Nicht nur wegen Corona: Maschinenbau unter enormen Druck
Der Maschinenbau leidet unter den Folgen von Corona. Doch die Ursachen für die Probleme liegen tiefer. Das sagen Führungskräfte zu den Herausforderungen der Branche.
Die Studie verdeutlicht: Bereits vor der Coronakrise stand die Branche enorm unter externen Druck: Unter anderem wegen politischer Faktoren wie dem Handelsstreit zwischen China und den USA oder dem Brexit (62 Prozent), dem internationalen Wettbewerb (57 Prozent) oder der Gefahr einer Rezession (52 Prozent). Letzteres könnte sich laut Andreas Gladis, Bereichsleiter Produktion bei Inform, durch die Coronakrise weiter vergrößert haben. Er sagt aber auch: „Wenn sich der traditionsreiche Maschinen- und Anlagenbau nicht neu erfindet, dann wird das Traumwachstum der letzten Jahre auch nach der Krise nicht zu halten sein.“
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Digitale Transformation ist größte Herausforderung für den Maschinenbau
Digitale Transformation spielt dabei eine wesentliche Rolle. Diese beherrscht die wirtschaftliche Situation in 57 Prozent der befragten Unternehmen. Die digitale Transformation ist zwar in fast allen Unternehmen (97 Prozent) in vollem Gange, dennoch sieht sich noch keine Firma am Ziel angekommen.
Doch die Stimmung ist laut der Studie optimistisch: Mehr als 70 Prozent schätzen, dass ihre Digitalisierungsmaßnahmen erfolgreich sein werden. Weiterhin große Hürden sind allerdings der immer noch herrschende fehlende Wille zur Digitalisierung (57 Prozent) sowie Schwierigkeiten bei der Implementierung neuer Prozesse (53 Prozent).
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Digitalisierungs- und Verbesserungspotenzial sehen die befragten Fach- und Führungskräfte vor allem beim Produktionsmanagement (95 Prozent), der Produktionsplanung (92 Prozent) sowie der Termintreue (86 Prozent). Essenzielle Hilfen wie ein Fertigungsleitstand oder ein Feinplanungssystem fehlen laut der Studie mehr als 60 Prozent der Unternehmen.
Der Trendreport zeigt: Diese Chancen und Herausforderungen gibt es im Maschinenbau. - Grafik: Anja Ringel, Quelle: Inform GmbH
Ein weiteres Problem der Branche: Der Fachkräftemangel. Nur 22 Prozent der Firmen glauben, dass sie geeignete Fachkräfte finden werden. Über die Hälfte (52 Prozent) bewerten die Situation als „mittelmäßig“, fast 20 Prozent als „schlecht“. Ausschlaggebend für den Erfolg bei der Fachkräftesuche sind für die Studienteilnehmer vor allem das Image und die Lage des Unternehmensstandorts (44 Prozent). Ein weiterer Punkt sind die Gehaltsforderungen.
Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, bilden über zwei Drittel der befragten Betriebe ihre Mitarbeiter selbst aus oder weiter. Mehr als die Hälfte versucht die eigene Arbeitgebermarke, zu stärken (Employer Branding).
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Das sind die Technologietrends im Maschinenbau
Und welche Technologietrends gibt es im Maschinenbau? Passend zum Bedarf an Prozessoptimierung misst die Mehrheit der Befragten (62 Prozent) Big Data und Datenanalyse großen Einfluss auf den zukünftigen unternehmerischen Erfolg bei. Es folgen die Smart Factory (55 Prozent), Künstliche Intelligenz und der digitale Zwilling (jeweils 48 Prozent). „Viele Unternehmen scheinen erkannt zu haben, dass Daten tatsächlich der vielzitierte ‚Rohstoff des 21. Jahrhunderts‘ sind, dessen effiziente Nutzung ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist“, schreibt die Autoren der Studie.
Diese Zukunftstechnologien werden im Maschinenbau bereits verwendet. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: Inform GmbH
„Ich freue mich darüber, dass viele der durch die Digitalisierung möglichen Mehrwerte und Potenziale erkannt wurden, insbesondere für das Produktionsmanagement. Das könnte den Unternehmen die Resilienz geben, die sie brauchen“, sagt Gladis.
Der Maschinenbau ist für den Bereichsleiter deshalb weiterhin eine zukunftssichere Branche. Doch er müsse sich deutlich mehr als in der Vergangenheit bewegen und verändern, um seine vollen Potenziale auszuschöpfen.
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Fachkräftemangel: So finden Sie gute Mitarbeiter
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Anfang des Jahres haben fast 60 Prozent der befragten Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation noch als „gut“ oder „sehr gut“ eingestuft. Lediglich 14 Prozent bewerteten ihre Situation als „schlecht“. Dieses Stimmungsbild dürfte sich laut der Autoren des Trendreports inzwischen verschlechtert haben.