Expansion im Baltikum

Lettland bestellt Munitionsfabrik bei Rheinmetall

275 Millionen Euro, 150 neue Jobs und ein politisches Signal: Rheinmetall errichtet für Lettland eine Hightech-Fabrik für 155mm-Artilleriemunition – mit strategischer Schlagkraft für Europa.

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Rheinmetall treibt seinen Kapazitätsaufbau im Bereich der Munitionsfertigung voran und lässt jetzt auch in der Republik Lettland eine moderne Produktionsanlage für Artilleriemunition des Kalibers 155mm entstehen.
Rheinmetall treibt seinen Kapazitätsaufbau im Bereich der Munitionsfertigung voran und lässt jetzt auch in der Republik Lettland eine moderne Produktionsanlage für Artilleriemunition des Kalibers 155mm entstehen.

Wie sieht die geplante Rheinmetall-Fabrik aus?

Mit einer Investition von 275 Millionen Euro realisiert Rheinmetall in Lettland eine hochmoderne Produktionsanlage für Artilleriemunition des Kalibers 155mm. Das Werk wird eine komplette Fertigungslinie umfassen – inklusive Geschossschmiede und Füllanlage. Der Bau soll bereits im Frühjahr 2026 starten. Die Inbetriebnahme ist für das darauffolgende Jahr geplant. Die erwartete Jahreskapazität: mehrere zehntausend Artilleriegeschosse.

Warum Lettland auf eine eigene Munitionsproduktion setzt

Lettland verfolgt mit dem Bau dieser Fertigungsstätte zwei zentrale Ziele: Zum einen geht es um die Stärkung der nationalen Verteidigungsfähigkeit, zum anderen um den Aufbau eines eigenständigen und nachhaltigen Verteidigungssektors. Die im Werk produzierte Munition soll nicht nur die lettischen Streitkräfte versorgen, sondern auch für Partnerländer zur Verfügung stehen.

Die lettische Premierministerin Evika Siliņa und Rheinmetall-Chef Armin Papperger bei der Unterzeichnung des Vertrags zur neue 155-mm-Munitionsfabrik in Lettland.
Die lettische Premierministerin Evika Siliņa und Rheinmetall-Chef Armin Papperger bei der Unterzeichnung des Vertrags zur neue 155-mm-Munitionsfabrik in Lettland.

Wer steht hinter dem Joint Venture?

Die Produktion in Lettland wird von einem Joint Venture betrieben, an dem Rheinmetall Waffe Munition GmbH mit 51 Prozent und die lettische State Defence Corporation mit 49 Prozent beteiligt sind. Die Zusammenarbeit wurde in einem Memorandum of Understanding festgehalten, das in Hamburg unterzeichnet wurde – im Beisein der lettischen Premierministerin Evika Siliņa.

Welche wirtschaftlichen Impulse werden erwartet?

Der Aufbau der neuen Munitionsfabrik ist weit mehr als ein sicherheitspolitisches Statement – er ist auch ein wirtschaftlicher Hebel.
In Lettland entstehen durch das Projekt rund 150 neue Arbeitsplätze. Gleichzeitig wird die einheimische Wirtschaft in die Wertschöpfungskette eingebunden. So entsteht ein industrielles Ökosystem, das sowohl die regionale Infrastruktur stärkt als auch langfristige Entwicklungsperspektiven eröffnet.

Welche Aussagen unterstreichen die strategische Bedeutung?

Die Aussagen der Verantwortlichen machen die politische, wirtschaftliche und sicherheitstechnische Relevanz des Projekts deutlich:

Evika Siliņa, Premierministerin Lettlands:
„Die Unterzeichnung dieser Absichtserklärung ist ein klarer Schritt zur Stärkung der Sicherheit Lettlands und zur Entwicklung unserer Verteidigungsindustrie. [...] Investitionen in unsere Verteidigungsindustrie [sind] Investitionen in die Sicherheit und Zukunft unserer Bevölkerung.“

Armin Papperger, CEO Rheinmetall AG:
„Wir freuen uns, einen Beitrag zur nationalen Souveränität Lettlands im Bereich der Munition leisten zu können. [...] Ich bin zuversichtlich, dass wir vergleichbare Partnerschaften zur Munitionsfertigung auch in weiteren Ländern eingehen können.“

Ingrīda Ķirse, CEO State Defence Corporation:
„Mit größtem Verantwortungsbewusstsein übernehmen wir die uns anvertraute Aufgabe [...]. Diese Synergien bilden die Grundlage für eine starke Partnerschaft, die sowohl die Industrie voranbringen als auch die Sicherheit Lettlands und der gesamten Region stärken wird.“

Welche Parallelen gibt es zu Litauen?

Der Deal mit Lettland steht nicht isoliert – er ist Teil einer strategischen Expansionslinie von Rheinmetall in der baltischen Region. Bereits Ende 2024 hatte Litauen Rheinmetall mit dem Bau einer ähnlichen Munitionsfertigung beauftragt.
Der Standort im litauischen Baisogala soll in wenigen Wochen gebaut werden und ähnelt in Größe und Konzeption dem lettischen Werk.

Bedeutung für Rheinmetall im globalen Kontext

Mit der neuen Anlage in Lettland stärkt Rheinmetall nicht nur seine Marktpräsenz in Europa, sondern auch seine Position als weltweit führender Hersteller von Artilleriemunition. Der Konzern verfolgt dabei das klare Ziel, sich als verlässlicher Partner für souveräne nationale Verteidigungsinitiativen zu etablieren.

Die Strategie dahinter: Lokale Produktionskapazitäten aufbauen, um die Versorgungssicherheit in geopolitisch sensiblen Zeiten zu garantieren – und dabei langfristige Partnerschaften mit nationalen Akteuren eingehen.

Auswirkungen auf den europäischen Verteidigungssektor

Das Projekt zeigt exemplarisch, wie europäische Länder beginnen, sich durch eigene Rüstungsprojekte unabhängiger von internationalen Lieferketten zu machen. Die Fertigung in Lettland steht damit auch für ein neues Selbstverständnis europäischer Verteidigungspolitik – geprägt von Eigenverantwortung, industrieller Zusammenarbeit und technologischer Autonomie.

Mit Material von Rheinmetall