Containerschiff im Hafen

Ohne Export geht in der deutschen Industrie nicht viel. Viele hiesige Unternehmen sind vom Export abhängig. - (Bild: Andi Graf auf Pixabay)

Daimler schreibt rote Zahlen, BASF setzt weniger um, der Gewinn des Kunststoffspezialisten Covestro bricht ein und der Autozulieferer Continental kassiert seine Geschäftsprognose. Die Quartalszahlen wichtiger deutscher Industriekonzerne zeigen zunehmend Bremsspuren. Vor allem die einst erfolgsverwöhnte Autoindustrie schwächelt. Das bekommen inzwischen nicht nur Zulieferer zu spüren, sondern auch andere Branchen wie die Chemieindustrie oder der Maschinenbau.

Zwar fuhr der Volkswagen-Konzern im zweiten Quartal ein überraschend gutes Ergebnis ein. Die Sportwagentochter Porsche und auch die Kernmarke VW steigerten ihre Ergebnisse gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch nach Einschätzung des Branchenexperten Constantin Gall vom Beratungsunternehmen EY steht die deutsche Automobilindustrie unter erheblichem Druck.

Der wichtige chinesische Automarkt läuft nicht mehr rund und auch der europäische Markt kämpft gegen Produktionsrückgänge. Hinzu kommen hausgemachte Probleme wie der Dieselskandal sowie die Herausforderungen durch die Elektromobilität, die milliardenschwere Investitionen erfordern.

Abschwächung der deutschen Vorzeigeindustrie

Die Abschwächung der deutschen Vorzeigeindustrie bremst inzwischen auch andere Branchen. Maschinenbau und Chemieindustrie beklagen, dass sich die Kunden aus der Autoindustrie mit Bestellungen zurückhalten. Covestro-Chef Markus Steilemann spricht von "einem sehr herausfordernden Umfeld in der Automobilindustrie".

Auch der Zulieferer und Reifenhersteller Conti verweist auf "den fortlaufende Abwärtstrend der Automobilproduktion in Europa, Nordamerika und insbesondere in China". Hinzu kämen die weiter ungelösten Handelskonflikte, die zur wirtschaftlicher Unsicherheit beitrügen.

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft leidet besonders unter den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Konflikten und der globalen Konjunkturabkühlung. "Die weltweiten Risiken haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen", sagt BASF-Chef Martin Brudermüller. Die Folge: Die Verunsicherung wächst, Unternehmen halten mit Investitionen zurück.

"Keine andere große Exportnation hat mehr Handelspartner als Deutschland und ist mehr vom globalen Handel abhängig. Diese Offenheit im Handel ist Fluch und Segen zugleich", erläutert Ronald van het Hof, Chef des Kreditversicherer Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Was die deutsche Industrie stützt

Gestützt wird die deutsche Wirtschaft derzeit vor allem von einer stabilen Nachfrage im Inland. Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und gestiegene Löhne sorgen für Konsumlaune der Menschen. Allerdings trübte sich zuletzt die Stimmung der Verbraucher etwas ein. Vor allem bei Beschäftigten in der Automobilindustrie und bei deren Zulieferern sei die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes größer geworden, erläuterte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl jüngst.

Selbst die Stimmung in der bisher krisenresistenten Dienstleistungswirtschaft gab zuletzt nach. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht darin "ein weiteres Warnsignal für die Konjunktur". "Es ist weit und breit nichts zu sehen von der vielerorts erhofften Erholung im zweiten Halbjahr."

Wann Europas größte Volkswirtschaft wieder an Schwung gewinnt, dürfte nicht zuletzt von einem Ende des Handelskrieges zwischen den USA und China abhängen. "Für eine konjunkturelle Trendwende brauchte es ein starkes positives Signal, wie etwa ein belastbares Übereinkommen im Handelskonflikt zwischen den USA und China", meint Philipp Scheuermeyer, Ökonom bei der staatlichen Förderbank KfW.

Dass die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr schrumpft, erwarten Konjunkturexperten bislang allerdings nicht. So sagte jüngst der Internationale Währungsfonds IWF ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent voraus. Im vergangenen Jahr hatte das Bruttoinlandsprodukt allerdings mit 1,4 Prozent noch doppelt so stark zugelegt.

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