Claus Wilk, Thomas Lindner, Ursula Heller auf der Bühne

Thomas Lindner erhält den Preis Deutscher Maschinenbau 2022. (Bild: Anna McMaster)

Madchinenbau-Gipfel 2023
(Bild: Weinzierl)

Der 14. Maschinenbau-Gipfel findet am 7. & 8. November 2023 in Berlin statt!

Alle Infos und Themen rund um den MBG23 direkt in Ihrem Postfach: https://www.maschinenbau-gipfel.de/newsletter/

Auf der Abendveranstaltung des Maschinenbau-Gipfels erweist sich die 13 als Glückszahl – zumindest für Thomas Lindner, dessen Name vielen Lesern und Leserinnen aus seiner Zeit als VDMA-Präsident ein Begriff sein dürfte. Der Preis ehrt nicht nur einzelne Leistungen, sondern ein ganzes Lebenswerk: Er wird an Unternehmer und Unternehmerinnen verliehen, die sich durch ein außergewöhnliches Engagement auszeichnen.

Laudator und PRODUKTION-Chefredakteur Claus Wilk hob besonders das gute Gespür für Zukunftstrends hervor, das Thomas Lindner auszeichne. „Der Weg zum Erfolg für unsere Branche führt auch in Zukunft nur über Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit“.

Mit dieser Prophezeiung  habe Lindner schon vor Jahren das Naturgesetz des Maschinenbaus definiert, sagte Claus Wilk und resümierte: „Der rote Faden durch ihre Biografie – meine ich – ist das konsequente unternehmerische Denken und Handeln, ihre absolute Gradlinigkeit, die Fähigkeit, Dinge bis zum Ende zu denken und trotzdem schnelle Entscheidungen zu treffen“.

Wachstumsgeschichte des Familienunternehmens

Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium und kurzer Betätigung in der Beratung startete Thomas Lindner 1984 als geschäftsführender Gesellschafter beim Traditionsunternehmen Groz-Beckert. Dessen Anfänge reichen zurück bis zu der 1871 von Ernst Beckert – einem Vorfahren von Lindner – gegründeten Nadelfirma. Lindner baute ab 1993 das Familienunternehmen massiv aus, beginnend mit der Übernahme der Aura-Werke in Tschechien und Exeltor in Kanada.

Bereits 1995 gründete Lindner die erste Produktionsgesellschaft in China. 1998 erfolgte der Kauf des Segments Tufting-Nadeln der Marke Eisbär von Josef Zimmermann und 1999 die Übernahme der Singer Spezialnadelfabrik. In den folgenden Jahren kamen noch Grob Horgen aus der Schweiz und weitere Käufe hinzu. 2008 eröffnete ein Werk in Vietnam, 2017 erfolgte die Übernahme der Schmetz-Group. Auch ein Leiterplattenwerk in Chemnitz baute Lindner auf und stellte damit einmal mehr sein Gespür für Zukunftstrends wie die zunehmende Bedeutung von Elektronik und Software unter Beweis.

Heute beschäftigt Groz-Beckert mit Hauptsitz in Albstadt weltweit 8.700 Mitarbeitende und erwirtschaftet mit 70.000 verschiedenen Produkten für die Herstellung und Fügung von Textilien 742 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen ist in 150 Ländern präsent und marktführend in den Bereichen des Strickens, Wirkens, Webens, Filzens, Tuftens, Kardierens und Nähens

Podcast: VDMA-Vizepräsident Schunk über die Energiekrise

VDMA-Präsident in schwierigen Zeiten

Zwischen 2010 und 2013 setzte Thomas Lindner seine Energie als Präsident des VDMA für die ganze Branche ein. Auch damals waren es keine leichten Zeiten, mit den Auswirkungen der Finanzkrise und der Fukushima-Katastrophe. Die Themen, für die sich Lindner damals bei der Politik einsetzte, sind auch heute noch brandaktuell: Rohstoffsicherheit, eine Handelspolitik, die wirksam gegen Protektionismus eintritt, Bildungspolitik und der von ihm frühzeitig identifizierte Fachkräftemangel. „Wer Sie als VDMA-Präsident erlebte, der weiß eins: Dem Zufall haben Sie nichts überlassen, niemand hat sich als so akribischer Arbeiter verstanden wie Sie“, kommentierte Laudator Claus Wilk.

Mit dem Preis wird auch das sozial-gesellschaftliche Engagement Lindners gewürdigt, beispielsweise als Gründer der Groz-Beckert-Stiftung und als stellvertretender Vorsitzender der Freunde und Förderer der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Mitglied des Hochschulrats. Schon frühzeitig spielte zudem der Mitarbeiterfokus eine zentrale Rolle für Lindner. Sein Unternehmen schuf als eines der ersten in der Branche ein Gesundheits- und Bildungszentrum für die Mitarbeitenden und eine eigene Ganztagsgrundschule.

Sie wollen die Welt der Industrie verstehen?

Newsletter

Erfahren Sie alles zu Industrie 4.0, Smart Manufacturing und der weiten Welt der Technik.

  • exklusive Inhalte
  • professionelle Berichterstattung
  • kostenlose Freemium Mitgliedschaft

Newsletter gratis bestellen!

So reagiert Preisträger Thomas Lindner

"Der Preis ruft Erinnerungen hervor", sagte Lindner bei seiner Dankesrede. Er bedankte sich vor allem bei seiner Frau für die Unterstützung. Lindner erzählte unter anderem, wie er zum Maschinenbau gekommen ist: 1984 flog er beruflich in die USA. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückflug sprach er mit seinen Sitznachbarn. Beide waren Maschinenbauer. Der eine ein Amerikaner, der mit seinen Maschinen TS-Hölzer fürs Golfen herstellte. Der zweite Sitznachbar war ein Norweger, dessen Familienunternehmen Weltmarktführer bei der Herstellung von Hufnägeln war. Diese Geschichten hätten ihm gezeigt, welche unterschiedlichen Dinge die Branche hervorbringt.

"Der Maschinenbau sind viele kleine Spezialisten", sagte Linder. Es gebe viele Nischen. Er selbst sieht sein Unternehmen als Hidden Champion. Auch deshalb hat er ein Angebot, an einem Buch mitzuarbeiten, abgelehnt. "Das Geheimnis des Hidden Champion ist sein selbst gewähltes Schicksal", sagte er. Er selbst wolle ein Hidden Champion bleiben, was sich durch das Buch geändert hätte. "Durch den Maschinenbau-Preis geht jetzt natürlich auch ein bisschen 'hidden' verloren", gab er lachend zu.

An die anwesenden Maschinenbauerinnen und Maschinenbauer gerichtet sagte er: "Bleiben Sie am Boden. Bleiben Sie Mitarbeiterorientiert." Der Maschinenbau sei eine sehr spannende und tolle Branche. Wohl auch deshalb betonte er, er habe noch nicht vor sein Lebenswerk zu beenden, sondern wolle weitermachen.

(mit Mitarbeit von Anja Ringel und Julia Dusold)

Sie möchten gerne weiterlesen?