Zeppelin Zentrale, davor Fahnen mit dem Firmennamen darauf.

Zeppelin macht unter anderem in Russland Geschäfte. (Bild: Zeppelin)

Es seien viele schwarze Wolken aufgezogen, die Europa belasten, aber auch den Zeppelin-Konzern betreffen: So beschreibt Unternehmenschef Peter Gerstmann auf der heutigen Bilanzpressekonferenz die derzeitige Lage. Denn der Ukraine-Krieg hat auch die Geschäfte von Zeppelin durcheinandergewirbelt.

Fast 20 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr in der Region: In Russland machte der Konzern einen Umsatz in Höhe von 411 Millionen Euro (plus 27 Prozent). In der Ukraine lag der Umsatz 2021 bei 152 Millionen Euro – ein Plus von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von den mehr als 10.000 Mitarbeitenden weltweit sind 1.400 in Russland und 600 in der Ukraine beschäftigt.

Auch für das laufende Jahr gab es viele Aufträge aus den beiden Ländern. Doch der Krieg und die Sanktionen der USA und EU sowie die Reaktionen des Kreml darauf beeinträchtigen das Geschäft des Konzerns in den beiden nun verfeindeten Staaten erheblich. Betroffen sind der Vertrieb und Service von Bau-, Bergbau- und Landwirtschaftsmaschinen, aber auch Aufträge im Anlagenbau. Zeppelin ist nach eigener Aussage einer der größten Händler für Baumaschinen im eurasischen Raum. „Die Bedeutung der Region ist für uns überproportional im Vergleich zu anderen Unternehmen“, erklärte Gerstmann.

Die Lage in der Ukraine

Gerstmann betonte: Die Sicherheit der Mitarbeitenden und Familien vor Ort stehe im Vordergrund. Zeppelin habe seine Beschäftigten in der Ukraine unterstützt, wenn diese das Land verlassen wollten. Zehn Mitarbeiter seien eingezogen wurden, viele andere meldeten sich freiwillig zum Dienst in der Armee, sagte er. Wiederum andere flüchteten in sicherere Orte im Westen des Landes. Zeppelin habe weiterhin zu allen ukrainischen Beschäftigten Kontakt. Zu einem Mitarbeiter sei leider der Kontakt abgebrochen und man wisse derzeit nicht, wie es ihm gehe, so Gerstmann.

Das Unternehmen hilft den Geflüchteten unter anderem bei der Suche nach einer Unterkunft, organisierte aber auch Lebensmitteltransporte nach Kiew. Wie der Zulieferer Leoni, zahlt auch Zeppelin die Gehälter seiner ukrainischen Angestellten weiter.

Das Geschäft vor Ort sei nahezu zum Erliegen gekommen. Aus gefährlichen Regionen wie Kiew habe man die Mitarbeitenden sofort evakuiert, berichtete Gerstmann. Dort wollte der Konzern im Übrigen dieses Jahr eigentlich seine neue Niederlassung eröffnen.

Lediglich im Westen der Ukraine laufe der Betrieb aktuell noch weiter – unter anderem beim Service und der Reparatur von Landwirtschaftsmaschinen.

Die Lage in Russland

Auch in Russland ist das Geschäft fast zum Erliegen gekommen, allerdings aus anderen Gründen. Wie Gerstmann erklärte, erfülle Zeppelin seine Verpflichtungen, solange Gesetze, Regeln und Sanktionen das zulassen. Doch auch das sei nur noch eingeschränkt möglich. Denn momentan dürfen durch die Sanktionen weder Ersatzteile noch Maschinen nach Russland geliefert werden. Das Unternehmen arbeite derzeit mit den Produkten, die noch vor Ort sind. Wenn diese aufgebraucht sind, müsse man schauen, wie es weitergeht.

Ein Auftrag für eine Tochtergesellschaft von Rosneft mit einem Wert von 60 Millionen Euro musste aufgrund der Sanktionen schon beendet werden. Gerstmann rechnet mit einem wirtschaftlichen Schaden von zehn bis zwölf Millionen Euro.

Peter Gerstmann, CEO von Zeppelin.
Peter Gerstmann, CEO von Zeppelin. (Bild: Zeppelin)

Warum Zeppelin trotz der Kriegshandlungen Russlands weiter im Land tätig ist, begründete der CEO vor allem mit der Verpflichtung gegenüber der Beschäftigten, die 30 Jahre loyal für das Unternehmen gearbeitet haben. „Die Mitarbeiter verantworten diesen Krieg nicht“, sagte er. Zeppelin mache derzeit keinen Gewinn in Russland. Vielmehr verliere man Geld, indem man seinen Verpflichtungen nachkomme.

Der CEO berichtet von Gesprächen, in denen sich russische Mitarbeitende bestürzt gezeigt und sich dafür entschuldigt hätten, russische Staatsangehörige zu sein. Die meisten Beschäftigten seien gut über den Krieg in der Ukraine informiert, viele haben Verwandtschaft im Nachbarland.

Zeppelin muss in Russland Mitarbeitende entlassen

Gerstmann stellte aber auch klar: Da das Geschäft in Russland derzeit nur eingeschränkt möglich ist, wird Zeppelin seine Tätigkeiten auf ein Minimum zurückfahren und auch Teile der Belegschaft entlassen müssen. Das tue sehr weh. Derzeit gebe es jeden Tag neue Bereiche, in denen nicht weitergearbeitet werden könne und dann abgewickelt werden müssen.

Der Zeppelin-Chef sieht deshalb keine Zukunft mehr für das Geschäft in Russland. Er rechnet außerdem damit, dass dem Unternehmen die Entscheidung, wie es im Land weitergeht, ohnehin abgenommen wird. Denn aufgrund der Sanktionen und des Personalabbaus drohe dem Unternehmen die Enteignung durch den russischen Staat. „Wir gehen davon aus, dass wir unser Geschäft nicht weiter betreiben können.“

Das Unternehmen werde außerdem Vermögen in Russland verlieren. Der Konzern hat in der Ukraine und Russland zusammen ein Vermögen von rund 200 Millionen Euro. Gerstmann rechnet mit einem dreistelligen Millionenschaden für das Unternehmen.

Das werde natürlich Folgen für das gesamte Unternehmen haben: Der Umsatz werde dementsprechend niedriger werden. „Wir werden ein kleineres Unternehmen sein, das nicht mehr in Russland tätig ist“, sagte Gerstmann. Die Existenz des Konzerns sei jedoch nicht bedroht.

Bestes Geschäftsjahr der Zeppelin-Geschichte

Positive Nachrichten gibt es dagegen beim Blick auf das vergangene Jahr: „2021 war das beste Jahr der Unternehmensgeschichte“, sagte Aufsichtsratschef Andreas Brand in einer Pressemitteilung. Es ist das vierte Jahr in Folge, in dem Zeppelin seinen Umsatz steigern konnte, so Gerstmann.

Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte um 43 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis nach Steuern beläuft sich auf 160 Millionen Euro (2020: 125 Millionen Euro).

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