Die deutschen Unternehmen stehen vor einer herben Wirtschaftskrise.

Die deutschen Unternehmen stehen nach eigener Einschätzung vor einer herben Wirtschaftskrise. (Bild: Miha Creative - adobe.stock.com)

Hohe Energiepreise, fehlende Fachkräfte, trübe Weltkonjunktur und steigende Finanzierungskosten: Die deutschen Unternehmen stehen nach eigener Einschätzung vor einer herben Wirtschaftskrise. Man erwarte einen harten Winter und ein schwieriges Jahr 2023, fasste der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Mittwoch seine aktuelle Mitgliederumfrage zusammen. "Die Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt", erklärte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Dabei hat die wichtige Industriesparte Maschinen- und Anlagenbau gerade überraschend viele Aufträge erhalten. Der Branchenverband VDMA berichtete für den September von einem preisbereinigten Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im laufenden Jahr werde die Produktion wie angestrebt voraussichtlich um ein Prozent wachsen.

Den Beginn eines neuen Wachstumstrends dürfe man daraus aber keineswegs ableiten, mahnte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers: "Dazu sind die globalen wirtschaftlichen Belastungen zu hoch. Dies zeigt sich auch im Investitionsverhalten der inländischen Kunden, ihre Bestellungen blieben im September um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau." In der Folge rechnet auch der VDMA für 2023 mit einem Abschwung, die Produktion werde dann voraussichtlich um zwei Prozent schrumpfen.

Durchdachte und krisenfeste Strategie ist notwendig

Hohe Energiekosten und Fachkräftemangel hinderten viele Unternehmen an notwendigen Investitionen, lautet das Fazit einer weiteren Umfrage des Familienunternehmer-Verbandes. Die Erwartungen zur Auftragslage seien inzwischen fast so niedrig wie zu Beginn der Corona-Pandemie, teilte der Verband in Berlin mit. Man blicke aktuell in eine düstere Zukunft, sagte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée. "Kurzfristig vermag die nun angekündigte Gaspreisbremse vielen Unternehmen zwar ein wenig Planungssicherheit zurückgeben. Gleichzeitig braucht es aber eine durchdachte und krisenfeste Strategie, um den Energiemarkt und damit unsere Wirtschaftskraft wieder zu stabilisieren."

Von der aktuellen Außenhandelsstatistik für September gab es keine Mutmacher: Zwar kann sich die Exportwirtschaft weiterhin auf die hohe Nachfrage im währungsstarken US-Markt verlassen, doch in die übrigen Länder sind die Ausfuhren rückläufig. Insgesamt gingen die Exporte im kalender- und saisonbereinigten Monatsvergleich um 0,5 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Rückgang der Wirtschaftsleistung

Der Außenhandelsverband BGA sieht die Unternehmen zunehmend unter Druck: "Die hohen Energiekosten lassen Preise deutscher Waren steigen, was den Absatz im Ausland erschwert. Gleichzeitig setzt den deutschen Unternehmen die anhaltende Inflation zu, welche den Einkauf von Waren im Ausland verteuert", schilderte Hauptgeschäftsführer Antonin Finkelnburg die Lage. Unmittelbar vor der China-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zählt der BGA noch einmal die Probleme mit dem schwierigen Partner auf: "Ein Ende der Null-Covid-Strategie ist nicht in Sicht. Unvorhersehbare Lockdowns und Hafenschließungen werden zu unkalkulierbaren Risiken für die Lieferketten."

Der DIHK legte Ergebnisse seiner aktuellen Konjunkturumfrage unter mehr als 24.000 Betrieben aus allen Branchen vor. Zwar sei das Bild der derzeitigen Lage noch relativ gut. Aber 52 Prozent der Firmen gingen davon aus, dass sich ihre eigenen Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werden. Nur noch acht Prozent rechnen mit einer Besserung. "Das ist der schlechteste Wert, den wir jemals seit Beginn der Erhebung im Jahr 1985 gemessen haben", ordnete Wansleben ein. "Selbst in den Zeiten von Corona und der Finanzmarktkrise lag der Anteil der Optimisten bei mehr als zehn Prozent."

Unter dem Eindruck der düsteren Aussichten erwartet der DIHK im kommenden Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland von rund drei Prozent - und ist damit deutlich pessimistischer als die Bundesregierung. Diese rechnet in ihrer Herbstprojektion damit, dass die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen wird.

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dpa