Energieeffizientes Computing: Auch mit Green IT können sich Unternehmen Wettbewerbsvorteile schaffen - mit auf Effizienz optimierter Hardware und der Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb von Systemen.

Energieeffizientes Computing: Auch mittels Green IT können sich Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen - mit auf Effizienz optimierter Hardware und der Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb von Systemen. (Bild: miss-irine - stock.adobe.com)

Während produzierende Unternehmen ihre Fertigungsprozesse bereits seit Jahren im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit – etwa durch Steigerung der Energieeffizienz – optimieren, rückt nun zunehmend auch die IT-Infrastruktur in den Fokus. Denn die fortschreitende Digitalisierung der Produktion – von der Shopfloor-IT bis zur Cloud – hinterlässt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Gleichzeitig sind digitale Technologien ein wesentlicher Schlüssel zur nachhaltigen Transformation. Zwar geht der Wandel zunächst oft mit einem höheren Ressourcenverbrauch einher, doch die nachhaltige Digitalisierung eröffnet enorme Chancen: Durch datenbasiertes Management und innovative Technologien lassen sich Emissionen reduzieren und langfristig positive Effekte für Umwelt und Unternehmen erzielen.

Die digitale Transformation hinterlässt Spuren

Laut aktueller Bitkom-Studie wird die IT-Anschlussleistung deutscher Rechenzentren bis 2030 auf 4.850 MW steigen – fast eine Verdopplung gegenüber heute. Damit gehen entsprechende Emissionen einher. Gleichzeitig produzieren die Deutschen jährlich über eine Million Tonnen Elektroschrott – Tendenz steigend. Der Preis dieser Entwicklung ist ein erheblich höherer ökologischer Fußabdruck.

Warum rückt die IT-Infrastruktur in den Fokus der Nachhaltigkeit?

Gleichzeitig bieten die Möglichkeiten der Digitalisierung enorme Potenziale für den Klimaschutz. Nach Berechnungen der Bitkom können digitale Technologien in den Bereichen Energie, Industrie und Verkehr bis 2030 jährlich zwischen 40 und 80 Millionen Tonnen CO₂ einsparen – das entspricht bis zu einem Viertel der Emissionsminderung, die nötig ist, damit Deutschland seine Klimaziele im Jahr 2030 erreicht. Diese Daten zeigen: Nachhaltige Digitalisierung erfordert eine differenzierte Betrachtung von Chancen und Risiken.

Aktuelle Meldungen aus der Industrie

Energiekrise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel: Die Industrie steht vor vielen Herausforderungen. Alle Meldungen aus Maschinenbau und Co finden Sie in unserem News-Blog. Hier klicken!

Fundament für nachhaltige IT schaffen

Eine zentrale Herausforderung liegt in der Datenbasis: Obwohl Unternehmen bereits große Datenmengen sammeln, mangelt es oft an Qualität oder der Verfügbarkeit spezifischer Nachhaltigkeitsdaten, die für ein effektives Kennzahlenmanagement benötigt werden. Ein durchdachtes Data-Governance-Konzept, kombiniert mit einem klar abgesteckten Datenmanagement und modernen Analysewerkzeugen, bilden das Fundament für eine nachhaltige IT-Strategie.

Welche Chancen Green IT für Klimaschutz und Effizienz bietet

Die Scope-4-Analyse ermöglicht dabei die Bewertung von Digitalisierungsprojekten hinsichtlich ihrer CO₂-Einsparungen und indirekten Effekte. Auch die Migration in die Cloud bietet Einsparpotenziale – vorausgesetzt, die Anbieter legen ihre CO₂-Bilanz offen.

Entscheidend für den Erfolg ist zudem ein Kulturwandel. Ein erfolgreicher Wandel erfordert eine Unternehmenskultur, in der ökologische Verantwortung tief verankert ist und von allen Mitarbeitenden bewusst gelebt wird. Die Integration nachhaltiger Prinzipien in die Unternehmenswerte stärkt dieses Bewusstsein. Kooperationen mit anderen Unternehmen bieten zudem Chancen zur Entwicklung grüner Technologien.

Handlungsempfehlungen für produzierende Unternehmen

  1. Bestandsaufnahme der IT-Landschaft
    Eine systematische Erfassung des Ressourcenverbrauchs, ob Energie, Wasser oder Fläche, sowie des CO₂-Fußabdrucks der gesamten IT-Infrastruktur – vom Edge-Device bis zum Rechenzentrum – schafft Transparenz. Moderne Monitoring-Tools ermöglichen nach erstmaliger Erhebung eine weitgehend automatisierte Analyse.

  2. Quick Wins identifizieren
    Schnelle Erfolge lassen sich oft durch einfache Maßnahmen erzielen, etwa durch die Konsolidierung von Servern oder die Optimierung von Kühlsystemen. Auch die Verlängerung von Hardware-Lebenszyklen oder der Einsatz von Refurbishment spart Ressourcen.Condition-Monitoring-Systemekönnen zudem Wartungszyklen optimieren und die Lebensdauer von Maschinen verlängern.

  3. Digitalisierungsprojekte neu bewerten
    Unternehmen sollten laufende und geplante Digitalisierungsprojekte auch unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachten. Zentrale Fragen sind dabei: Welche bestehenden Prozesse lassen sich optimieren oder welche neuen Aspekte können wir mithilfe des Projekts erschließen? DieScope-4-Analysehilft auch hier, Einsparpotenziale zu quantifizieren und den ökologischen Nutzen messbar zu machen. Ein Beispiel sind digitale Zwillinge, die die Anzahl physischer Prototypen reduzieren und damit Material- und Energieeinsatz senken.

  4. Shopfloor-IT effizienter gestalten
    Gerade in der Produktion bieten sich große Einsparpotenziale. Intelligente Energiemanagementsysteme steuern Anlagen bedarfsgerecht und minimieren den Energieverbrauch. Edge Computing reduziert Datenübertragungen und senkt den Energiebedarf der IT-Infrastruktur.

  5. Mitarbeitende aktiv einbinden
    Der energieeffiziente Umgang mit IT-Systemen wird durch gezielte Schulungen der Teams gefördert, und Anreize schaffen zusätzliche Motivation für nachhaltige Verhaltensweisen. Nachhaltigkeit kann nur erfolgreich sein, wenn sie im gesamten Unternehmen mitgetragen wird.

Wettbewerbsvorteil durch nachhaltige IT

Die nachhaltige Gestaltung der IT-Infrastruktur ist für produzierende Unternehmen unverzichtbar. Steigende Energiekosten, verschärfte Regulierungen und wachsende Kundenanforderungen machen Green IT zum strategischen Muss.

Die gute Nachricht: Investitionen in Green IT zahlen sich mehrfach aus – durch niedrigere Betriebskosten, höhere Resilienz und verbesserte Marktchancen. Entscheidend ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die IT-Infrastruktur als auch deren Einsatz zur Optimierung von Produktionsprozessen umfasst.

Wer jetzt handelt, sichert sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Damit das gelingt, müssen Unternehmen Green IT fest in ihrer Digitalisierungsstrategie verankern und eine entsprechende Strategie mit klaren Zielen und Maßnahmen hinterlegen. Langfristig kann eine klimaneutrale Produktion zu einem echten Gamechanger für mehr Nachhaltigkeit werden – wenn Unternehmen Green IT konsequent in ihre Digitalisierungsstrategie integrieren und Verantwortung für eine bessere Zukunft übernehmen.

Der Autor Christoph Zorn ist Consultant für ESG-Strategie und -Transformation bei Detecon International.

überarbeitet von: Dietmar Poll

Wissen, was die Industrie bewegt!

Newsletter-Produktion

Alles zu Industrie 4.0, Smart Manufacturing und die ganze Welt der Technik.

Newsletter gratis bestellen!

Sie möchten gerne weiterlesen?