
Ein autonomer Routenzug im BMW-Werk Dingolfing. - (Bild: BMW)
Was ist ein Routenzug?
Ein Routenzug dient der Materialversorgung der verschiedenen Bereiche einer Produktionsstätte. Er besteht aus einem Schlepper und mindestens einem Routenzug-Anhänger. Durch ihre hochzyklische, oftmals getaktete Versorung lassen sich sowohl kleine Losgrößen effizient bereitstellen, als auch das Transportaufkommen durch Bündelung von Einzeltransporten reduzieren. Verfügbar sind Routenzüge in sieben Bauformen: E-, C-, U- und H-Frame, Plattform- und Taxiwagen sowie Rollenbahn.
Bei der Auslegung des Routenzugsystems steht der Planer vor der Frage, wie er das System für seinen konkreten Anwendungsfall gestaltet. Drei Aspekte werden aktuell besonders intensiv diskutiert: die Standardisierung der Prozesse und Transportmittel, die Automatisierung der Be- und Entladeprozesse und die Flexibilisierung des Systems gegenüber veränderten Transportbedarfen sowie Störungen.
Doch welche Ausprägungen weisen heutige Systeme tatsächlich auf? Welche Bestandteile von Routenzugprozessen sind bereits automatisiert und flexibel gesteuert? Und welche Funktionen benötigen Routenzugsysteme in Zukunft?
Diese Fragen wurden vom Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der Technischen Universität München an 241 Umfrageteilnehmer aus der Industrie von September bis Dezember 2016 gestellt.
Routenzüge werden vielfältig eingesetzt
Der Trend zum branchenübergreifenden Einsatz von Routenzügen hält an. Dabei sind die Einsatzszenarien und die Ausgestaltung der Routenzugsysteme vielfältig. Trotz einiger Pilotprojekte zur Automatisierung von Routenzügen ist der derzeitige Automatisierungsgrad gering.
Lediglich beim Auslagern und Bereitstellen des Materials sowie beim Beladen des Routenzugs treten automatisierte Lösungen in nennenswertem Umfang auf. Touren erfolgen zumeist getaktet auf starren Routen.

Zur Flexibilisierung der Produktionsversorgung bieten sich dynamische Steuerungskonzepte an. Erste Anwendungsbeispiele zeigen überwiegend positive Erfahrungen hinsichtlich Effektivität, Effizienz und Transparenz des Systems; die Vorteile werden aber durch einen erhöhten IT-Aufwand erkauft. Systembedingte Schwankungen können durch die Automatisierung des Abrufs sowie durch dynamische Steuerungsalgorithmen abgefangen werden.
Derzeit werden für die Bereitstellung zeitkritischer Aufträge jedoch hauptsächlich Springer und Sonderfahrten eingesetzt. Die Teilnehmer der Studie sind sich mehrheitlich einig, dass Routenzüge auch in Zukunft zur Produktionsversorgung eingesetzt werden.

Spannend wird hierbei vor allem die Entwicklung der Steuerungsalgorithmen durch die zunehmende digitale Vernetzung der Prozessinformationen sowie die Automatisierung der Technik. Derzeit gibt es kaum Szenarien, bei denen auf die Flexibilität des Menschen in einem wirtschaftlich sinnvollen Maß verzichtet werden kann. Am Ende der Studie ist eine Vision des Lehrstuhls fml für zukünftige Konzepte der Produktionsversorgung enthalten.

Weitere Potenziale und Handlungsbedarfe werden in der Studie umfassend aufgezeigt. Die Grundlage dafür bilden die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung mit 241 Teilnehmern aus elf verschiedenen Branchen. Die Studie kann unter www.fml.mw.tum.de kostenfrei heruntergeladen werden.
Technische Universität München, Lehrstuhl fml
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