Wie nutzt das Delta Electronics Smart Factory Solutions, um den Markt zu revolutionieren? Michael Mayer-Rosa erklärt es im Interview.

Wie nutzt das Delta Electronics Smart Factory Solutions, um den Markt zu revolutionieren? Michael Mayer-Rosa erklärt es im Interview. (Bild: VicenSanh - stock.adobe.com; generiert mit KI)

Ein wichtiges Thema für Sie ist Digitalisierung. Wie setzen Sie Digitalisierung konkret ein?

Michael Mayer-Rosa: Wir nutzen Digitalisierung, um unsere Prozesse zu optimieren. Wie können wir die Qualität noch verbessern? Wo können wir noch ein bisschen Geschwindigkeit rausholen? Der Gedanke dabei ist nicht, die Kosten zu drücken, sondern um uns selbst zu beweisen, dass wir es noch besser machen können. Denn bei uns lassen große Firmen produzieren, weil sie keinen anderen finden, der ihnen das so optimiert produziert, wie wir bei Delta.

Diese Fähigkeiten fangen wir jetzt langsam an auch auszurollen. Das heißt, wir zeigen dem Markt, was wir in der Smart Factory Solution können und bieten es schrittweise an, um Kunden bei der Optimierung zu helfen.

Michael Mayer-Rosa ist Senior Director der Industrial Automation Business Group EMEA beim Automatisierungsexperten Delta Electronics.
Michael Mayer-Rosa ist Senior Director der Industrial Automation Business Group EMEA beim Automatisierungsexperten Delta Electronics. (Bild: Delta Electronics)

Gibt es einen Endpunkt? Also gibt es einen Punkt, an dem nicht weiter digitalisiert werden kann und auf den Sie hinarbeiten?

Mayer-Rosa: Einen Endpunkt in der Digitalisierung wird es, glaube ich, nie geben, weil immer irgendwas Neues dazukommt. Aber die Digitalisierung ist irgendwann an einem Limit, an dem so viele Daten zur Verfügung stehen, dass der Mensch das gar nicht mehr verarbeiten kann.

Das heißt, ich brauche wiederum eine andere Digitalisierung, die mir die erste Digitalisierung optimiert, sodass ich es wieder komprimieren und verstehen kann. Schreibe ich da jetzt KI drüber? Das lasse ich mal so im Raum stehen immer. Denn für mich gibt es noch keine 100-prozentige Definition, was eine KI ist.

Für mich fällt das immer noch unter die Themen Machine Learning, Machine Understanding sowie Datensammlung und -sortierung. Dabei nutzen wir das gesamte Datensystem voll aus. Die gesammelten Daten werden systematisch erfasst und in verschiedene Kategorien eingeordnet.

Anschließend folgt ein weiterer Schritt in der Datenanalyse: Eine spezielle Software überprüft, ob die Informationen/Daten sinnvoll sind oder ob Anpassungen nötig sind. Falls erforderlich, werden die Zuordnungen Automatisch überarbeitet. Auf dieser Grundlage werden automatisiert Entscheidungen getroffen, um Prozesse in der Produktion weiter zu optimieren und zu automatisieren.

Neben dem Thema KI: Welche Technologien sehen Sie derzeit auf dem Vormarsch?

Mayer-Rosa: Der D-Bot Cobot war aktuell die letzte Produkteinführung. Wir arbeiten schon an weiteren Updates, die noch genauer, noch präziser arbeiten können. Das ist für Nischenmärkte relevant, aber auch die müssen bedient werden. Das heißt, wir wollen bei den Produkteinführungen jetzt eher dem Mittelstand Unterstützung anbieten.

Denn genau die trifft es ja beim Thema Fachkräftemangel hart. Die KMUs sind auf ihre Produktion angewiesen. Den Mittelständlern ist erst einmal wichtig, dass der Cobot funktioniert und die haben eher Angst, dass sie noch jemanden einstellen müssen, der weiß, wie man die Maschine bedient.

Deshalb ist es mir wichtig, dem Kunden schnell beizubringen, wie einfach Cobots zu bedienen sind. Mein Ziel ist es, die Generation Mittelstand an das Thema Robotik heranzuführen. Ob es dadurch digitaler wird, das weiß ich nicht. Das kommt auf die Größe drauf an und den willen in die Zukunft zu investieren.

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Das heißt, der Mittelstand beschäftigt sich noch nicht so intensiv mit dem Thema Robotik.

Mayer-Rosa: Der Mittelstand hat meiner Meinung nach noch gar nicht richtig angefangen, sich damit zu beschäftigen. Aber er automatisiert schon. Es gibt eine Studie, die sagt, ungefähr 41 Prozent der europäischen Werke in Deutschland sind schon auf irgendeine Art automatisiert. Da ist also noch viel Potenzial.

Und wenn man in die 41 Prozent reinschaut, ist der größte Anteil Digitalisierung, weil Digitalisierung ja ein Hype war oder immer noch ist. Von den 41 Prozent haben 50 Prozent Robotik in den Werken. Aber der größte Anteil davon sind die Industrie-Roboter. Natürlich vor allem durch die Automotive-Industrie.

Was sind denn Ihrer Meinung nach die Gründe für die Zurückhaltung beim Thema Robotik und KMUs?

Mayer-Rosa: Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, sind tatsächlich noch ein bisschen skeptisch. Sie fragen sich, ob der Roboter einfach zu bedienen und nicht zu komplex für sie ist? Was brauche ich da alles dazu? Muss ich in komplexe Sicherheitskonzepte investieren? Diese Hürde, diese Angst muss erst noch überwunden werden.

Wenn ein Mittelständler heutzutage sich mit dem Thema Robotik beschäftigen will, was macht er dann? Er googelt. Dann gibt er das Thema Roboter ein. Was kriegt er aber als erstes? KI-Lösungen, Hightech Robotik und Zukunftstechnologien. Und dann fragt er sich, was will ich damit? Das brauche ich ja gar nicht. Ich möchte nur diese eine Task erledigen. Also da wird er schon über das Internet überrannt und er fragt sich, ob Robotik überhaupt das Richtige für ihn ist.

Die bereits jüngere Generation im Mittelstand, die interessiert sich dafür und versteht es auch. Aber sind wir mal ehrlich, im Mittelstand trifft meistens noch die ältere Generation die Entscheidungen. Die aber jetzt irgendwann in Rente gehen und dann kommt der Nachwuchs. Deshalb sage ich auch, der Mittelstand braucht einfach noch ein bisschen, bis der Generationswechsel stattgefunden hat oder das Verständnis, dass es doch einfach ist zu benutzen ist, angekommen ist.

Die Industrie steckt ja derzeit in einer Krise. Wie zeigt sich das bei Ihnen?

Mayer-Rosa: Wir merken durch die Krise, dass Kunden auf uns zukommen, weil sie nur noch bestimmte Ressourcen zur Verfügung haben und für Teile ihrer Produktion einen Partner suchen. Natürlich zahlt das erst in ein, zwei Jahren ein, weil wir unsere Produkte ja für den Kunden adaptieren, dann muss die Produktion aufgesetzt werden und dann wird es für ihn produziert. Das braucht immer seine Zeit.

Bei den bestehenden Kunden, klar, da ist natürlich schon die Flaute da. Da merken wir auch, dass es eher ruhiger geworden ist. Aber dennoch merken wir, dass größere Firmen vermehrt Anfragen stellen, da sie ihre Ressourcen nun umschichten und mehr nach außen vergeben.

Ich gehe davon aus, dass das erste Quartal weiterhin ruhig bleiben wird. Neben der Bundestagswahl und der USA hat ja auch der Ukraine-Krieg noch einen Einfluss. Die Geschäfte in Russland werden aber weiter nicht stattfinden, selbst wenn der Krieg vorbei ist.

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Welche Ziele und Pläne haben Sie sich für 2025 vorgenommen?

Mayer-Rosa: Ein Ziel sind natürlich die neuen Produkte im Bereich Robotik, die dieses Jahr kommen werden. Da ist vor allem die Automatica Messe wichtig für uns. Ich glaube, das wird dann, die Highlight-Messe schlechthin für 2025. Denn da werden alle zeigen, welche Neuheiten sie im Bereich Automatisierung und Robotik haben.

Wird der Hype um KI und Machine Learning dieses Jahr weitergehen?

Mayer-Rosa: Ich würde behaupten, das Thema KI wird richtig groß, genauso wie humanitäre Robotik und alles, was zur Automatisierung zählt. Für diese Themen zeigen wir natürlich auch Lösungen auf.

KI ist aber das Schlagwort. Jeder kann was damit irgendwie anfangen, denn jeder verbindet damit etwas, zum Beispiel Chat-GPT. Das heißt, das Wort wird weiter so bestehen bleiben.

Ich nutze als Schlagwort lieber Industrie 5.0. Denn 4.0 ist für mich schon vorbei. Wir gehen in die 5.0 rein, was auch das Thema neue Robotik, neue digitale Fertigung ist. Das ist unser Fokus für 2025.

Beim Thema digitale Fabrik ist ein Fokus von Ihnen die sogenannte „dark Factory/dunkle Factory“. Was steckt da dahinter?

Mayer-Rosa: Es gibt kein Licht mehr in der Fabrik, weil kein Mensch mehr da ist. Es arbeiten dann nur noch Maschinen und ohne Licht somit spart man sich Energie. Das ist für die Nachhaltigkeit ja auch für die Industrie 5.0 auch ein großes Thema, vor allem bei den hohen Energiekosten.

Derzeit gibt es noch viele Fabriken, in denen noch Menschen arbeiten, aber die Frage ist, wie lange noch? Ein Roboter hat eben auch noch seine Grenzen und kann noch nicht alles übernehmen.

Die Hardware & Software für die zukünftige dark Factory wird immer besser und bald ist bereit für den Einsatz.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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