„Ich glaube, es ist der beste Weg nach vorne“, schrieb Tesla-Chef Elon Musk seinen Mitarbeitern. Tesla veröffentlichte das Schreiben unter dem maximalen Druck der Finanzmärkte - der schillernde Tech-Milliardär hatte mit seinen Tweets zuvor ein solches Chaos an der Börse ausgelöst, dass der Handel mit der Aktie zwischenzeitlich gestoppt wurde.
Dabei begann alles recht harmlos. Laut einem Bericht der Financial Times ist Saudi-Arabien mit seinem Staatsfonds in großem Stil bei Tesla eingestiegen, hält nun 3 bis 5 Prozent am Autobauer. Wenn stimmt, was Insider dem Blatt berichteten, hätten die Saudis nach und nach eine mehrere Milliarden Dollar schwere Beteiligung aufgebaut und wären inzwischen unter den acht größten Aktionären des Unternehmens.
Keine Lust auf Quartalszahlen
Diese Nachricht ließ Teslas Aktienkurs nach oben schnellen. Denn die Aussicht auf einen finanzkräftigen Partner dürfte den Anlegern gefallen. Schließlich macht Tesla nach wie vor Miese und hat nur begrenzte Kapitalreserven.
Der eigentliche Paukenschlag sollte aber noch folgen: Musk twitterte, er erwäge Tesla bei einem Aktienkurs von 420 Dollar zu privatisieren, also von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung dafür sei bereits gesichert.
Die Folge: Am Aktienmarkt gab es kein Halten mehr. Transaktionsvolumen und Aktienkurs schossen in die Höhe, bis die Technologie-Börse Nasdaq den Handel zwischenzeitlich aussetzte. Weitere nebulöse Kurznachrichten Musks folgten.
Erst dann sorgte Tesla mit der E-Mail im Firmenblog für etwas Aufklärung. Musk bekräftigt darin seine Planspiele und erklärt: "Vorweg: Eine endgültige Entscheidung wurde noch nicht gefällt."
Es gehe darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Tesla am besten arbeiten könne, so Musk. "Als börsennotiertes Unternehmen sind wir wilden Schwankungen unseres Aktienkurses ausgeliefert, die eine große Ablenkung für alle sein können, die bei Tesla arbeiten", lässt sich der Unternehmer zitieren. Zudem sorge die Pflicht, Quartalszahlen zu veröffentlichen, für enormen Druck.
Musks Seitenhieb gegen Finanzspekulanten
Kein Wunder, dass Musk die Dinge so sieht. Schließlich reagierte er in den letzten Monaten, in denen sich Tesla schwer damit tat, die ambitionierten Produktionsziele beim Model 3 zu erreichen, zunehmend gereizt auf Kritik.
Er glaube, die Firma sei dann "am besten, wenn wir auf unsere langfristige Mission fokussiert bleiben können und wenn keine perversen Anreize für Menschen bestehen, die versuchen zu gefährden, was wir erreichen wollen". Ein weiterer Seitenhieb gegen die vielen Finanzspekulanten, die auf Teslas Untergang wetten.
Rechtsprofessor John C. Coffee von der Columbia Law School erklärte dem Portal "Yahoo Finance", Musk müsse nun den Nachweis erbringen, das die Finanzierung stehe. Wenn er dies nicht belegen kann, riskiere er einen großen Rechtsstreit. Auch ob die US-Börsenaufsicht SEC mit Musks ungewöhnlichem Vorgehen einverstanden ist, massiv kursrelevante Aussagen einfach während der öffentlichen Handelszeiten per Twitter zu verbreiten, bleibt abzuwarten.
Fakt ist: Die Kursrally hat sich für den Tesla-Boss selbst gelohnt. Die Aktie schloss mit 11 Prozent im Plus bei 379,57 Dollar – Musk ist mit rund 20 Prozent der größte Investor seiner Firma.
Unklar bleibt: Ob und wie sich der Privatisierungsplan umsetzen lässt. Zwar hätte Musk gemeinsam mit anderen Großaktionären - hier könnten etwa die Saudis ins Spiel kommen - ordentlich Gewicht. Gleichwohl wäre es ein finanzieller Kraftakt. Das Kursziel von 420 Dollar würde einer Gesamtbewertung von 82 Milliarden Dollar entsprechen. Und ein solch dicker Fisch wurde noch nie zuvor von der Börse genommen.