Mehr als zwei Wochen dauert der Krieg in der Ukraine nun schon an. Die westliche Welt reagierte schnell und beschloss neue Sanktionen gegen Russland. Diese und die Auswirkungen des Krieges haben unterschiedliche Folgen. Einige Beispiele:
Russischer Autobauer Lada muss Produktion einstellen
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben immer mehr Autobauer ihre Produktion in Russland gestoppt (einen Überblick gibt es hier). Nun musste auch der russische Autobauer Lada, der zu AvtoVAZ gehört, seine Produktion einstellen. Der Grund: Durch die Sanktionen fehlen Teile. Tausende Mitarbeiter wurden laut ‚Wall Street Journal‘ in den Urlaub geschickt.
Das Unternehmen gehört zum französischen Autohersteller Renault und bezieht rund 20 Prozent seiner Teile aus dem Ausland. „Wenn der Handel aufhört, hört AvtoVAZ auf", sagte ein ehemaliges Vorstandsmitglied von AvtoVAZ gegenüber dem ‚Wall Street Journal‘. Und weiter: „Putin weiß, dass er es nicht allein schaffen kann. Es würde Monate oder sogar Jahre dauern, die Produktion ohne die Unterstützung von Renault wieder in Gang zu bringen.“ AvtoVAZ/Lada hat in Russland einen Marktanteil von rund 25 Prozent.
AvtoVAZ selbst erklärte, das Werk bleibe bis mindestens 11. März geschlossen. Als Grund wurde Chipmangel genannt. Zu den Sanktionen äußerte sich das Unternehmen nicht.
Der Ausschluss Russlands vom Swift-Zahlungsverkehrssystem erschwert den russischen Unternehmen zudem den Geschäftsverkehr mit ihren Lieferanten. Außerdem sind Lieferwege – vor allem die über die Ukraine – geschlossen.
Stahlwerk in Deutschland stoppt vorerst Produktion
Die Lech-Stahlwerke in Bayern haben wegen der gestiegenen Energiekosten ihre Produktion vorerst gestoppt. In einem Statement erklärt das Unternehmen, man reagiere auf die aktuelle Energiepreisentwicklung – verursacht durch die Entwicklungen in der Ukraine – proaktiv und flexibel. „Dazu zählt insbesondere auch das phasenweise Herausnehmen von Produktionsschichten, die Stärke unseres Produktionsverfahrens über den Elektroofen“, so das Unternehmen. Demnach wird die Produktion nun tageweise stillgelegt.
Das Elektro-Stahlwerk produziert nach eigenen Angaben jährlich über eine Million Tonnen des Werkstoffs.
Werden westliche Unternehmen in Russland verstaatlicht?
Westliche Unternehmen, die Russland wegen des Ukraine-Krieges verlassen, droht nun eine Verstaatlichung ihrer Betriebe und Werke. Die Firmen würden „praktisch ihre Kollektive ihrem Schicksal“ überlassen, sagte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew der DPA zufolge. Die russische Regierung arbeite deshalb an Schritten, um eine Insolvenz der Unternehmen und dann eine Nationalisierung des Besitzes in die Wege zu leiten, erklärte er. Vorrangige Aufgabe dabei sei, dass die Menschen nicht auf der Straße landeten.
Auf „Grundlage des von den Investoren in Panik“ zurückgelassenen Vermögens müsse eine neue Produktion aufgebaut werden, meinte Medwedew. Solch eine Herangehensweise sei objektiv und gerecht.
Noch gibt es aber kein konkretes Gesetz in Russland, um das Vermögen von Unternehmen zu verstaatlichen, die sich vorerst zurückgezogen haben.
Nickelpreise schießen in die Höhe
Russland ist einer der größten Exporteure von Nickel. Die russische Firma Nornickel exportiert weltweit am meisten. Der Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen Spekulationen um Lieferausfälle hatten deshalb drastische Folgen für den Nickelpreis. Anfang der Woche stieg der Preis auf bis zu 100.000 US-Dollar pro Tonne an. Normalerweise kostet Nickel durchschnittlich 25.000 US-Dollar pro Tonne. Der Kurs stieg also um 400 Prozent an. Zwar sank der Preis wieder auf 50.000 US-Dollar. Dennoch hat die Londoner Metallbörse den Handel mit Nickel am Dienstag gestoppt.
Er sollte am heutigen Freitag wieder starten, wurde laut Commerzbank aber noch weiter ausgesetzt. Zudem hat die Londoner Metallbörse die Margenanforderungen bei den meisten Metallen erhöht. Im Falle von Nickel wird die Sicherheitsanforderung den Commerzbank-Experten zufolge mehr als verdoppelt.
Vor allem die Autobranche braucht für die E-Autos derzeit Nickel.
GPS-Störungen in Finnland
Über die Gefahr von mehr Cyberangriffen haben wir hier schon berichtet. Finnland hat nun GPS-Störungen an der Grenze zu Russland gemeldet. Unter anderem Finnair erklärte, es habe Störungen der GPS-Signale seiner Flugzeuge in der Nähe der russischen Enklave Kaliningrad festgestellt. Die litauische Fluglinie Transaviabaltika musste wegen der Störungen 18 Flüge streichen.
Auffällig: Die Störungen begannen kurz nachdem der finnische Präsident Sauli Niinisto am vergangenen Wochenende in Washington mit seinem amerikanischen Amtskollegen Joe Biden zusammentraf, um über eine Vertiefung der Verteidigungsbeziehungen zwischen Finnland und der NATO zu sprechen.
Ministerpräsidentin Sanna Marin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sie habe keine Informationen über die Ursache der Unruhen und wisse auch nicht, ob sie von Russland ausgingen. Das finnische Außenministerium untersucht die Ereignisse.
Doch wie konnte es zu den Störungen kommen? ‚Futurezone‘ zitiert dazu den Leiter des European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats. Dieser erklärt, es gebe nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Grenze zwischen Finnland und Russland von einem elektromagnetischen Sonnensturm getroffen oder die GPS-Ausfälle werden durch absichtliches Signal-Jamming herbeigeführt.
„Es besteht der dringende Verdacht, dass es sich um einen staatlichen Akteur handelt“, erklärte die Informatikerin Laura Ruotsalainen von der Universität Helsinki laut ‚Aero Telegraph‘.
2018 gab es schon einmal eine ähnliche Störung an der finnischen Ost-Grenze. Zu dem Zeitpunkt fand eine Nato-Übung in Nordfinnland statt. Russland wurde damals ebenfalls als Täter verdächtigt.
Ukraine-Krieg: Alle wichtigen Informationen für die Industrie
Der Ukraine-Krieg hat die Welt verändert und hat auch Auswirkungen auf die deutsche Industrie und Wirtschaft. Hier finden Sie weitere Informationen:
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