in nur 14 Monaten errichtet wurde, soll schrittweise hochgefahren werden. Nach 25.000 Geschossen in diesem Jahr sollen es 2027 350.000 Geschosse sein, deren Reichweite bei bis zu 40 Kilometern liegt.

Inklusive anderer Standorte möchte Rheinmetall im Jahr 2027 eine Jahresproduktion von 1,5 Millionen Schuss erreichen, was etwa der doppelten Menge des aktuellen Produktionsvolumens entspräche. Das Investitionsvolumen für dieses Werk sowie für ein kleineres Werk für Raketenmotoren, das 2026 starten soll, beträgt laut Unternehmensangaben etwa 500 Millionen Euro.

Es sollen 500 neue Arbeitsplätze entstehen, davon 350 in dem Werk für Artilleriemunition. In Unterlüß ist Rheinmetall schon seit Langem präsent. An dem riesigen Standort hat das Unternehmen unter anderem eine Schießbahn sowie Produktionsstätten für den Schützenpanzer Puma und andere Militärgüter.

Bei der feierlichen Eröffnung sagte Papperger mit Blick auf das neue Werk und die separate Raketenmotor-Anlage: "Es war nicht einfach für uns, eine halbe Milliarde ohne Auftrag zu investieren." Er habe nur eine mündliche Zusicherung von Verteidigungsminister Pistorius gehabt. Inzwischen kamen aber Bestellungen. "Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass sie ihre Handshake-Agreements einhalten: Sie sind ein Mann des Wortes und der Tat", sagte der Manager über den SPD-Politiker. "Ich hätte ein riesiges Problem, wenn ich das alles hingestellt hätte und ich hätte keine Verträge."

Viel Lob aus der Politik und von der Nato

Die Nachfrage nach so einer Munition ist mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 nach oben geschnellt, Rheinmetall gehört zu den wichtigsten Lieferanten des von Russland angegriffenen Landes.

Minister Pistorius betonte die Dringlichkeit der Munitionsbeschaffung. "Ohne ausreichende Munition kann die Bundeswehr weder glaubwürdig abschrecken noch wirksam kämpfen", sagte der SPD-Politiker. "Geschosse des Kalibers 155 Millimeter spielen dabei eine Schlüsselrolle, das haben wir in der Ukraine gesehen." Dort würden täglich mehrere Tausend solcher Granaten verschossen. "Der Bedarf ist immens, darum gilt: Wir müssen liefern aus Beständen und aus neu produzierten Serien." Die Ukraine müsse versorgt bleiben und die Bundeswehr sowie Verbündete ihre Bestände auffüllen. Dafür sei das Rheinmetall-Werk in Unterlüß wichtig.

Munition als Teil der Abschreckung gegen Russland

Nato-Generalsekretär Mark Rutte nannte Rheinmetall "besonders wichtig" für die Versorgung westlicher Armeen mit Rüstungsgütern. Angesichts der russischen Bedrohung zeigte er sich zufrieden, dass die Düsseldorfer Firma und andere Rüstungsfirmen ihre Produktion hochfahren. Er sei zuversichtlich, dass sich das Blatt wende. Die westliche Rüstungsindustrie stelle immer mehr Waffen und Munition zur Verfügung. "Das ist entscheidend für unsere eigene Sicherheit und dafür, dass wir die Ukraine weiter unterstützen können."

Vizekanzler und Finanzminister Klingbeil bewertete das Werk als Beispiel für die neue Leistungsfähigkeit von Deutschlands Rüstungsindustrie. "Ich bin mir sicher, all diese Signale wird Wladimir Putin sehen: Wir meinen es ernst."

dpa

FAQ: Rheinmetall-Munitionswerk Unterlüß

Was wird im neuen Werk in Unterlüß produziert?
In der neuen Produktionsstätte fertigt Rheinmetall Artilleriemunition des Kalibers 155 Millimeter. Diese Geschosse gehören derzeit zu den meistgenutzten Munitionsarten in modernen Konflikten.

Wie hoch ist die geplante Produktionskapazität?
Die Anlage startet 2025 mit einer Jahresproduktion von 25.000 Geschossen. Bis 2027 soll die Kapazität auf 350.000 Geschosse jährlich steigen. Konzernweit plant Rheinmetall dann mit insgesamt 1,5 Millionen Schuss pro Jahr.

Wie lange dauerte der Bau der Anlage?
Die Fertigungsstätte wurde laut Unternehmensangaben innerhalb von nur 14 Monaten errichtet – ein außergewöhnlich kurzer Zeitraum für ein Projekt dieser Größenordnung.

Wie hoch waren die Investitionen für das Projekt?
Insgesamt investiert Rheinmetall rund 500 Millionen Euro. Darin enthalten ist neben der Munitionsfabrik auch ein geplanter Standort für Raketenmotoren, der 2026 starten soll.

Wie viele Arbeitsplätze entstehen in Unterlüß?
Insgesamt entstehen im Rahmen des Projekts 500 neue Arbeitsplätze, davon 350 direkt im Munitionswerk.

Welche politische Bedeutung hat das Werk?
Das Werk gilt als sicherheitspolitisch relevant. Die Anlage soll dazu beitragen, die Munitionsversorgung der Bundeswehr, ihrer Verbündeten und der Ukraine langfristig zu sichern.

Warum ist die 155-mm-Munition so wichtig?
Dieses Kaliber ist NATO-Standard und spielt in der modernen Artillerie eine zentrale Rolle. In der Ukraine werden täglich mehrere Tausend dieser Geschosse eingesetzt.

Gab es bereits konkrete Bestellungen?
Obwohl der Bau zunächst ohne schriftliche Aufträge erfolgte, liegen inzwischen konkrete Bestellungen vor. Rheinmetall hatte zunächst nur eine mündliche Zusicherung von Verteidigungsminister Pistorius erhalten.

Welche Rolle spielt Rheinmetall im westlichen Rüstungsmarkt?
Rheinmetall hat sich zur führenden westlichen Quelle für 155-mm-Munition entwickelt und wird als Schlüsselakteur für die europäische Verteidigungsfähigkeit eingestuft.