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Obsoleszenzmanagement zielt darauf ab, dass der Lebenszyklus des eigenen Produktes nicht durch die Verfügbarkeit oder den Ausfall von dafür notwendigen Komponenten negativ beeinflusst wird. (Bild: Handz - stock.adobe.com (generiert mit KI))

Dr.-Ing. Wolfgang Heinbach
(Bild: Privat)

In dieser Serie von Beiträgen wollen wir den professionellen Umgang mit Obsoleszenz beschreiben, in Zusammenarbeit mit dem Fachexperten Dr.-Ing. Wolfgang Heinbach. Er ist Gründungspartner der Syliom Unternehmensberatung Dr. Heinbach, Steinleitner und Partner mit Sitz in Augsburg. Er ist seit vielen Jahren im Bereich Obsoleszenz Management mit den Schwerpunkten Änderungen/Abkündigungen, Ersatzteil- und LifeCycle Management sowie den damit verbundenen Businessthemen und Prozessen tätig, mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen im In- und Ausland. Ehrenamtlich ist er nach sechs Jahren als Vorstandsvorsitzender weiterhin im Vorstand der COGD (Component Obsolescence Group Deutschland e.V.) und als Vizepräsident des IIOM (International Institute of Obsolescence Management) tätig. Im Rahmen von DKE- und IEC-Arbeitsgruppen trägt er zur weltweiten Standardisierung des Obsoleszenz Managements und seiner Methoden bei.

 

Hier finden Sie alle bislang erschienenen Texte der Serie:

 

Es gibt drei grundsätzliche Ansätze für Obsolescence Management (OM):

  1. Reaktiv: Im Wesentlichen die aktive Überwachung ausgewählter Anlagen, Maschinen und Komponenten auf Obsoleszenz. Ein häufiges Missverständnis ist: Wir tun nichts und warten, bis Obsoleszenz eintritt. Erst dann wird gehandelt.
  2. Proaktiv: Hierzu zählen alle Maßnahmen und Prozesse, die im Vorfeld einer Obsoleszenz durchgeführt werden, um Obsoleszenzrisiken zu erkennen und vorausschauend zu handeln.
  3. Strategisch: Die systemische Implementierung des Obsoleszenzmanagements im Unternehmen und seinen Organisationen unter Einbeziehung der Lieferanten und ggf. Kunden. Vernetzt Einzelmaßnahmen und Prozesse, definiert den Einsatz von Werkzeugen und externen Datenbanken. Wird im Obsolescence Management Plan beschrieben und ist damit auditierbar, insbesondere wenn Standards wie IEC62402 berücksichtigt werden.

Reaktives OM

Ein wesentlicher Bestandteil ist das definierte Management von Änderungen und Abkündigungen (PCN - Product Change and Discontinuation Notifications). Wie und woher kommen PCNs ins Unternehmen? Wer bearbeitet sie wie? Welche Aktionen werden von wem bei wem ausgelöst?

Anstatt den PCN-Eingang dem Zufall zu überlassen, ist es sinnvoll, den PCN-Eingang und dessen Bearbeitung strukturiert und effizient über entsprechende Systeme und Datenbanken abzuwickeln. Am besten mit einem hohen Grad an Automatisierung. Hierfür bieten sich Systeme und Datenbanken an, die den digitalen smartPCN-Standard nutzen, der sowohl als VDMA-Standard als auch demnächst weltweit als IEC-Standard zur Verfügung steht.

 

Warum sind zuverlässiger Empfang und schnelle Reaktion so wichtig?

In dem Moment, in dem ein Ersatzteil nicht mehr produziert wird, ist nur noch ein begrenzter Vorrat beim Hersteller und Distributor vorhanden. Wer hier schnell ist, kann sich den Bedarf zu normalen Preisen sichern, sonst wird es teuer oder gar unmöglich.

Ein weiteres Argument für den Einsatz von PCN-Systemen und Datendiensten ist, dass Maschinenhersteller viele Komponenten einkaufen. Die Komponentenhersteller im Maschinenbau sind jedoch sehr geizig mit PCN, geben diese kaum öffentlich bekannt, sondern meist nur an ausgewählte Kunden. Auf diesem Weg erfährt man von Abkündigungen erst spät oder gar nicht. Datendienste wie Cadenas oder pcn.global erfahren jedoch direkt von PCN und stellen diese Information allen Kunden zur Verfügung.

Proaktives OM

Der proaktive Teil des OM umfasst die notwendigen Prozesse und Aktivitäten, um Obsoleszenzrisiken zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten. Dazu gehören die Implementierung von Prozessen im Unternehmen und seinen Funktionen, die Beziehungen zu Lieferanten, der Einsatz von IT-Systemen und vieles mehr. Ziel ist es, Obsoleszenz planbar zu machen: Erkennen und Minimieren von Risiken, Pläne für Maßnahmen im Obsoleszenzfall und - ganz wichtig - Reduzierung von Stress, Arbeitsaufwand und Kosten im Obsoleszenzfall.

Was ist Obsoleszenzmanagement?

Obsoleszenzmanagement (u.a. von "obsolet" - "nicht mehr gebräuchlich") bezeichnet die Organisation, die Bevorratung oder die Beschaffung von gleichwertigem Ersatz für Bauteile, die in absehbarer Zeit nicht mehr produziert werden. So soll die Lebensdauer der Maschine oder Anlage, aus der das Bauteil stammt, verlängert werden. 

Strategisches OM

Strategisches OM vernetzt die verschiedenen Funktionen im Unternehmen so, dass die Maßnahmen des reaktiven und proaktiven OM ihre größte Wirkung entfalten. Strategisches OM macht vor allem dort Sinn, wo Obsoleszenz zu massiven Kosten und Schäden führt, sei es aufgrund einer zertifizierten Fertigung wie in der Pharma-, Chemie- und Halbleiterindustrie oder weil die Produkte sehr teuer sind bzw. ein Produktionsausfall zu erheblichen Marktverlusten führt.

Bei der Einführung eines OM wird man immer reaktiv beginnen, da dieser Teil immer notwendig ist. Der Einsatz von ausgewiesenen Fachexperten bei der Einführung und Umsetzung vermeidet unnötige Fehler.

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