Obsolescence Management

Obsoleszenzmanagement (u.a. von "obsolet" - "nicht mehr gebräuchlich") bezeichnet die Organisation, die Bevorratung oder die Beschaffung von gleichwertigem Ersatz für Bauteile, die in absehbarer Zeit nicht mehr produziert werden. So soll die Lebensdauer der Maschine oder Anlage, aus der das Bauteil stammt, verlängert werden. (Bild: magele-picture - stock.adobe.com)

Dr.-Ing. Wolfgang Heinbach
(Bild: Privat)

In dieser Serie von Beiträgen wollen wir den professionellen Umgang mit Obsoleszenz beschreiben, in Zusammenarbeit mit dem Fachexperten Dr.-Ing. Wolfgang Heinbach. Er ist Gründungspartner der Syliom Unternehmensberatung Dr. Heinbach, Steinleitner und Partner mit Sitz in Augsburg. Er ist seit vielen Jahren im Bereich Obsoleszenz Management mit den Schwerpunkten Änderungen/Abkündigungen, Ersatzteil- und LifeCycle Management sowie den damit verbundenen Businessthemen und Prozessen tätig, mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen im In- und Ausland. Ehrenamtlich ist er nach sechs Jahren als Vorstandsvorsitzender weiterhin im Vorstand der COGD (Component Obsolescence Group Deutschland e.V.) und als Vizepräsident des IIOM (International Institute of Obsolescence Management) tätig. Im Rahmen von DKE- und IEC-Arbeitsgruppen trägt er zur weltweiten Standardisierung des Obsoleszenz Managements und seiner Methoden bei.

 

Hier finden Sie alle bislang erschienenen Texte der Serie:

 

Der Business Case von Obsoleszenz-Management ist vergleichbar mit dem von Brandschutzsystemen: das Risiko von Obsoleszenz deutlich zu reduzieren und - falls es doch dazu kommt - die Auswirkungen zu mindern. Entscheidend ist der mögliche Schaden, der durch Obsoleszenz entsteht. Für Normteile ist kein Obsoleszenzmanagement (OM) erforderlich, wohl aber für die einzigartige Steuerung einer wichtigen Engpassmaschine.

Beispiel: Reinigungsanlage in einer spanenden Fertigung. Ist diese nicht einsatzbereit, stauen sich die zu reinigenden Teile und weitere Produktionsschritte sind betroffen. Auch solche relativ einfachen Maschinen können Komponenten enthalten, die es nicht mehr gibt: Obsoleszenz.

Der Schaden: Stillstand und Produktionsausfall. Menschen müssen bezahlt werden, haben aber keine Arbeit, Energiekosten, Gebäudekosten, Abschreibungen, Umsatzverlust, Marktverlust und vieles mehr. Ausfallkosten von 25.000 € pro Stunde und mehr sind kein Einzelfall. Zudem tritt Obsoleszenz nicht nur bei Ersatzteilen, sondern auch bei Komponenten für Ihre Produkte auf.

Sind diese Kosten sichtbar? Nein, denn sie werden auf verschiedenen Konten verbucht, aber nicht unter Obsoleszenz. Wenn Management und Controlling diese Kosten unter Obsoleszenz erfassen würden, dann hätte OM eine ganz andere Priorität.  

Was kostet das Obsoleszenzmanagement?

Die Kostenelemente sind: Personalkosten, Kosten für Tools und Daten, proaktive Maßnahmen wie die vorsorgliche Beschaffung kritischer Komponenten.

Die Personalkosten verteilen sich auf verschiedene Funktionen: Anteile im Einkauf, in der Instandhaltung, Engineering und im Ersatzteilmanagement. Mit insgesamt 0,25-0,5 Personaljahren kann viel erreicht werden, insbesondere wenn das OM weitgehend digitalisiert ist.

Für Tools und Zugriffe auf externe Datenbanken sind zwischen 5.000 und 30.000 € pro Jahr zu veranschlagen. Dies ist abhängig von der Anzahl der überwachten Komponenten, den zugekauften Daten und dem Grad der Digitalisierung.

Rechnet man mit Kosten von 120.000 € pro Jahr für das OM, so entspricht dies in etwa den Gesamtkosten von fünf Stunden Produktionsausfall. Jeder weitere ungeplante Ausfall durch Obsoleszenz, der durch OM vermieden wird, macht den Business Case positiv.

Obsoleszenz ist in der Regel teuer, auch wenn die Gesamtkosten auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Das Controlling sollte daher die Kosten konkreter Obsoleszenzfälle ganzheitlich erfassen, um den konkreten Business Case für das Unternehmen zu ermitteln.

In einem können Sie sicher sein: Obsoleszenz ist unvermeidbar und sie nimmt drastisch zu.

Es gibt viele bewährte Wege, OM effizient und kostengünstig im Unternehmen zu implementieren. Unterstützung finden Unternehmen zum Beispiel bei SYLIOM oder GMP German Machine Parts.

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