In vielen EU-Unternehmen häufen sich die pessimistischen Aussichten, was das Geschäft mit China betrifft.

In vielen EU-Unternehmen häufen sich die pessimistischen Aussichten, was das Geschäft mit China betrifft. (Bild: KI)

Europäische Unternehmen beurteilen ihre Wachstumschancen in China so schlecht wie noch nie. Wie aus der jetzt veröffentlichten jährlichen Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking hervorgeht, äußerten sich 23 Prozent der befragten Unternehmen pessimistisch über ihre Wachstumsaussichten in den kommenden zwei Jahren - so viele wie noch nie. In der Vorjahresumfrage hatten sich nur 9 Prozent pessimistisch geäußert. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Wachstumsaussichten positiv einschätzen, ist dagegen von 55 Prozent im Vorjahr auf 32 Prozent und damit auf einen Tiefststand gesunken.

„Es gibt beunruhigende Anzeichen dafür, dass einige europäische Unternehmen ihre Aktivitäten in China aufgeben oder ihre Ambitionen zurückschrauben, da die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, die Vorteile einer Präsenz in China überwiegen“, sagte Jens Eskelund, Präsident der EU-Handelskammer in Peking anlässlich der Vorlage der Umfrage. „Die chinesische Regierung signalisiert immer wieder ihre Absicht, das Geschäftsumfeld zu verbessern, aber wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen, um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.“

Das vergangene Jahr sei für europäische Unternehmen in der Volksrepublik von „wachsender Unsicherheit“ geprägt gewesen, so die EU-Kammer. Zwar habe die Öffnung Chinas nach der Pandemie zunächst ein „Gefühl des Optimismus“ ausgelöst. „Tiefgreifende strukturelle Probleme“ wie die schwache Binnennachfrage, die hohe Verschuldung der Lokalregierungen und anhaltende Herausforderungen im Immobiliensektor hätten die Aussichten jedoch schnell wieder eingetrübt. Das Vertrauen der Unternehmen sei zudem durch widersprüchliche Botschaften der chinesischen Regierung weiter geschwächt worden.

Als derzeit größte Herausforderungen für ihr Geschäft nannten die Unternehmen insbesondere die konjunkturelle Abschwächung in China, gefolgt von der allgemein schwachen Weltkonjunktur. Auch der Konflikt zwischen den USA und China sowie andere geopolitische Spannungen wurden als wichtige Faktoren genannt. Auch die zunehmende Konkurrenz durch chinesische Unternehmen macht den EU-Unternehmen zu schaffen.

Während sich die wirtschaftlichen Herausforderungen verschärften, blieben andere Geschäftshindernisse in China, wie regulatorische Anforderungen und unvorhersehbare Gesetzgebung, hoch. Nur noch 16 Prozent der Befragten erwarten eine Verringerung der regulatorischen Hürden - auch das ist ein Rekordtief.

Das negative Umfeld wirkt sich auch spürbar auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen aus. So ist der Anteil der Befragten, die China noch als Top-Destination für aktuelle und zukünftige Investitionen sehen, mit 15 bzw. 12 Prozent so niedrig wie nie zuvor.

Alternativen zu China gefragt

„Die Unternehmen verlagern weiterhin Investitionen, die ursprünglich für China geplant waren, auf alternative Märkte, die als berechenbarer, zuverlässiger und transparenter wahrgenommen werden", heißt es im Bericht der Kammer. Gleichzeitig sank der Anteil der Befragten, die ihre derzeitigen China-Aktivitäten im kommenden Jahr ausweiten wollen, auf ein Rekordtief von 42 Prozent (Vorjahr: 48 Prozent). Viele Unternehmen schränkten zudem die Reinvestition ihrer Gewinne in China ein, so die Kammer.

Ein zunehmendes Problem in China seien zudem die hohen Überkapazitäten in vielen Branchen. Insgesamt beobachteten 36 Prozent der Befragten Überkapazitäten in ihrer Branche. Weitere zehn Prozent erwarten diese in naher Zukunft. Der höchste Anteil der Befragten (69 Prozent) meldete Überkapazitäten im Baugewerbe. Den zweithöchsten Anteil verzeichnete die Automobilindustrie mit 62 Prozent.

Drei Fünftel der Befragten, die von Überkapazitäten in ihrer Branche berichteten, nannten zu hohe Investitionen in die heimische Produktion als Hauptursache für die Probleme. Aber auch eine zu geringe Nachfrage sowohl auf dem chinesischen Markt als auch auf dem Weltmarkt wurde als Grund genannt.

Erst am Montag hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor einem Treffen mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping in Paris deutlich gemacht, dass die EU die derzeitigen Subventions- und Handelspraktiken Chinas nicht länger tolerieren werde. Aufgrund der schwachen Binnennachfrage produziere China derzeit mit hohen Subventionen mehr, als es verkaufe, argumentierte die Spitzenpolitikerin. Bereits im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission angekündigt, mögliche Strafzölle auf Elektroautos aus China zu prüfen.

dpa

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