
Produktionsmanagement ist mehr als nur die Steuerung der Fertigung. Was es eigentlich sein sollte, erklärt unser Kolumnist Andreas Syska. (Bild: tunedin - stock.adobe.com)
Produktion verbindet Mensch und Maschine mit Energie und Information, um Material einen Mehrwert zu verleihen. Deswegen nennt man dies auch Wertschöpfung. Sie ist aber kein Privileg der Fabriken, sondern findet im Handwerk, im Gesundheitswesen, in der Gastronomie, auf dem Bau, ja sogar im Handel statt. Wie in der Bäckerei, wo am Point of Sale aus vorproduzierten Teiglingen unter den Augen der Kunden frische Brötchen werden.
Wertschöpfung muss organisiert werden. Dies heißt zwar Produktionsmanagement, reduziert damit aber die Wertschöpfung auf das Geschehen in der Fabrik.
Damit nicht genug, wie der Blick in Lehrbücher offenbart: Dort dreht sich das Produktionsmanagement fast ausschließlich um die in Einzel- und Kleinserienfertigung stattfindende Stückfertigung durch Produktionsverfahren wie Drehen, Fräsen oder Schweißen. Gelehrtes Produktionsmanagement ist in Wirklichkeit nur ein Maschinenbau-Management.
Unter dieser Unzulänglichkeit leiden bis heute PPS-Systeme und mit ihnen Industrie 4.0, für die die Bezeichnung Maschinenbau 4.0 treffender wäre. Sorry, aber dieser Seitenhieb musste jetzt einfach sein.
Wertschöpfung endet nicht am Werkstor und Produktion findet nicht nur in Fabriken statt. Deshalb muss das Produktionsmanagement größer gedacht werden.
Produktionsmanager - raus aus der Fabrik!
Machen wir aus dem Produktionsmanagement ein Wertschöpfungsmanagement und lassen andere Bereiche der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens hieran teilhaben.
Denn angesichts der teils haarsträubenden Ineffizienzen in Handwerk, Gastronomie und Bauwesen täte es gut, die Prinzipien der schlanken Produktion dorthin zu übertragen und somit auch da die Effizienz zu steigern. Von öffentlicher Verwaltung und dem Gesundheitswesen ganz zu schweigen.
Hätte es außerhalb der Fabriken auch nur halb so viel Effizienzgewinne gegeben, wie in den Fabriken selber, wäre manch ein Mangel an Fachkräften nicht existent.
Wenn sich diese Erkenntnis einmal breit macht, könnte die Nachfrage nach Produktionern und Experten für Lean Production drastisch steigen.
Alle würden hiervon profitieren.
Und nicht nur wegen der frischen Brötchen.
Das ist Prof. Dr. Andreas Syska

Die Faszination für Produktion begleitet ihn sein gesamtes Berufsleben lang. Nach Maschinenbaustudium und Promotion an der RWTH Aachen war er bei der Robert Bosch GmbH tätig, zuletzt als Produktionsleiter.
Als Professor für Produktionsmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach gibt er seinen Studenten und Industriepartnern ein größtmögliches Stück dieser Faszination weiter.