Memmoet zieht historisches Gebäude um

Mega-Umzug: Kiruna-Kirche in einem Stück verlegt

Ein 713 Tonnen schweres Holzgebäude, bewegt in einem Stück – was wie ein architektonisches Märchen klingt, ist für die Stadt Kiruna mit Hilfe der Speziallogistik-Cracks von Mammoet Realität geworden. Ein historisches Bauwerk trifft auf Hightech-Transport.

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Eine Kirche auf Rädern: Auf zwei Zügen selbstfahrender modularer Transporter (SPMTs), jeweils mit 28 Achsen, zieht die historische Holzkirche von Kiruna fünf Kilometer ins neue Stadtzentrum um.
Eine Kirche auf Rädern: Auf zwei Zügen selbstfahrender modularer Transporter (SPMTs), jeweils mit 28 Achsen, zieht die historische Holzkirche von Kiruna fünf Kilometer ins neue Stadtzentrum um.

Warum musste die Kiruna-Kirche umziehen?

Das einst als schönstes Gebäude Schwedens ausgezeichnete Wahrzeichen steht vor einer neuen Ära – gezwungenermaßen. Hintergrund ist der unterirdische Eisenerzabbau durch das staatliche Unternehmen LKAB. Die Stadt Kiruna musste weichen, denn unter ihren Fundamenten arbeitet einer der größten Bergbaukonzerne Europas. Ganze Straßenzüge, Wohnhäuser und eben auch die 1912 eingeweihte Kiruna-Kirche wurden Teil eines ambitionierten Stadtverlagerungsprojekts.

Fünf Kilometer weiter nördlich entsteht das neue Stadtzentrum – moderner, sicherer und zukunftsorientierter. Doch für die Menschen in Kiruna ist der Erhalt des kulturellen Erbes essenziell. Und so wurde die Verlegung der Kiruna-Kirche zum Symbol dieses städtebaulichen Kraftakts.

Millimeterarbeit auf Schwedens Straßen: Die 713 Tonnen schwere Kiruna-Kirche auf dem Weg in ihr neues Zuhause – getragen von 56 Achsen hochpräziser SPMTs.
Millimeterarbeit auf Schwedens Straßen: Die 713 Tonnen schwere Kiruna-Kirche auf dem Weg in ihr neues Zuhause – getragen von 56 Achsen hochpräziser SPMTs.
Hier, an ihrem ursprünglichen Standort, konnte die Kirche nicht bleiben: Er wird im Zuge des Bergbaus verschwinden.
Hier, an ihrem ursprünglichen Standort, konnte die Kirche nicht bleiben: Er wird im Zuge des Bergbaus verschwinden.
Technik im Detail: Die modulare Transportplattform von Mammoet mit hydraulisch gesteuerten Achsen garantiert maximale Stabilität unter der historischen Holzstruktur.
Technik im Detail: Die modulare Transportplattform von Mammoet mit hydraulisch gesteuerten Achsen garantiert maximale Stabilität unter der historischen Holzstruktur.
Ein Bauwerk in Bewegung: Das mehrfach ausgezeichnete Wahrzeichen der Stadt Kiruna kurz vor der Ankunft am neuen Standort – sicher gestützt auf Spezialträgern.
Ein Bauwerk in Bewegung: Das mehrfach ausgezeichnete Wahrzeichen der Stadt Kiruna kurz vor der Ankunft am neuen Standort – sicher gestützt auf Spezialträgern.
Kraft trifft Kontrolle: Die modulare SPMT-Plattform im Einsatz mit Mammoet-Zugmaschine – das Rückgrat des erfolgreichen Transports. Im Vordergrund gut sichtbar: der aufgeschüttete Weg für die Kirche, um das Hindernis „Stromkasten“ zu überwinden.
Kraft trifft Kontrolle: Die modulare SPMT-Plattform im Einsatz mit Mammoet-Zugmaschine – das Rückgrat des erfolgreichen Transports. Im Vordergrund gut sichtbar: der aufgeschüttete Weg für die Kirche, um das Hindernis „Stromkasten“ zu überwinden.
Ein Moment mit Symbolkraft: Während die Kirche noch auf dem Transporter ruht, wird sie mit einer feierlichen Zeremonie in ihrer neuen Umgebung willkommen geheißen.
Ein Moment mit Symbolkraft: Während die Kirche noch auf dem Transporter ruht, wird sie mit einer feierlichen Zeremonie in ihrer neuen Umgebung willkommen geheißen.
Der finale Standplatz: Nach dem präzisen Absetzen beginnt der nächste Abschnitt – die vollständige Integration der Kirche in das neue Stadtbild Kirunas.
Der finale Standplatz: Nach dem präzisen Absetzen beginnt der nächste Abschnitt – die vollständige Integration der Kirche in das neue Stadtbild Kirunas.

Wie wurde das fragile Gebäude transportiert?

Die Kirche, ein reiner Holzbau mit starkem symbolischem und architektonischem Wert, ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch bautechnisch herausfordernd. 713 Tonnen in Bewegung – und das ohne nennenswerte strukturelle Schäden? Das war nur mit Hightech-Logistik und minutiöser Vorbereitung möglich.

Angehoben wurde die Kirche auf eine Höhe von 1,3 Metern und auf ein speziell entwickeltes Trägersystem gesetzt. Dieses ruhte auf zwei Zügen selbstfahrender modularer Transporter (SPMTs), jeweils mit 28 Achsen. Diese hochkomplexen Fahrzeuge sind in der Lage, tonnenschwere Lasten auf engstem Raum zu bewegen – millimetergenau. Die Kirche bewegte sich langsam, aber sicher durch die vorbereitete Route, die zuvor verstärkt, verbreitert und mehrfach getestet wurde.

Welche Technik machte den Umzug möglich?

Herzstück der Verlegung war neben der SPMT-Technologie ein eigens entwickeltes Überwachungssystem, das den Zustand des Gebäudes in Echtzeit analysierte. Sensorsysteme registrierten jede noch so kleine Neigung. Die maximale Abweichung zwischen linker und rechter Seite lag bei nur 7,5 Zentimetern – eine technische Meisterleistung bei dieser Dimension.

Auch das Zusammenspiel der Beteiligten spielte eine Schlüsselrolle: Mammoet arbeitete eng mit dem Bauunternehmen Veidekke und lokalen Holzbauexperten zusammen. Besonders entscheidend war die Vorab-Modellierung des Anhebe- und Transportverhaltens der Kirche. In virtuellen Simulationen wurden mögliche Belastungen getestet, um Risiken zu minimieren. Parallel dazu führte Mammoet Straßentests mit Gegengewichten durch, um die reale Achslast der Kirche exakt zu simulieren.

Was zeigt das Projekt über moderne Ingenieurskunst?

"The Great Church Walk" war mehr als nur ein Umzug – es war ein Engineering Showcase. Über 1.000 Stunden Planung und Engineering trafen auf zwei Tage Präzisionsarbeit. Diese Symbiose von digitaler Modellierung, Bautechnik und Logistik dokumentiert eindrucksvoll, wie durchdachte Vorbereitung selbst scheinbar Unmögliches möglich macht.

Projekte dieser Art zeigen, wie sich Technik nicht nur in abstrakten Industrieanlagen, sondern auch im kulturellen Kontext entfaltet. Die Kirche wurde nicht auseinandergenommen, sondern in einem Stück versetzt – ein Statement für die Kraft des Engineering und für den Respekt gegenüber dem historischen Erbe.

Was bedeutet der Umzug für Kiruna und seine Geschichte?

Die Verlegung der Kirche ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein gesellschaftlicher Akt der Identitätswahrung. Für die Bevölkerung ist die Kirche nicht einfach ein Gebäude – sie ist ein Ort der Erinnerung, der Tradition und des Zusammenhalts. Ihr sicherer Transport in das neue Zentrum bedeutet, dass ein zentrales Stück Geschichte mit in die Zukunft genommen wurde.

Auch der König von Schweden ließ sich diesen Moment nicht entgehen und verfolgte den Transport mit eigenen Augen – ein deutliches Zeichen für die nationale Bedeutung des Projekts.

Präzision, Planung, Partnerschaft

Besonders hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit der Projektpartner: Mammoet brachte das Schwerlast-Know-how, Veidekke sorgte für das Tiefbauumfeld, LKAB stellte als Initiator sicher, dass das Projekt im Rahmen des Stadtumbaus realisiert werden konnte. Diese Konstellation ermöglichte einen Ablauf, der frei von Komplikationen blieb – eine Seltenheit bei Projekten dieser Größenordnung.

Auch die Koordination mit den kommunalen Behörden, den Verkehrsplanern und den Denkmalschützern lief reibungslos. Die Kirche wurde bei Tageslicht an zwei Tagen transportiert – ein logistisches Meisterstück unter idealen Wetterbedingungen.

Fallbeispiel Mammoet: Technik auf den Punkt

Mammoet ist bekannt für spektakuläre Projekte – ob Offshore-Plattformen, Großraumtransformatoren oder historische Bauwerke. Doch der Transport der Kiruna-Kirche sticht hervor, weil er Technik mit Emotion verbindet. Laut Projektmanager William Soeters war dies „eine wichtige Rolle beim Erhalt eines historischen Gebäudes für zukünftige Generationen“.

Auch nach dem Hauptumzug geht das Projekt weiter: Der 90 Tonnen schwere Glockenturm der Kirche wird in den kommenden Tagen ebenfalls mittels SPMTs bewegt. Eine logische Fortsetzung eines Projekts, das zeigt, wie Ingenieurkunst, Respekt und Präzision Hand in Hand gehen können.

Mit Material von Mammoet

FAQ zur Verlegung der Kiruna-Kirche durch Mammoet

Was ist die Kiruna-Kirche und warum ist sie bedeutend?
Die Kiruna-Kirche wurde 1912 erbaut und zählt zu den größten Holzgebäuden Schwedens. Sie wurde mehrfach als eines der schönsten Gebäude des Landes ausgezeichnet und gilt als architektonisches Wahrzeichen.

Warum musste die Kirche verlegt werden?
Die Stadt Kiruna wird aufgrund des sich ausdehnenden Bergbaus durch LKAB verlegt. Die unterirdischen Arbeiten destabilisieren den Untergrund, weshalb ganze Stadtteile – inklusive der Kirche – in ein neu geplantes Stadtzentrum umziehen mussten.

Wie wurde der Transport durchgeführt?
Die Kirche wurde in einem Stück mit selbstfahrenden modularen Transportplattformen (SPMTs) über eine eigens vorbereitete Strecke bewegt. Der Vorgang dauerte zwei Tage und erforderte über 1.000 Stunden Planung.

Welche Technik kam zum Einsatz?
Zum Einsatz kamen zwei SPMT-Züge mit je 28 Achsen, ein Überwachungssystem zur Strukturstabilität, Spezialträger für das Anheben und umfangreiche Simulationen im Vorfeld.

Wie schwer ist die Kirche?
Das gesamte Bauwerk wog rund 713 Tonnen und wurde um 1,3 Meter angehoben, bevor der Transport begann.

Gab es Risiken beim Transport?
Ja, vor allem durch mögliche strukturelle Schäden am Holzbau, ungleichmäßige Lastverteilung oder Witterungseinflüsse. Diese wurden durch umfangreiche Planung, Tests und präzise Echtzeitüberwachung minimiert.

Was passiert mit dem Glockenturm?
Der separat stehende Glockenturm der Kirche, rund 90 Tonnen schwer, wird in einer zweiten Phase ebenfalls mittels SPMTs an den neuen Standort transportiert.

Wurde der Transport öffentlich verfolgt?
Ja, Tausende Menschen – darunter auch Schwedens König – verfolgten den Transport live. Die Verlegung wurde als nationales Ereignis gefeiert.

Welche Unternehmen waren beteiligt?
Die Verlegung wurde von Mammoet durchgeführt, in Kooperation mit dem Bauunternehmen Veidekke und dem Bergbaukonzern LKAB. Weitere Partner waren Holzbauspezialisten, Straßenbauexperten und Behörden.

Was zeigt dieses Projekt über den Stand der Technik?
Es beweist, dass mit moderner Schwerlasttechnik, präziser Simulation und interdisziplinärer Zusammenarbeit selbst denkmalgeschützte Gebäude sicher und in einem Stück transportiert werden können.

Wo ist die Kirche jetzt?
Die Kirche steht nun im neuen Stadtzentrum Kirunas, umgeben von Natur und neuer Infrastruktur – bereit für die nächsten hundert Jahre Stadtgeschichte.