Pride-Stimmung in DAX Konzernen

Das sind die Top 10 der LGBT freundlichsten Unternehmen

Die Uhlala Group kürt zum zweiten Mal die 30 größten LGBT+ Supporter unter den DAX 30 Konzernen. Ist LGBT+ Offenheit immer noch eine Seltenheit?

Die Deutsche Börse mit ihren Computern und Aktienkursen an den Wänden.
Platz 10: Als Unterzeichner der Charta der Vielfalt - einer Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen - liefert die Deutsche Börse Vielfalt im Hinblick auf die Herkunft und Kultur seiner Mitarbeiter. Unabhängig von Alter, Erfahrung, Geschlecht, Behinderung, sexueller Identität, Ethik und Glaubenssätzen, sollen Beschäftigte der Deutschen Bank ihre Ideen und ihre Persönlichkeit in ein gesundes Arbeitsumfeld einfließen lassen. Darüber hinaus legt das Unternehmen Wert auf die Förderung des Frauenanteils, welcher 2019 schon bei 38 Prozent lag. Die Chancengleichheit von Frauen und Männern fokussiert die Deutsche Börse als tragendes Ziel für mehr Diversity. -
Aus der Vogelperspektive sieht der Bildbetrachter viele zubereitete Speisen auf einem Tisch.
Platz 9: Delivery Hero beschäftigt in Berlin 80 verschiedene Nationalitäten und setzt damit ein Statement für Vielfältigkeit und Inklusion. Zudem baut das Unternehmen Ressourcengruppen auf, um die Identität seiner Mitarbeiter zu stärken. So entstand beispielsweise die Gruppe „Muslim Heroes“, die muslimische Kollegen zusammenbringt und ihnen Möglichkeit bietet ihre Erfahrungen mit dem Ramadan miteinander zu teilen. Auch die „Proud Heroes“ entstanden aus diesem Projekt heraus und trugen dazu bei, dass Delivery Hero zum ersten Mal am Christopher Street Day in Berlin teilnahm. -
Flaggen mit dem Schriftzug
Platz 8: Neben der Charta der Vielfalt unterzeichnete die Allianz auch die Charta der Frauen im Finanzwesen, um Frauen in ihrem Aufstieg in Führungspositionen zu unterstützen. Der Frauenanteil liegt aktuell bei 52 Prozent. Zudem gründete das Unternehmen 2012 ein Global Inclusion- & Diversity-Komitee und stellte 2018 sogar eine Inclusion- & Diversity-Führungskraft ein, die Manager dabei unterstützen soll, positive Veränderungen in Vielfalt und Inklusion zu bewirken. Um die Schaffung eines LGBT+ und Inklusionsarbeitsplatzes voranzutreiben sowie Gleichheit und eine faire Behandlung zu gewährleisten, unterzeichnete die Allianz 2019 die UN-Verhaltensstandards für Unternehmen. -
Eine Menschenmasse auf dem Christopher Street Day schwing die Pride-Fahne von Daimler.
Platz 7: Der Automobilkonzern Daimler gilt als Gründungsmitglied und Erstunterzeichner der Charta der Vielfalt. Dementsprechend wichtig ist Daimler das Thema Diversity und Inklusion. Mit dem Beitritt in weitere Organisationen und Initiativen will das Unternehmen die Förderung und Stärkung von Frauen in der Arbeitswelt unterstützen, die Rechte der LGBT+ Community stärken, Menschen mit Behinderung inkludieren und einen respektvollen sowie vorurteilsfreien Umgang mit HIV positiven Menschen schaffen. Darüber hinaus fördert Daimler die Nationen- und Generationen-Vielfalt seiner Belegschaft. Seit 2013 veranstaltet der Konzern den Daimler Diversity Day. -
Zwei Männer in Dienstkleidung der Deutschen Post stehen vor einem LKW der DHL und lachen sich an.
Platz 6: Die Deutsche Post ist ebenfalls im Register der Charta der Vielfalt gelistet und wurde 2018 sogar als erstes deutsches Unternehmen mit dem European Diversity Award 2018 ausgezeichnet. Maßgeblich dafür waren vor allem das langfristige Bekenntnis des Unternehmens zu Gleichheit und die erfolgreiche Schaffung einer vielfältigen und inklusiven Belegschaft. Vorantreiben möchte der Konzern vor allem die Chancengleichheit für Frauen und Männer und das Bewusstsein für Diversity. Für letzteres bietet die Deutsche Post Mitarbeitern und Führungskräften Schulungen zum Thema „Inklusion und Vielfalt“ an und wirkte an der Entwicklung der Handelsempfehlungen des UN-Kommissars für Menschenrechte gegen die Diskriminierung der LGBT+ Community mit. -
Viele blaue Tiegel der berühmten Nivea-Creme auf einem Haufen.
Platz 5: Beiersdorf - ein weiterer Unterzeichner der Charta der Vielfalt - beschäftigt weltweit Menschen aus über 100 Nationen. Die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen wird dabei auf allen Ebenen angestrebt. Gefördert wird die Gleichheit durch Programme wie der Gender-Diversity-Initiative „enCOURAGE“, dem Mentoring für Frauen „move forward“ und Events des „Women in Leadership“-Netzwerkes. Die LGBTIQ+ Gemeinschaft „Be You @Beiersdorf“ ist aus einer Mitarbeiterbewegung heraus entstanden und gibt Raum für Diversität. „Dazu gehört: der Aufbau eines Netzwerkes durch interne und externe Veranstaltungen, die Verbesserung des allgemeinen Verständnisses von LGBTIQ+ Themen am Arbeitsplatz und der Abbau von unbewussten Vorurteilen und Stereotypen.“, so Beiersdorf. Menschen mit Handicaps sind dem Unternehmen willkommen und in den unterschiedlichsten Positionen vertreten. Durch verschiedene Weiterbildungsprogramme will Beiersdorf außerdem die Generation 50+ stärken, um eine ausgeglichene Generationenvielfalt zu ermöglichen. -
Viele verschiedene BMWs stehen auf dem Firmengelände von BMW.
Platz 4: Bereits 2011 unterzeichnete BMW die Charta der Vielfalt. Seit 2012 unterstützt das Unternehmen außerdem den Förderverein der Charta der Vielfalt und finanziert damit viele Projekte. BMW ist überzeugt davon, dass Innovation von Vielfalt lebt. Mit Aktionen wie der Diversity-Woche informiert das Unternehmen zu Themen wie „Nationalität, Geschlecht, dem alternsgerechten Arbeiten oder der Integration von Menschen mit Behinderung […]“. Am 7. Juni 2018 veranstalteten 150 Mitarbeiter einen Flashmob als Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Das Netzwerk „BMW Group PRIDE“ steht als Sprachrohr der LGBT+ Community für Vielfalt, Gleichberechtigung, Vertrauen, Respekt und Inklusion. So soll ein positives Arbeitsumfeld geschaffen werden, bei dem die eigene sexuelle Identität keine tragende Rolle spielen soll. -
Zwei Mitarbeiter von Siemens arbeiten an einer Turbine.
Platz 3: Siemens ist in über 200 Ländern präsent und beschäftigt Menschen aus 171 Nationen. Der Konzern ist Mitglied und offizieller Partner von Chefsache und Charta der Vielfalt. Zugleich unterstützt das Unternehmen die UN-Initiative für Globale LGBTI-Verhaltensstandards für Unternehmen. „Diskriminierung kostet Arbeitskräfte und Arbeitskraft“, so das Unternehmen. Über 80 Diversity-Netzwerke vereint Siemens mittlerweile unter seinem Dach. Da immer noch viel zu viele LGBT+ Mitglieder Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahren, legt Siemens großen Wert darauf, LGBT+ Beschäftigten durch PRIDE-Netzwerke mehr Sicherheit zu geben. Inklusion schreibt der Konzern groß: Durch Apps, Assistenzssysteme, Robotik und moderner Soft- und Hardware will Siemens Menschen mit Behinderung die Möglichkeit geben, ihr individuelles Potenzial zu entfalten. Für seine Bemühungen erhielt das Unternehmen 2018 sogar den Inklusionspreis für die Wirtschaft 2018. -
Der Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt wird angestrahlt vom Sonnenuntergang.
Platz 2: Die Deutsche Bank setzt viele Hebel in Bewegung, um Diversity zu thematisieren - zum Beispiel durch das Anbieten von Elternzeit, die unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung genommen werden kann. Durch regelmäßige Veranstaltungen, Mentoringprogramme sowie Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten sollen Beschäftigte des Unternehmens zum Austausch und zur Diskussion angeregt werden. Um in seiner Vorbild-Funktion die Vielfalt nach außen zu tragen, veröffentlicht das Unternehmen Podcasts, Videos und Whitepaper zum Thema. Mit über zehn Partnerschaften unterstützt die Deutsche Bank Werte wie Vielfalt und Inklusion. Durch seine Bemühungen ist der Konzern bereits Träger von vier Auszeichnungen: Zum einen ist er unter den Top Arbeitgebern für Frauen 2020 der ‚The Times‘ gelistet, zum anderen in den Top 100 der OUT Executives aufgeführt, welche die Chancengleichheit für LGBT+ am Arbeitsplatz symbolisiert. Zudem ist das Unternehmen als Vorbild in der LGBT+ Role Model List von ‚Yahoo Finance‘ gelistet und erhält seit 2002 jährlich die Bestnote im Corporate Equality Index der Human Rights Campaign. -
SAP Gebäude in Walldorf an einem sonnigen Tag.
Platz 1: Seit 2007 ist SAP bereits Unterzeichner der Charta der Vielfalt. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, das weltweit führende Softwareunternehmen in Puncto Inklusion zu sein. Diese beginnt schon im Bewerbungsprozess: Durch Anpassen der Recruiting-Prozesse im Rahmen des Programms Autism at Work, hilft das Unternehmen Bewerbern mit Autismus ihre Inselbegabung bei SAP ausleben zu können. So hat das Unternehmen bereits über 180 Menschen mit Autismus eingestellt. Mit der Beschäftigung von Mitarbeitern aus fünf Generationen fördert SAP außerdem die Generationenvielfalt. Über 80 Mitarbeiternetzwerke dienen Beschäftigten dazu, sich hinsichtlich ihrer Interessen oder gemeinsamen Kultur frei entfalten zu können. SAP erhielt bereits einige Preise, die das Engagement des Unternehmens hinsichtlich Inklusion und Vielfalt hervorheben: Der Arbeitgeber ist mehrfach mit dem Best Workplace Award für Frauen, Vielfalt und Arbeitsbedingungen ausgezeichnet worden und ist in der World’s-Best-Liste der Arbeitgeber aufgeführt. Außerdem wurde SAP zum Stonewall Top Global Employer für LGBT-Inklusion gekürt und für den Bloomberg Gender-Equality Index ausgewählt. Im Disability Equality Index erhielt SAP zuletzt eine Wertung von 100 Prozent. -

Das Wort Vielfalt birgt das Verb entfalten. Als moderne und integrative Gesellschaft sollten Communitys wie die LGBT+ eine Selbstverständlichkeit darstellen. Zugehörige Menschen sollten nicht das Gefühl haben, sich in einem nervenaufreibenden, emotionalen Prozess vor der Gesellschaft outen oder gar rechtfertigen zu müssen.

Laut Schätzung des Berliner Marktforschungsinstitutes Dalia Research aus dem Jahr 2017, liegt der Anteil der LGBT+ Personen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bei 7,4 Prozent. Das sind mindestens 3,1 Millionen Erwerbstätige. Wissenschaftler des Instituts für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung erforschten in der Studie „Out im Office?!“ 2017 über zwei Jahre die Themen sexuelle Identität, Geschlechtsidentität, (Anti-)Diskriminierung und Diversity am Arbeitsplatz. Die Studie wird alle zehn Jahre durchgeführt.

Offenerer Umgang mit sexueller Identität

Der Fakt, dass nur ein Viertel bis ein Fünftel der LGBT-Befragten es noch nie für notwendig empfunden haben am Arbeitsplatz ihre sexuelle beziehungsweise Geschlechts-Identität zu verschweigen, bewegt zum Nachdenken. Immerhin sind knapp 76 Prozent der Befragten der Meinung, dass sie - verglichen mit der Situation vor zehn Jahren - heute offener mit ihrer sexuellen Identität am Arbeitsplatz umgehen können. Homosexuelle fühlen sich hier sicherer als Bi- und Transsexuelle: So sind es nur 30 Prozent der lesbischen und schwulen Arbeitnehmer, die mit keinem oder nur wenigen Kollegen offen über ihre sexuelle Identität sprechen. Wohingegen es bei den Bisexuellen 55 Prozent und bei den Transsexuellen sogar 70 Prozent sind, die sich gar nicht oder nur bei wenigen Mitarbeitenden trauen, das Thema anzuschneiden.

Erfreulich ist die Akzeptanz, die geouteten LGBT-Beschäftigten entgegenkommt. Lesben, Schwule und Bisexuelle erleben sowohl bei Kollegen (94,5 Prozent) als auch bei Führungskräften (91,1 Prozent) positive Reaktionen. Auch Transsexuelle berichten von insgesamt positiven Resonanzen durch Mitarbeitende (85,7 Prozent) und Führungskräfte (85,9 Prozent).

Diskriminierung noch immer ein Thema

Man sollte meinen die Angst vor negativen Reaktionen sei unberechtigt, doch erfahren immer noch 75 Prozent der Lesben und Schwule, 95 Prozent der Bisexuellen und 83 Prozent der Trans-Personen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Circa 65 Prozent der LGBT-Beschäftigten spüren Diskriminierung in Form von unangenehmem Interesse am Privatleben, Tuscheln, dem Verbreiten von Lügen und Gerüchten oder dem Lächerlich machen beziehungsweise dem Imitieren von Gesten, Bewegung und Stimme.

Auch werden 42,8 Prozent der Lesben und Schwule, 49,3 Prozent der Bisexuellen und 62,3 Prozent der Transsexuellen ignoriert, nicht ernst genommen oder erfahren Kontaktabbruch. Über ein Viertel der LGBT-Beschäftigten erleben sogar Beschimpfungen oder Beleidigungen. Mobbing, Drohung, Erpressung und Zwangsouting erleiden 24 Prozent der lesbischen und schwulen Beschäftigten, 27,1 Prozent der bisexuellen und 37,3 Prozent der transsexuellen Beschäftigten.

Diversity Index für DAX 30 Unternehmen

Hoffnung auf Besserung macht die Veröffentlichung des DAX 30 LGBT+ Diversity Index der Uhlala Group. Der Index setzt sich aus zehn Fragekategorien zusammen, die das LGBT+ und Diversity-Engagement der Unternehmen hinterfragen. Dabei wurden Gesichtspunkte wie

  • die interne und externe Kommunikation zu LGBT+ Themen
  • die Teilnahme an speziellen LGBT+ Events
  • hauseigene LGBT+ Netzwerke
  • Schulungen und Sensibilisierungs-Programmen für Angestellte sowie
  • die Sprache und Verankerung des Antidiskriminierungsschutzes in den Unternehmensrichtlinien

beleuchtet. Nach einem zuvor definierten Schema, vergab die Uhlala Group Punkte für die gegebenen Antworten.

Die Ergebnisse der Auswertung sind so vielfältig wie der Begriff Diversity selbst: 22 aller 30 Unternehmen betrachten die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität als festen Bestandteil ihres Diversity Managements. Viele der Unternehmen verfügen bereits über interne LGBT+ Netzwerke. 13 der DAX Konzerne unterstützen die Nutzung eines neu gewählten Vornamens durch die Personenstandsänderung. Die Hälfte aller Unternehmen sensibilisiert seine Mitarbeitende durch Schulungen für LGBT+ Themen.

In unserem Ranking nehmen wir die Top 10 der LGBT+ freundlichsten DAX 30 Unternehmen unter die Lupe und beleuchten die unterschiedlichen Schwerpunkte der Konzerne im Hinblick auf Vielfalt und Inklusion.