Viele Unternehmen stehen derzeit vor der Herausforderung, weiter Energie sparen zu müssen. Aus diesem Grund hat die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) eine Effizienzinitiative gestartet und viele konkrete Beispiele gesammelt. Die Zahlen sind dabei beeindruckend: 45 Prozent Einsparung in der Produktion sind möglich. Das zeigt unter anderem die Demofabrik ETA an der TU Darmstadt. Die Maßnahmen, die dort greifen, wurden bereits von mehreren Unternehmen umgesetzt, darunter Trumpf. Und es gibt noch viel mehr zum Teil einfach und schnell umsetzbare Maßnahmen mit großem Effekt.
So zeigt ein weiteres Beispiel, dass eine optimierte Regelung raumlufttechnischer Anlagen in Trockenräumen gut 35 Prozent Energie einsparen kann. Und Minimalmengenschmierung kann die benötigte Leistung um 28 Prozent senken. „Es gibt für sehr viele, auch energieintensive Prozesse bereits Lösungen, die erheblich Energie sparen helfen. Das Problem ist, dass sie nicht ausreichend bekannt sind – oder es bisher nicht für notwendig erachtet wurde, sie einzuführen. Das dürfte sich mit der Energiekrise ändern“, sagt Prof. Jens P. Wulfsberg, Präsident der WGP.
Im Fokus: Gasversorgung in der Industrie
Was passiert, wenn Putin wirklich den Gashahn ganz zudreht? Wie soll die Industrie ohne russisches Gas über den Winter kommen? Welche Maßnahmen werden ergriffen? PRODUKTION hält Sie über alles Wichtige rund um die Gasversorgung auf dem Laufenden. Wir empfehlen Ihnen diese Artikel:
"Die dramatisch veränderte politische, wirtschaftliche und ökologische Lage zwingt uns, die Evolution hin zu umweltverträglicher und krisenfester Produktion zu einer Revolution zu machen. Unsere Initiative zeigt Wege auf, wie wir uns kurzfristig aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befreien und gesellschaftliche Verwerfungen verhindern können“, sagt Wulfsberg, der auch das Laboratorium Fertigungstechnik (LaFT) der Universität der Bundeswehr in Hamburg leitet.
„Das ist unser Beitrag, um die außerordentliche Krise, in der wir alle stecken, zu überwinden“, ergänzt Prof. Wolfram Volk, Sprecher des Wissenschaftsausschusses der WGP. „Wir können und wollen nicht einfach so weitermachen wie bisher.“
Energie: Jeder investierte Euro kommt doppelt zurück
Der WGP-Präsident erklärt außerdem: „Wir haben einen mächtigen Hebel, der mit Blick auf bisherige Klimaschutzmaßnahmen nicht genügend genutzt wurde: das Sparen von Energie mittels Energieeffizienz. Sie vermindern nicht nur den Geldtransfer in problematische Volkswirtschaften. Darin steckt auch die Möglichkeit, Wertschöpfung in Deutschland zu schaffen“, so Wulfsberg. „Wir sind sicher, dass die Politik dieses Thema noch stärker aufgreifen muss, wenn die Fülle bereits existierender Maßnahmen deutlich wird. Man muss nur einmal hochrechnen, wieviel schneller wir unsere Gasspeicher füllen könnten und wie schnell wir zu einem internationalen Vorbild würden. Die konsequente Umsetzung von Effizienzmaßnahmen ist nicht zuletzt eine riesige Chance für unser Land.“
Jeder investierte Euro käme somit doppelt zurück. „Das Hilfsprogramm für energieintensive Industrie mit einem Umfang von fünf Milliarden Euro könnte auch in die flächendeckende Umsetzung der Sparmaßnahmen gesteckt werden. Dann würden die Energiepreise die produzierenden Unternehmen erst gar nicht in dem Maße beeinträchtigen, wie sie es jetzt tun. Und gleichzeitig hätten wir nach Autos einen neuen Exportschlager für unsere Industrie geschaffen. Die Frage ist nicht, ob wir es schaffen. Die Frage ist, ob wir es wirklich schaffen wollen. Und diese Frage geht an Unternehmer genauso wie an Politiker.“
Quelle: WGP
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