Trotz Mini-Wachstum: Deutschland bleibt Sorgenkind
Neue IWF-Zahlen zeichnen ein Bild zwischen Erholung und Unsicherheit – mit Deutschland als schwächstem Motor unter den führenden Industrienationen.
Die deutsche Wirtschaft macht - trotz einer zwischenzeitlichen kurzfristigen Mini-Erholung - weiter weniger Spaß als Sorgen.
(Bild: Vahram - stock.adobe.com - KI-generiert)
Geringere Zölle und Milliarden für die Verteidigung sorgen für Mini-Wachstum
Die Reduzierung der Zölle in den Vereinigten Staaten, die geringer ausfiel als prognostiziert, sowie das Milliardenpaket für Infrastruktur und Verteidigung lassen den Internationalen Währungsfonds (IWF) eine optimistischere Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland erwarten. Gemäß einer aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfond wird die Bundesrepublik Deutschland im laufenden Jahr ein geringfügiges Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent erzielen. Zuvor hatte der in Washington ansässige Währungsfonds noch eine Stagnation prognostiziert. Für das Jahr 2026 bleibt die Organisation bei ihrer Prognose von einem Zuwachs von 0,9 Prozent. Deutschland bleibt damit das Sorgenkind unter den führenden Industrienationen.
Am Sonntag wurde ein Zollsatz von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe seitens der Europäischen Union und den USA vereinbart. Zuvor hatte der US-amerikanische Präsident Donald Trump damit gedroht, auf die meisten EU-Produkte eine zusätzliche Sondersteuer in Höhe von 30 Prozent zu erheben, die ab dem 1. August in Kraft treten solle. Die neue Regelung findet nun ebenfalls Anwendung auf Automobile, Halbleiter und Pharmaprodukte. Für spezifische Güter, wie beispielsweise Aluminium und Stahl, ist eine Zollerhebung in Höhe von 50 Prozent vorgesehen.
Eurozone steht gut da - dank Irland
Der Internationale Währungsfonds (IWF) revidiert seine Prognose für die Eurozone nach oben. Die Wachstumsprognose wurde auf 1,0 Prozent erhöht, was einer Steigerung von 0,2 Prozentpunkten im Vergleich zum vorherigen Stand entspricht. Ein wesentlicher Faktor ist der signifikante Anstieg des Bruttoinlandsprodukts der Republik Irland. Das Land exportiert eine Vielzahl von Pharmaprodukten in die Vereinigten Staaten und tätigt dort Investitionen.
In Bezug auf die führenden Industrienationen der Eurozone nimmt Deutschland demgegenüber eine untergeordnete Position ein. In Spanien hingegen prognostizieren Experten eine deutlich positivere Entwicklung und rechnen mit einem Plus von 2,5 Prozent. Für das kommende Jahr wird für die Eurozone ein Wachstum von 1,2 Prozent prognostiziert.
Für die Weltwirtschaft erhöhte der IWF seine Prognose für das laufende Jahr auf 3,0 Prozent Wachstum (plus 0,2 Prozentpunkte). Für das Jahr 2026 wird eine prognostizierte Wachstumsrate von 3,1 Prozent erwartet, nach zuvor 3,0 Prozent.
Wirtschaftswachstum nach Ländern und Regionen
| Land/Region |
2025 (bisherige Prognose) |
2026 (bisherige Prognose) |
| Deutschland |
0,1 Prozent (0,0 Prozent) |
0,9 Prozent (0,9 Prozent) |
| Eurozone |
1,0 Prozent (0,8 Prozent) |
1,2 Prozent (1,2 Prozent) |
| USA |
1,9 Prozent (1,8 Prozent) |
2,0 Prozent (1,7 Prozent) |
| Weltweit |
3,0 Prozent (2,8 Prozent) |
3,1 Prozent (3,0 Prozent) |
Geringere Zölle haben auch positiven Effekt für USA
Für die Vereinigten Staaten zeigt sich der IWF ebenfalls optimistischer: Die US-Wirtschaft dürfte demnach 2025 nun um 1,9 Prozent wachsen und damit 0,1 Prozentpunkte stärker als bislang gedacht. Die Organisation begründete die neue Prognose ebenfalls mit geringeren Zöllen, äußerte jedoch zugleich die Warnung, dass die Nachfrage im Land schneller abkühlen könnte als prognostiziert.
In einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Besorgnis über einen Anstieg der Importpreise in den Vereinigten Staaten zum Ausdruck gebracht. Diese Entwicklung lässt den Schluss zu, dass Unternehmen damit beginnen, die höheren Kosten auf die Endverbraucher umzulegen. Dies bedeutet, dass die Zölle von Importeuren, Einzelhändlern und letztlich den Konsumenten getragen werden.
Gemäß der Prognosen von Experten werden sich die Steueranreize für Investitionen von Unternehmen im Jahr 2026 positiv bemerkbar machen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für die Vereinigten Staaten von Amerika um 0,3 Prozentpunkte nach oben korrigiert, was zu einer prognostizierten Wirtschaftsleistung von 2,0 Prozent führt.
Dauerthema Inflation
Allerdings ist in den kommenden Monaten mit einer Zunahme der Inflation in den USA zu rechnen. Zölle haben zur Folge, dass die Produktionskosten vieler Güter ansteigen, da sie die Importe verteuern. Gemäß dem IWF besteht für Unternehmen die Möglichkeit, die höheren Ausgaben an die Verbraucher weiterzugeben. Dies wird eine Inflationsbeschleunigung in den Vereinigten Staaten bis zum Jahresende zur Folge haben. In den Exportländern resultiert die verringerte US-Nachfrage hingegen in einem höheren Warenüberhang. Um diese dennoch loszuwerden, könnten sie eine Senkung der Preise in Erwägung ziehen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Inflationsprognose für dieses Jahr marginal auf 4,2 Prozent (minus 0,1 Prozentpunkte) weltweit reduziert. Für das Jahr 2026 prognostizieren die Experten eine Teuerungsrate von 3,6 Prozent.
Mit Material der dpa