Perspektivische Darstellung der Siemensstadt 2.0

Einer der Gewinnerentwürfe von O&O Baukunst. - (Bild: O&O Baukunst/Siemens)

Wohnraum, aber gleichzeitig auch Arbeitsort und ein Platz zum Einkaufen und für Kultur: Aus der Siemensstadt in Berlin soll in den nächsten zehn Jahren eine neue Arbeits- und Lebenswelt werden – eine Smart City. „Das Gründungskonzept der Siemensstadt 1897 bestand darin, Arbeiten, Forschung und Wohnen zu vereinen und damit eine intakte Symbiose für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen“, erklärte Siemens-CEO Joe Kaser vor zwei Jahren.

Und weiter: „Auch heute müssen wir die Zukunft der Arbeit neu denken. Megatrends, wie die industrielle Digitalisierung und die Urbanisierung werden fundamentale Veränderungen mit sich bringen. Arbeiten, Leben und Wohnen werden integrierter und mit der zunehmenden Vernetzung von Menschen und Dingen entstehen neue Ökosysteme", so Kaeser.

Viertel wird neu durchdacht

In mehreren Modulen soll der Stadtteil – der im Übrigen inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört – nun moderner werden. Dazu gehören zum Beispiel ein Bildungscampus, Büroneubauten und die Reaktivierung der stillgelegten Siemensbahn. Das Ziel laut Unternehmen: Ein Nebeneinander von Produktion, urbanem Leben und Bildung.

Jury Entscheidung zum städtebaulichen Wettbewerb Siemensstadt 2.0. Die Jury steht vor einem großen Plan der Siemensstadt.
Eine Jury hat über den städtebaulichen Wettbewerb Siemensstadt 2.0. Ganz links: Siemens-Vorstand Siemens Cedrik Neike. - (Bild: Siemens)

Auf dem Berlin Urban Tech Summit hat Siemens-Vorstand Cedrik Neike nun über weitere Hintergründe und Details gesprochen. Neike ist derzeit noch für das Geschäftsfeld Smart Infrastructure verantwortlich, ab Oktober wird er Industrievorstand. Er erzählte, dass er seine Ausbildung in der Siemensstadt absolviert hat und dann nach 30 Jahren zurückgekommen sei.

Sein Fazit: Alles sei gleichgeblieben, das Stadtviertel wurde nicht neu durchdacht. Das soll sich nun ändern. Das Viertel soll wirtschaftlich, ökologisch aber auch gesellschaftlich neu durchdacht werden. Das wecke Ängste, berichtet Nieke, es herrsche aber auch viel Hoffnung.

Siemensstadt soll industrieller Standort bleiben

Der Konzern investiert in das Vorhaben 600 Millionen Euro, um zusammen mit der Stadt Berlin und weiteren Partnern das Viertel neu zu denken. Man wolle die Produktion, die bereits vor Ort ist erhalten und die Arbeitsplätze zukunftssicher machen, sagte Neike.

Die Siemensstadt sei ein industrieller Standort, der auch einer bleiben soll. Künftig sollen dort in den Bereichen Energie Urban Tech/Smart Infrastructure und Mobilität gearbeitet werden. Ein weiteres Ziel laut Konzern: Wirtschaft und Wissenschaft sollen in bestimmten Schlüsseltechnologien enger zusammenarbeiten, weshalb auch Forschungszentren geplant sind.

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Die Produktion zurück in die Stadt zu bringen, habe dabei viele Vorteile, sagte Dr. Karina Rigby, Vice President bei der Siemens AG „Siemensstadt 2.0“. Es gehe unter anderem um Vielfalt. So beschäftigen sich zum Beispiel auch viele Universitäten mit den gleichen Themen und können so eine Brücke für Innovationen vor Ort sein, erklärte Rigby. In einer Kleinstadt sei das weniger der Fall.  Ein weiterer Pluspunkt: Firmen können gemeinsam Ideen entwickeln und beispielsweise 3D-Druck-Zentren teilen.

„Eine Stadt muss flexibel sein“ 

Dabei stelle sich das Unternehmen auch die Frage, welche Herausforderungen es im urbanen Raum gebe, so Neike. Dazu gehöre auch, Gebäude von Anfang bis Ende zu durchdenken. Indem zuerst ein digitaler Zwilling angefertigt werde, bevor der Bau beginnt, könne enorm viel Gebäudeenergie gespart werden, so der Siemens-Vorstand. Von Wohnen über Schule sollen alle Gebäude so gebaut werden, dass sie CO2-neutral sind.

Covid-19 hat die Pläne, wie die Siemensstadt 2.0 aussehen soll, jetzt noch einmal geändert. Der eigentliche Grundgedanke sei es gewesen, die Menschen zusammenzubringen, erklärte Neike. Also: Wie können Menschen von A nach B kommen. In der momentanen Pandemie gehe es nun darum, wie man die Menschen in einer Stadt sicher auseinanderhalten könne, so der Vorstand. Dafür müsse nun die ursprünglichen Technologien und Sensoren adaptiert werden. Denn: „Eine Stadt muss flexibel sein.“

Der Coronavirus hat die Denkweise bei Siemens übrigens auch noch in einem anderen Bereich verändert. 30 Prozent der Büroflächen seien normalerweise leer, sagte Neike. Deshalb habe sich das Unternehmen überlegt, wie die Mitarbeiter zusammengebracht werden können. Jetzt gehe es aber darum, sich nicht zu nah zu sein.

Der erste Abschnitt soll in vier Jahren fertig sein

Siemens habe dafür seine digitalen Technologien genutzt, damit die Werke mit dem nötigen Abstand zwischen den Arbeitern weiterlaufen können. Inzwischen dürfen Siemens-Mitarbeiter zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause arbeiten. „Die Menschen kommen nicht mehr zur Arbeit, um zu arbeiten“, sagte Neike. „Sie kommen um sich zu Treffen und Ideen auszutauschen.“ Arbeiten könne man auch von zu Hause aus.

Der erste Abschnitt der neuen Siemensstadt 2.0 soll in den nächsten drei bis vier Jahren fertig sein. Das komplette Viertel dann 2030.

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