Welche Rollen spielen Daten als Ressource im Maschinen- und Anlagenbau?
Moritz Pastow: Daten sind die Grundlage für Geschäftsentscheidungen und Geschäftsmodelle. Während vor allem neue Geschäftsmodelle auf Datenerhebungs- und Verarbeitungstechnologien basieren, die mit technologischem Fortschritt und Digitalisierung einhergehen wie beispielsweise das Internet der Dinge, müssen wir uns aber auch verstärkt mit dem Thema Datenmodelle, Datenhaltung und Datenorganisation auseinandersetzen. Das sind zwar keine neuen Themen, doch die Relevanz vor allem im Hinblick auf datengetriebene Entscheidungsfindung hat im Maschinen- und Anlagenbau noch viel Potenzial.
Was sind denn überhaupt die Voraussetzungen, um alle möglichen Geschäftsdaten zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen?
Pastow: Ganz knapp zusammengefasst: Die gesetztlichen Regelungen, das Geschäftsmodell und das daraus resultierende Vertragswerk mit den Kunden sowie die Technologie zur Datenerhebung, Verarbeitung und Nutzung.
Welche Bedeutung haben Datenstandards wie OPC UA und MQTT für den sicheren Austausch von Daten?
Pastow: Daten- und Schnittstellenstandards haben eine wichtige Funktion, da sie auch als Leitplanke für die Gestaltung der Dienste sowie der Integration sind. Das Beispiel OPC-UA ist hier sehr gut. Wenn wir heute mit Kunden über Maschinendatenübermittlung reden und dieser Begriff fällt, wissen alle Beteiligten, wie unsere Produkte beispielsweise in Prozessleitsysteme der Kunden zu integrieren sind.
Warum sind Unternehmen aller Branchen - inklusive des Maschinenbaus - aktuell bestrebt, Datenökosysteme aufzubauen? Stichworte: Wettbewerb und neue Geschäftsmodelle!
Pastow: Es geht um Differenzierung und Skalierung von Geschäftsmodellen. Datenorganisation ist hier wieder das Stichwort. Die Auflösung von Silos schafft Mehrwerte. Kunden, die Maschinen in einem Prozessverbund fahren, wollen keine einzelnen Maschinenbetriebsdaten für sich auswerten, sondern den konsolidierten Blick auf den ganzen Verbund. Genauso wollen wir als Maschinenhersteller wissen, wie unsere Maschinen sich im Verbund mit vor- und nachgelagerten Maschinen verhalten. Darüber hinaus können wir statische Maschinendaten mit Betriebsdaten und Daten aus Sachmerkmalen anreichern, sodass wieder völlig neue Betrachtungsweisen ermöglicht werden. Dazu benötigen wir ein Datenökosystem.
Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel Salon!
Der Maschinenbau-Gipfel ist richtungsweisend und impulsgebend für die gesamte Branche. Damit Sie nicht ein ganzes Jahr auf spannende Diskussionen verzichten müssen, laden wir Sie zu unserem Networking-Format "Maschinenbau-Gipfel Salon" mit anschließendem Catering ein – live vor Ort oder digital.
Der nächste Maschinenbau-Gipfel Salon findet am 19. November in Präsenz oder digital in unserer Community-App statt. Das Thema: "Datenökosysteme - Wie der Datenaustausch die Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus steigert."
Gaya-X, Catena X, Manufacturing-X oder OPC-UA – in der Industrie 4.0 sind derzeit unterschiedliche Technologien und Initiativen am Start, um Datenströme zu harmonisieren und zu managen. Wie bewerten Sie diese?
Pastow: Es ist richtig und wichtig, dass Europa sich hier emanzipiert und eigene Lösungen vorantreibt. Wie schon allzu oft hat man sich leider sehr lange in theoretischen Debatten und regulatorischen Querelen verloren, während der Rest der Welt einfach macht. Zumindest OPC-UA sehen wir am Markt und nutzen den Standard auch selbst. Doch insbesondere in der Plattform-Ökonomie läuft Europa den angelsächsischen Technologieführern hinterher.
Welche dieser Technologien und Initiativen hat die größte Strahlkraft für den Maschinenbau?
Pastow: Aus unserer Sicht zur Zeit OPC-UA, da allen anderen Initiativen die Reife und die kritische Masse im Markt fehlt, um aktuell geschäftsrelevant zu sein. Unsere IoT-Lösung zur Pumpenüberwachung Lewa Smart Monitoring beispielsweise ist bei Kunden erfolgreich via OPC-UA in Prozessleitsysteme und Überwachungstools eingebunden.
Wie kann der Datenaustausch, wie können Datenökosysteme schließlich die Wettbewerbsfähigkeit von Fertigungsunternehmen kurzfristig steigern und langfristig sichern? Stichwort Wertschöpfungsnetzwerke!
Pastow: Der Datenaustausch verringert zum einen Prozesskosten massiv, zum anderen ermöglicht er die bereits angesprochene datengetriebene Entscheidungsfindung. Dies wären sofort nutzbare Vorteile insbesondere über ein Wertschöpfungsnetzwerk hinweg. Darauf aufbauend lassen sich dann auch neue Geschäftsmodelle aufbauen, bei denen jeder Teilnehmer aus dem Netzwerk partizipieren und profitieren kann.
Welche Lösungen und/oder Dienstleistungen bietet Ihr Haus im Kontext von Datenökosystemen an?
Pastow: Als Pumpenhersteller bieten wir unsere Produkte Smart-Factory-Ready an. Das bedeutet, wir können mit unserer Überwachungslösung in Datenökosysteme eingebunden werden und partizipieren. Zum Vorteil des Kunden genauso wie zu unserem Vorteil. Am Ende ist das Ziel, dass durch das Teilen von Daten immer eine Win-win-Situation entsteht.