Knapp 80 Prozent der Fertigungsbranche litt in den vergangenen Jahren unter Lieferkettenproblemen.

Knapp 80 Prozent der Fertigungsbranche litt in den vergangenen Jahren unter Lieferkettenproblemen. (Bild: panuwat - stock.adobe.com)

Nahezu acht von zehn Ingenieurinnen und Ingenieure (79 Prozent) im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland und den Niederlanden geben an, dass ihr Unternehmen in den vergangenen Jahren unter Lieferkettenproblemen gelitten hat. Und die Probleme halten weiter an: Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der Ingenieurinnen und Ingenieure rechnet damit, dass die Lieferkettenprobleme noch bis zu fünf Jahre andauern werden.

22 Prozent der Befragten gaben in einer Umfrage für den Bericht zum Stand der Fertigung 2023 von Essentra Components an, noch gar kein Ende der Schwierigkeiten absehen zu können.

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre, die weltweite Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben Lieferketten und Logistik auf eine harte Probe gestellt. So geben beispielsweise mehr als neun von zehn der befragten Ingenieure an, dass ihr Unternehmen von den weltweit steigenden Preisen betroffen ist.

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Lieferkettenprobleme: Diese Maßnahmen ergreifen die Unternehmen

Laut Umfrage ergreifen Unternehmen eine Reihe verschiedener Maßnahmen, um die Auswirkungen der Supply-Chain-Schwierigkeiten zu mildern. Am beliebtesten sind hierbei die Suche nach neuen Zulieferern (43 Prozent), Preiserhöhungen (45 Prozent) und die Reduzierung von Betriebskosten (45 Prozent).

Im Vergleich von Deutschland und den Niederlanden lässt sich kaum ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Ländern erkennen, jedoch scheinen deutsche Firmen die Reduzierung von Energiekosten in den Mittelpunkt zu stellen, denn 58 Prozent der deutschen Befragten gaben dies als Priorität in ihrem Unternehmen an.

Rob Baker, Chief Operating Officer bei Essentra Components, erklärt, die Ergebnisse der Studie stützen die Theorie, dass die weltweiten Supply Chains sich zunehmend ‚polarisieren‘: „Dieser Polarisierungs-Effekt steht für eine Abwendung von globalen Low-Cost-Lieferketten zugunsten einer Hinwendung zu regionalen und an Clustern orientierten Lieferketten, die von einem Bedürfnis nach mehr Zuverlässigkeit vorangetrieben werden,“ sagt er in einer Pressemitteilung.

Unternehmen bringen Baker zufolge ihre Fertigung geografisch in die Nähe des Bedarfs und richten ihre Versorgung stärker lokal aus. „Die globale Unsicherheit verschiebt die Ausrichtung der Lieferketten rasch weg von einer ‚Niedrigkosten-Strategie‘ und hin zu Service und Zuverlässigkeit zum optimalen Preis“, erklärt er.

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Wettbewerb für Ressourcen und Rohmaterialien wird intensiver

„Indem Hersteller ihre Lieferketten anpassen, wird auch der Wettbewerb für Ressourcen und Rohmaterialien intensiver", so Baker weiter. Die entsprechende Veränderung der globalen Nachfragemuster könne mittelfristig zu Ressourcenknappheit und höheren Beschaffungspreisen führen und das bedeute, dass es für den Erfolg wichtiger ist denn je, gut zu planen und seiner Zeit voraus zu sein.

„Es ist aber gar nicht so leicht, neue ‚lokale‘ Versorgungsquellen zu finden,“ meint Baker. „In manchen Branchen lässt sich das Material oder Produkt nicht einfach so austauschen. Spezifikationen und Vorschriften müssen eingehalten werden und erhebliche Investitionen in die Umrüstung und Umstrukturierung von Prozessen getätigt werden.“

Die weltweite Unsicherheit hat auch zu einer Kosteninflation geführt: „Kurzfristig können diese Auswirkungen durch Produktivitätsverbesserungen oder Preissteigerungen abgefedert werden, die einen schnellen Erfolg versprechen“, so Baker. Langfristig werden Kunden und Verbraucher aber vielleicht akzeptieren müssen, dass höhere Lieferkettenkosten notwendig seien, um eine höhere Zuverlässigkeit zu erreichen – und das werde sich wahrscheinlich auch in höheren Preisen niederschlagen. Dementsprechend werden Investitionen in die Automatisierung in der strategischen Ausrichtung von Fertigung und Lieferketten einen prominenteren Platz einnehmen als bisher.

Quelle: Essentra Components

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