Fakten und Kontext

USS Gerald R. Ford - der größte Flugzeugträger der Welt

Die USS Gerald R. Ford ist der erste Neubau einer US‑Flugzeugträgerklasse seit über vierzig Jahren und Namensgeberin der Gerald‑R.‑Ford‑Klasse. Der atomgetriebene Gigant ist mehr als eine schwimmende Airbase - er ist auch ein Boost für die Industrie.

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Die USS Gerald R. Ford - in der Nomenklatur der US Navy CVN 78 - ist aktuell (Stand August 2025) der größte Flugzeugträger der Welt. CVN steht für Cruiser, heavier-than-air craft, Nuclear.
Die USS Gerald R. Ford - in der Nomenklatur der US Navy CVN 78 - ist aktuell (Stand August 2025) der größte Flugzeugträger der Welt. CVN steht für Cruiser, heavier-than-air craft, Nuclear. Public Affairs)

Historischer Hintergrund

Als die US‑Marine in den 1960er‑ und 1970er‑Jahren die Nimitz‑Klasse einführte, setzten diese Träger den Standard für Jahrzehnte. Mit dem Ende des Kalten Krieges wuchs jedoch der Bedarf an einer Plattform, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. 2005 erfolgte der erste Brennschneiden‑Vorgang für die USS Gerald R. Ford, das erste Schiff der nach ihr benannten Klasse. Die Kiellegung fand am 14. November 2009 im Werk Newport News Shipbuilding des Werftenkonzerns Huntington Ingalls Industries (HII) statt, und 2013 wurden die Propeller eingesetzt. Nach mehreren Testfahrten und der Integration der neuen Electromagnetic Aircraft Launch System (EMALS) sowie der Advanced Arresting Gear (AAG) ging sie am 22. Juli 2017 offiziell in Dienst.

Das Schiff ehrt den 38. US‑Präsidenten Gerald Ford, der während des Zweiten Weltkriegs selbst auf einem Flugzeugträger diente. Die Taufe durch Fords Tochter Susan Ford Bales verlieh dem Träger eine besondere symbolische Bedeutung. Heute gilt die USS Gerald R. Ford als ein modernes Kriegsschiff und als Vorlage für weitere geplante Einheiten dieser Klasse.

Bauweise und Konstruktion der USS Gerald R. Ford

Der Bau der USS Gerald R. Ford war eines der ambitioniertesten Schiffbauvorhaben des 21. Jahrhunderts. Newport News Shipbuilding griff dabei auf die modulare Bauweise zurück: Rumpfsektionen wurden separat gefertigt und später zu größeren Blöcken zusammengefügt. Diese Vorgehensweise ermöglichte parallele Arbeiten und reduzierte die Montagezeit. Am Ende entstand ein Schiff mit einer Länge von 333 Metern, einer Breite am Wasserpass von 40,8 Metern und einer Flugdeckbreite von rund 78 Metern. Mit einer Verdrängung von etwa 100 000 Tonnen gehört die USS Gerald R. Ford zu den größten Kriegsschiffen der Welt.

Für den Antrieb sorgen zwei A1B‑Druckwasserreaktoren, die zusammen 600 Megawatt thermische Leistung (~250 MW elektrisch) liefern. Sie treiben vier Wellen an und ermöglichen Geschwindigkeiten von über 30 Knoten (etwa 56 km/h). Die nukleare Energieversorgung macht den Träger hinsichtlich Reichweite praktisch unabhängig von konventionellem Treibstoff und erlaubt eine Einsatzdauer von über zwanzig Jahren ohne Nachbetankung. Dank einer 25‑prozentigen Erhöhung der Start‑ und Landekapazität sowie der automatisierten Waffenaufzüge können täglich bis zu 160 Einsätze durchgeführt werden, in Spitzenzeiten sogar 270.

Zu den auffälligen baulichen Neuerungen gehört die verkleinerte Insel – der Aufbau auf dem Flugdeck –, der weiter nach achtern gerückt wurde. Dies verbessert die Sichtlinien für Piloten und schafft Raum für mehr Flugdeckfläche. Weitere strukturelle Innovationen betreffen den Einsatz neuer Verbundmaterialien im Rumpf und in den Deckaufbauten, die Gewicht sparen und die Radarsignatur verringern.

Eine F/A-18E, die den
Eine F/A-18E, die den "Tomcatters" der Strike Fighter Squadron (VFA) 31 zugeteilt ist, bereitet sich auf den Start vom Flugdeck der USS Gerald R. Ford während eines Trainings auf See vor. Auffällig: Das Katapultsystem, das den Jet beschleunigt, dampft nicht mehr. Das liegt an den neuen, elektromagnetischen Systemen, die die Dampfkatapulte abgelöst haben.

Technische Daten und Besonderheiten

Ein zentrales Merkmal der USS Gerald R. Ford ist das EMALS, das neuartige Katapultsystem. Anders als die dampfbetriebenen Katapulte der Nimitz‑Klasse beschleunigen diese elektromagnetischen Schienen die Flugzeuge sanft und effizient, was geringere Belastungen für Fluggerät und Besatzung bedeutet und gleichzeitig leichtere unbemannte Fluggeräte starten lässt. Ergänzt wird das System durch das Advanced Arresting Gear, das landende Flugzeuge mittels Energierückgewinnung stoppt und dabei Wartungsaufwand und Gewicht reduziert.

Darüber hinaus kommt auf der USS Gerald R. Ford das Dual Band Radar (DBR) zum Einsatz – eine Kombination aus X‑ und S‑Band‑Radaren, die sowohl Such‑ als auch Feuerleitsysteme integriert. Diese radikale Zusammenführung reduziert die Zahl der Antennen, erhöht aber gleichzeitig die Reaktionsgeschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Das DBR wird nur auf CVN‑78 eingesetzt; ab CVN‑79 verzichtet man darauf und rüstet auf EASR um. Die generierte elektrische Leistung des Schiffes liegt rund 150 Prozent über der Nimitz‑Klasse; dies erlaubt zukünftige Upgrades wie Laserwaffen oder elektromagnetische Kanonen.

Bewaffnung und Luftgruppe: Die Air Wing besteht als Standardumfang in Friedenszeiten aus 60 bis 65 Maschinen. Für Kriegsmaximum sind 75 bis 90 möglich, darunter F/A‑18E/F Super Hornet, F‑35C Lightning II, E‑2D Advanced Hawkeye, EA‑18G Growler und MH‑60R/S Seahawk. Zur Selbstverteidigung verfügt der Träger über Evolved Sea Sparrow Missiles, Rolling Airframe Missiles und mehrere Phalanx CIWSNahbereichsgeschütze. Neben konventionellen Gleitbomben und Lenkwaffen können auch Drohnen oder unbemannte Systeme eingesetzt werden.

Crew und Lebensbedingungen: Eine wichtige Neuerung betrifft die Besatzung. Die optimierten Arbeitsabläufe, Automatisierung und die Wartungsreduktion führen zu einem kleineren Stammpersonal von rund 2.600 Seeleuten, während die Gesamtbesatzung inklusive Airwing und Stab ungefähr 4.540 Personen beträgt. Verbesserte Unterbringung (zwei‑Personen‑Kabinen statt großer Schlafsäle), modernes Fitness‑Equipment und Glasfasernetz tragen zu höherer Lebensqualität auf See bei.

Innovationsschub im Flugzeugträgerbau

Die USS Gerald R. Ford ist mit 23 neuen oder grundlegend überarbeiteten Systemen ausgerüstet. Die elektrischen Waffenaufzüge arbeiten magnetisch, was nicht nur Energie spart, sondern auch mehr Sicherheit bietet, da das Aufzugssystem keine hydraulische Flüssigkeit und weniger bewegliche Teile besitzt. Diese Elevator‑Technologie verbindet die Munitionslager unterhalb des Panzergürtels direkt mit den Waffenstationen auf dem Flugdeck und beschleunigt das Nachladen erheblich. Die Integration dieser neuen Systeme senkte den Wartungsaufwand um etwa 30 Prozent. Durch den Einsatz digitaler Kontrollsysteme und umfangreicher Sensorik kann der Träger frühzeitig Fehler erkennen und Reparaturen präventiv planen.

Die Kombination aus EMALS, AAG, DBR und elektrischen Waffenaufzügen verschafft der Gerald‑R.‑Ford‑Klasse einen deutlichen Vorsprung gegenüber älteren Trägern. Gleichzeitig ist der Entwurf modular ausgelegt; zukünftige Updates lassen sich einfacher einrüsten. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Flugzeugtypen im Laufe der Lebensdauer an neue Aufgaben anzupassen – vom bemannten Jet bis zum unbemannten Kampfsystem.

Wirtschaftliche Bedeutung für die USA

Der Bau der USS Gerald R. Ford ist nicht nur ein technologischer Triumph; er hat auch erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen. Das Ford‑Klassen‑Programm wird hauptsächlich von Huntington Ingalls Industries (HII) in Newport News (Virginia) umgesetzt, wobei über 2.000 Zulieferer in 46 Bundesstaaten beteiligt sind. Laut einer Analyse von Par Marine generiert allein das Flugzeugträgerprogramm 4,1 Milliarden US‑Dollar an wirtschaftlicher Leistung und erhält Tausende Arbeitsplätze landesweit. HII betont, dass die Blockbeschaffung von zwei Carriern die kontinuierliche Auslastung der Zulieferer sichert und langfristige Investitionen erleichtert.

Die US‑Schiffbauindustrie insgesamt beschäftigt rund 393.390 Menschen, erzielt 28,1 Milliarden US‑Dollar Arbeitseinkommen und trägt 42,4 Milliarden US‑Dollar zum Bruttoinlandsprodukt bei. Jeder direkte Schiffbau‑Arbeitsplatz schafft nach Angaben der Shipbuilders Council of America 2,67 weitere Arbeitsplätze, und jeder investierte Dollar erzeugt zusätzliche 2,48 Dollar an Wirtschaftsleistung. Projekte wie die USS Gerald R. Ford stützen somit nicht nur die Marine, sondern fungieren als Konjunkturpakete für Werften, Zulieferer und regionale Volkswirtschaften.

Trotz dieser positiven Effekte bleibt die Kostenkontrolle eine Herausforderung. Ein Bericht des Government Accountability Office (GAO) zeigte 2017, dass die CVN‑78 rund 12,9 Milliarden US‑Dollar gekostet hat – eine Steigerung um fast 23 Prozent gegenüber den ursprünglichen Plänen. Der zweite Träger der Klasse, USS John F. Kennedy (CVN‑79), wird mit etwa 11,4 Milliarden US‑Dollar veranschlagt. Kostenüberschreitungen resultieren aus der Komplexität neuer Technologien, Lieferkettenproblemen und unvorhergesehenen Testaufwänden. Dennoch argumentiert die Marine, dass die langfristigen Einsparungen durch geringeren Personalbedarf, niedrigere Wartungskosten und höhere Einsatzleistung die Investition rechtfertigen.

Schwächen und Herausforderungen

Obwohl die USS Gerald R. Ford zahlreiche technische Neuerungen bündelt, traten bei Tests deutliche Mängel zutage. Das Pentagon‑Amt für Operational Test & Evaluation (DOT&E) berichtete 2023, dass die Zuverlässigkeit der Katapultanlagen, des Advanced Arresting Gear und der Jetblast‑Deflektoren die Sortie‑Rate und die Effizienz des Flugbetriebs beeinträchtigt. In Übungen erreichten die elektromagnetischen Katapulte im Durchschnitt lediglich etwa 600 Zyklen zwischen Ausfällen, obwohl das Designziel bei mehr als 4.000 Zyklen lag. Das Advanced Arresting Gear fiel bereits nach rund 450 Zyklen aus, obwohl 16.500 vorgesehen waren.

Auch andere Komponenten bereiten Schwierigkeiten: Während eines Qualifikationstrainings fielen alle vier Jetblast‑Deflektoren aus; der Träger musste für Reparaturen zurück in den Hafen. Das Advanced Weapons Elevator‑System verzeichnete bei einer Munitionsübernahme 109 Störungen bei rund 20.000 Fahrten. Diese Probleme zeigen, dass neue Technik zwar perspektivisch Vorteile verspricht, aber in der Praxis noch nicht die geplante Zuverlässigkeit erreicht. Die daraus folgenden Verzögerungen, zusätzlichen Kosten und der erhöhte Schulungsaufwand für die Besatzung sind Herausforderungen, die das Ford‑Programm begleiten.

Zukunftsaussichten

Nach ihrer Indienststellung durchlief die USS Gerald R. Ford umfangreiche Tests und ein Post‑Shakedown‑Overhaul. Im April 2023 absolvierte sie ihr erstes Carrier Strike Group Composite Training Unit Exercise (COMPTUEX), um die Einsatzreife zu erreichen. Inzwischen ist sie Teil der schnellen Eingreiftruppen der US‑Navy und dient als Testplattform für zukünftige Technologien wie Directed‑Energy‑Waffen. Die nächsten Schiffe der Klasse – John F. Kennedy, Enterprise und Doris Miller – werden von den bei der USS Gerald R. Ford gewonnenen Erfahrungen profitieren. Verbesserungen in der Fertigung und eine straffere Projektsteuerung sollen die Kosten senken und die Lieferzeiten verkürzen.

Quellen: defence.gov, naval-technology.com, allhands.navy.mil, seaforces.org, hii.com, par.com, shuipbuildersusa.org, gao.gov, maritime-executive.com.

USS Gerald R. Ford

FAQ zur USS Gerald R. Ford

Was ist die USS Gerald R. Ford? – Sie ist der erste Flugzeugträger der Gerald‑R.‑Ford‑Klasse und der erste Neubau einer US‑Flugzeugträgerklasse seit über vierzig Jahren. Das Schiff ist nach dem 38. US‑Präsidenten benannt und wurde am 22. Juli 2017 in Dienst gestellt.

Wie groß ist die USS Gerald R. Ford? – Der Träger ist etwa 333 Meter lang, 40,8 Meter breit am Wasserpass und hat ein 78 Meter breites Flugdeck. Seine Verdrängung liegt bei ungefähr 100 000 Tonnen.

Welche technischen Neuerungen besitzt sie? – Die wichtigsten Innovationen sind das elektromagnetische Katapultsystem EMALS, die Advanced Arresting Gear für die Flugzeuglandung, das Dual Band Radar und elektrische Waffenaufzüge. Diese Systeme erhöhen die Effizienz, senken den Wartungsaufwand und bieten Potenzial für künftige Waffen wie Laser.

Warum ist der Bau wirtschaftlich bedeutend? – Der Bau der USS Gerald R. Ford und weiterer Einheiten bindet ein Netzwerk aus über 2 000 Zulieferern in 46 Bundesstaaten und generiert Milliarden an Wirtschaftsleistung. Die amerikanische Schiffbauindustrie schafft hunderttausende Arbeitsplätze und hat starke Multiplikatoreffekte.

Wie teuer ist die Gerald‑R.‑Ford‑Klasse? – Der GAO‑Report bezifferte die Kosten der CVN‑78 auf 12,9 Milliarden US‑Dollar; der Nachfolger CVN‑79 wird auf 11,4 Milliarden US‑Dollar geschätzt.