Schulte Strathaus fordert neuen Masterplan für Deutschland
Dr. Michael Schulte Strathaus erklärt im Interview unter anderem, was den Industriestandort Deutschland gefährdet und wie der ideale Industriestandort aussehen sollte.
Tino BöhlerTinoBöhler
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Dr. Michael Schulte Strathaus, Geschäftsführer der Schulte Strathaus GmbH, ist einer der Sprecher auf dem diesjährigen Maschinenbau-Gipfel.(Bild: Schulte Strathaus)
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Was sind die Faktoren, die momentan den Industriestandort Deutschland gefährden?
Dr. Michael Schulte Strathaus: Die Hauptfaktoren sind der Fachkräftemangel, die ungenügende Digitalisierung insbesondere in den öffentlichen Behörden, die Überbürokratisierung, fehlende wirtschaftspolitische Leitlinien zur besseren Planbarkeit von Investitionen, eine fehlende europa-eingebundene geopolitische Strategie, eine übertriebene grüne Politik voller Verbote anstatt mehr Technologieoffenheit, zu viel Diskussionskultur und zu wenig konkretes Handeln (zum Beispiel schnellere Erneuerung der Infrastruktur).
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Wie können wir die anstehenden Probleme lösen?
Schulte Strathaus: Es braucht einen neuen Masterplan für Deutschland. Dazu müssen wir Themen wie die Digitalisierung im öffentlichen Bereich und im Gesundheitswesen (elektronische Patientenakte), ein fachkräfte-orientiertes Einwanderungsgesetz orientiert an unserem Fachkräftebedarf, ein unternehmensfreundlicheres Steuersystem, eine Energiepolitik, die die Produktion am Standort Deutschland wieder attraktiv macht, zeitnah angehen.
Ein weiterer wesentlicher Faktor zur Lösung der anstehenden Probleme ist die Notwendigkeit, wieder mehr Praxiserfahrung in der Politik zuzulassen. Die Einbindung von ideologiefreien Fachleuten muss wieder stärker erfolgen, um angestrebte Ziele beziehungsweise Projekte zielorientierter und zeitnäher zu erreichen.
Michael Schulte Strathaus wird auf dem Maschinenbau-Gipfel an der Podiumsdiskussion zum Thema "Die Zukunft des Industriestandorts Europa" teilnehmen. Mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier:
(Bild: mi-connect)
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Können Sie einen idealen Industriestandort Deutschland skizzieren?
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Schulte Strathaus: Das Wort “ideal“ suggeriert immer eine Wunschvorstellung, die nicht unbedingt realitätsnah ist. Eine Gesellschaft ist auf praxisnahe Kompromisse angewiesen, die die Menschen mitnehmen. Bei einer idealen Definition besteht zu sehr die Gefahr, die gegebenen Umgebungsbedingungen, die anderen Partner und Interessenlagen zu vernachlässigen.
Es wäre sehr hilfreich, wenn Deutschland wieder zu einer sozialen Marktwirtschaft zurückfinden würde, die unter anderem attraktive und wettbewerbsfähige Standortbedingungen, Technologieoffenheit, eine moderne Bildungspolitik, Abbau unnötiger Bürokratie, und weniger Zukunftsängste zulassen würde.