Russische Kampfflugzeuge – Technik und Besonderheiten
Moderne russische Kampfflugzeuge wie MiG-31, Su-35, Su-57 sind mögliche Gegner von Eurofighter, Rafale und F-35. Die Jets sind im Ukrainekrieg im Einsatz und tauchen oft nahe beim oder sogar im NATO-Luftraum auf. Wir stellen die wichtigsten Typen vor.
Russische Kampfflugzeuge - im Bild zwei MiG-31 (NATO-Codename Foxhound) - sind im Ukraine-Krieg aktiv. Wir zeigen, welche Typen die russischen Luftstreitkräfte noch einsetzen.(Bild: Arrows - stock.adobe.com)
Anzeige
Die russische Luftwaffe hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Jahrzehntelang stützten sich die "Luftstreitkräfte der Russischen Föderation" (Wojenno-wosduschnyje sily Rossijskoi Federazii - WWS) auf robuste Muster wie MiG‑29, Su‑27 und Su‑24. Seit 2014 treibt Moskau jedoch die Modernisierung seiner Kampfflugzeug-Flotte voran und beschafft leistungsfähigere Mehrzweck‑ und Jagdbomber, schweren Abfangjäger und Mehrzweck‑Stealth‑Jets. Wir haben die wichtigsten Typen zusammengetragen und ihre technischen Daten, Besonderheiten und Rollen im Ukraine-Krieg sowie in der jüngsten Auseinandersetzung über dem Baltikum beschrieben.
Strategischer Kontext
Anzeige
Nach der Krim‑Annexion 2014 begann Russland mit dem Aufbau einer „Luftkriegsmacht aus der Ferme“: Die Luftwaffe investierte in Präzisionswaffen, Luftbetankung und elektronische Kriegführung. Im Zuge des Überfalls auf die Ukraine 2022 wurden diese Fähigkeiten jedoch durch die westlichen Sanktionen, hohen Verschleiß und Verluste an der Front infrage gestellt. Die Modernisierung schreitet nur langsam voran; laut RAND ging die VKS 2023 von einem jährlichen Zulauf von nur etwa 20 Su‑30, Su‑34 und Su‑35 aus. Moderne Muster stehen daher in kleiner Stückzahl zur Verfügung, während ältere Typen weiter eingesetzt werden.
MiG‑31 Foxhound – Abfangjäger und Hyperschall‑Träger
Die zweisitzige MiG‑31 ist das schnellste russische Serienkampfflugzeug. Die Maschine wurde als Langstreckenabfangjäger für den Schutz der sowjetischen Nordflanke entwickelt und bildet heute die Plattform für Russlands luftgestützte Hyperschallwaffe.
Anzeige
Technische Daten
Laut Airforce Technology ist die MiG‑31 mit zwei Solowjew‑D‑30F6‑Turbofantriebwerken ausgestattet, die je nach Bedarf etwa 152 Kilonewton Schub liefern. Dadurch erreicht die MiG-31 ca. Mach 2,8 in großer Höhe. Die Kletterleistung beträgt 208 m pro Sekunde. Die Maschine wiegt im Maximum 46.200 kg und besitzt einen Ferry‑Range (Überführungsreichweite) von 3.300 km sowie eine Kampfreichweite von 720 km. Die maximale Belastbarkeit (g‑Load) beträgt 5 g, was dem Konzept der Foxhound als schwerer Abfangjäger entspricht..
Besonderheiten und Bewaffnung der MiG-31
Anzeige
Die MiG‑31 gilt als „Langstrecken‑Radarstation“: Sie besitzt das Zaslon‑M‑Phased‑Array‑Radar und kann gleichzeitig mehrere Ziele in über 200 km Entfernung verfolgen. Im Zuge der Modernisierung zur MiG‑31K wurde die Maschine zum Träger für die Hyperschallrakete Kh‑47M2 Kinschal. Reuters beschreibt diese ballistische Luft‑Boden‑Rakete als Waffe mit einer Reichweite von 1 500 bis 2 000 km und einem möglichen Tempo von Mach 10. Die Rakete kann nukleare oder konventionelle Gefechtsköpfe tragen.
Einsätze im Ukraine‑Krieg und über dem Baltikum
Seit 2022 wird die MiG‑31K regelmäßig eingesetzt, um ukrainische Ziele mit Kinschal‑Raketen anzugreifen. Bei einem Angriff im Dezember 2023 stiegen MiG‑31K von der Basis Sawaslejka in Zentralrussland auf und trafen innerhalb von zehn Minuten Ziele in der Region Starokostiantyniw; die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben einen der abgefeuerten Kinschals ab, zwei trafen ihr Ziel. Die MiG‑31‑Kinschal‑Kombination gilt für die Ukraine als schwer abzufangen, da der Hyperschall‑Flugkörper in wenigen Minuten einschlägt.
Auch abseits des Krieges wird die Foxhound als politisches Signal eingesetzt. Im September 2025 verletzten drei russische MiG‑31 nach estnischer Darstellung für zwölf Minuten den estnischen Luftraum; sie hatten die Transponder ausgeschaltet und meldeten keinen Flugplan. NATO‑F‑35 eskortierten die Jets aus dem Luftraum; Estland beantragte Konsultationen nach Artikel 4 des Nordatlantikvertrags. Russland bestritt das Eindringen und behauptete, die Maschinen seien über neutralen Gewässern geflogen. Dieser Vorfall zeigt die strategische Bedeutung der MiG‑31 für Provokationen im Baltikum und als Träger von Hyperschallwaffen.
Anzeige
Anzahl
Die genaue Flottengröße ist geheim. Die World Directory of Modern Military Aircraft (WDMMA) listete für 2025 rund 129 MiG‑31BM im Bestand der russischen Luftstreitkräfte. Die modernisierte K‑Version wird schätzungsweise in deutlich kleinerer Stückzahl betrieben.
(Anm.d.Red.: WDMMA-Zahlen sind inoffizielle Schätzwerte, da die genauen Angaben in der Regel nicht von offizieller Stelle bestätigt werden).
Anzeige
Die MiG-31 ist ein Abfangjäger von Mikojan-Gurewitsch. Er trägt unter anderem die Hyperschall-Waffe Kinschal.(Bild: fifg - stock.adobe.com)
Die Su‑34 ist Russlands wichtigstes taktisches Bomber‑ und Angriffsflugzeug. Er kombiniert die Zelle der Flanker mit einer gepanzerten Doppelkabine und langem Einsatzradius. Seit 2014 ersetzt die „Fullback“ vor allem die Su‑24M.
Technische Daten und Fähigkeiten
Anzeige
Airforce Technology gibt an, dass der Su‑34 23,34 m lang ist, 6,36 m hoch und eine Spannweite von 14,05 m besitzt. Das normale Startgewicht beträgt 39.999 kg, das maximale 45 .100 kg. Der Bomber erreicht bei großer Höhe 1 .900 km/h und in Bodennähe 1 .300 km/h. Die maximale Reichweite mit Zusatztanks liegt bei 4 .500 km (praktische Gefechtsreichweite deutlich geringer, ca. 1.000–1.100 km mit Bewaffnung). Die Zelle ist für Belastungen bis 7 g ausgelegt. Die Su‑34 kann bis zu 8 t Waffen tragen: darunter Lenkwaffen, Anti‑Schiffs‑Raketen und präzisionsgelenkte Bomben.
UMPK‑Gleitbomben
Im Ukraine‑Krieg setzte Russland ab 2023 vermehrt „UMPK“‑Gleitbomben ein. Das IISS berichtet, dass die neuen Umrüst‑Kits mit Satellitennavigation und inertialer Messtechnik eine Reichweite von rund 40 km haben. Sie wurden zuerst an der Su‑34 beobachtet, die häufig vier solcher FAB‑500‑Bomben unter den Flügeln trägt. Schwerere Varianten wie die FAB‑1500 und Clusterbomben wurden später integriert. Die stufenweise Einführung der UMPK‑Kits zeigt, dass Russland Munitionsmangel bei Präzisionsraketen durch günstige Gleitbomben kompensiert.
Einsätze und Verluste
Die Su‑34 fliegt Tiefflug‑Angriffe auf ukrainische Stellungen und setzt frei fallende sowie Gleit‑ und Raketenbewaffnung ein. Aufgrund der schweren Panzerung ist sie im Westen Russlands besonders für frontnahe Einsätze geeignet. Am 17. Februar 2024 schoss die ukrainische Luftwaffe nach eigenen Angaben zwei Su‑34 und eine Su‑35 über dem Osten des Landes ab. Unabhängige Prüfer konnten die Angaben nicht verifizieren, doch mehrere westliche Medien berichten von hohen russischen Verlusten. Laut The Aviationist lieferte die United Aircraft Corporation (UAC) 2024 sechs Lieferungen der modernisierten Su‑34 NVO und insgesamt 12 bis 14 Fullbacks. Gleichzeitig verlor Russland bis Februar 2024 laut externen Schätzungen über 34 Su‑34.
Anzahl
Die WDMMA führt im Jahr 2025 rund 140 Su‑34 (verschiedene Varianten) auf. Trotz neuer Lieferungen erreicht die Produktion nicht die Ersatzrate der Verluste; ältere Maschinen werden deshalb nachgerüstet.
Die Suchoi Su-34, NATO-Codename Fullback, ist ein zweisitziger Jagdbomber.(Bild: eagle2308 - stock.adobe.com)
Su‑35 Flanker‑E – Luftüberlegenheit und Mehrzweckeinsatz
Die Su‑35S ist ein stark modernisierter Nachfolger des Su‑27. Der Jet gilt als „Generation 4++“‑Kampfflugzeug und vereint hohe Wendigkeit, Reichweite und starke Sensorik.
Technische Daten
Airforce Technology beziffert die Höchstgeschwindigkeit auf 2 .390 km/h, die normale Reichweite auf 3. 600 km und die Ferry‑Reichweite auf 4. 200 km. Die Dienstgipfelhöhe beträgt 18. 000 m. Das Flugzeug wiegt leer rund 18. 400 kg und kann mit einer maximalen Startmasse von 34. 500 kg beladen werden. Zwei Saturn‑AL‑41F1S‑Triebwerke liefern Schub für Supercruise, also Überschallflug ohne Nachbrenner), aber nur leicht (Mach 1,1–1,2). Die Su‑35 verfügt über ein modernes Irbis‑E‑Phased‑Array‑Radar, das laut Hersteller bis zu 30 Ziele verfolgt; darüber hinaus besitzt sie Schubvektorsteuerung für extreme Manöver.
Einsatz
Im Ukraine‑Krieg schützt die Su‑35 Konvois und flankiert Bomber. Westliche Beobachter machen das Muster auch für Abschussaufgaben und für Langstreckenraketen‑Angriffe verantwortlich. Am 17. Februar 2024 meldete die Ukraine den Abschuss einer Su‑35. Es war einer der wenigen dokumentierten Verluste eines dieser hochwertigen Jets.
Anzahl
Laut WDMMA verfügte die russische Luftwaffe 2025 über 114 Su‑35S. Im Dezember 2024 bestätigte The Aviationist, dass UAC sechs Chargen Su‑34 und drei Chargen Su‑57 ausgeliefert habe; Su‑35‑Lieferungen wurden 2024 nicht genannt, sodass von einer Stagnation der Flottenstärke auszugehen ist.
Suchoi Su-35, NATO-Codename Flanker-E, ist die Bezeichnung für stark aufgerüstete Versionen der Su-27 Flanker.(Bild: eagle2308 - stock.adobe.com)
Die Su‑30SM ist eine zweisitzige Weiterentwicklung der Su‑30 mit Schubvektorsteuerung. Sie dient der Luftüberwachung, Luftbetankung, Seezielbekämpfung und als Begleitjäger.
Technische Daten
Das Muster wird von zwei AL‑31FP‑Triebwerken angetrieben. Diese liefern laut Airforce Technology zusammen 25 .000 kgf Nachbrennerschub. Die Maschine erreicht in horizontalem Flug Mach 2, verfügt über einen ferry range von 3 .000 km ohne Betankung und kann durch Luftbetankung die Reichweite erhöhen. Man gehtr davon aus, dass der Kampfradius bei rund 1.250km liegt. Die Nutzlast beträgt bis zu acht Tonnen. Laut GlobalSecurity kann das Radar der Su‑30SM 15 oder mehr Ziele verfolgen und vier gleichzeitig angreifen; die Ortungsreichweite liegt bei etwa 140 km. Dank Schubvektorsteuerung ist er extrem manövrierfähig.
Bewaffnung und Besonderheiten
Die Su‑30SM verfügt über die Fähigkeit zur Zielzuweisung für andere Jets. Sie kann Anti‑Schiffs‑Raketen wie die Kh‑31A/P einsetzen. Die Kh‑31P fliegt im Tiefflug (3–5 m Höhe) mit Mach 2 und hat eine Reichweite von bis zu 250 km, wodurch sie gegnerische Radaranlagen bekämpfen kann.
Einsätze
Im Frühjahr 2025 meldete die Ukraine den Abschuss einer russischen Su‑30 durch eine seegestützte Drohne mit Kurzstreckenrakete vor Noworossijsk – vermutlich der weltweit erste Abschuss eines Jagdflugzeugs von einem unbemannten Boot aus. Die russische Seite bestritt die Angaben nicht offen, ein russischer Militärblogger bestätigte jedoch, dass das Flugzeug getroffen und die Piloten gerettet wurden. Von unabhängigen Stellen liegt aktuell noch keine Bestätigung vor.
Im August 2024 berichtete TASS, dass die UAC neue Su‑30SM2 an das Verteidigungsministerium übergeben habe. Diese Version besitzt präzisere Waffen und kann Luft‑, See‑ und Bodenziele in mehreren hundert Kilometern Entfernung bekämpfen. Sie ist damit ein Zwischenschritt zur vollständigen Modernisierung der Flotte. Die WDMMA führt 91 Su‑30SM im Bestand von Russlands Luftwaffe.
Die Suchoi Su-30, NATO-Codename: Flanker-C, ist ein russisches Mehrzweckkampfflugzeug. Im Bild eine Su-30SM der russischen Marine.(Bild: Dmitry Terekhov from Odintsovo, Russian Federation - CC BY-SA 2.0 via commons.wikimedia.org)
Die Su‑57 ist das einzige russische Serienkampfflugzeug der fünften Generation. Das Programm leidet jedoch unter technischen Problemen und geringer Produktionsrate.
Technische Daten und Stealth‑Eigenschaften
Laut Airforce Technologykann die Su‑57 dank verbesserter Aerodynamik ohne Nachbrenner bis zu Mach 2 fliegen. Der supersonische Aktionsradius liegt bei über 1 .500 km und der subsonische Aktionsradius bei bis zu 3 .500 km. Der Jet nutzt derzeit AL‑41F1‑Triebwerke, spätere Chargen sollen die neuen „Izdeliye 30“ erhalten. Die Zelle besteht aus Verbundwerkstoffen mit kantiger Formgebung, die den Radarquerschnitt reduzieren Drei AESA‑Radare (Nase und Seitenflächen) ermöglichen 360‑Grad‑Situationsbewusstsein.
Die interne Bewaffnung besteht aus vier K‑77M‑Mittelstreckenraketen und zwei Kurzstreckenraketen; neue R‑37M‑Hyperschallraketen sind in Entwicklung Für Bodenangriffe können Kh‑38‑Lenkraketen und KAB‑Bomben mitgeführt werden.
Einsatz und Probleme
Die Su‑57 wurde 2018/19 in Syrien erprobt und blieb dort unbeschädigt. In der Ukraine soll sie vor allem aus sicherer Distanz Langstreckenraketen abfeuern, um die Tarnfähigkeit zu bewahren. Im Juni 2024 traf die Ukraine ein auf dem Stützpunkt Achtubinsk geparktes Su‑57‑Exemplar mit Drohnen. RUSI schätzt, dass damals nur 15–20 Su‑57 im Frontdienst standen und dass die Lieferung von zwölf Maschinen im Jahr 2023 und keiner im Jahr 2024 angekündigt wurde; der Verlust eines Jets entspreche daher etwa fünf Prozent der Flotte. The Aviationist berichtete, dass bis Ende 2024 insgesamt etwa fünf Su‑57 geliefert wurden; der offizielle Vertrag über 76 Stück sieht eine Auslieferung bis 2028 vor. Wegen der geringen Stückzahl gilt der Jet eher als Technologie‑Demonstrator denn als einsatzreife Waffe.
Die Suchoi Su-57, NATO-Codename Felon, ist ein russisches Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug.(Bild: scaliger - stock.adobe.com)
MiG‑35 Fulcrum‑F – die kaum verfügbare Generation 4++
Die MiG‑35 wurde als modernisierte MiG‑29 für Exportkunden und die russische Luftwaffe entwickelt. Sie nutzt Technologien der fünften Generation (AESA‑Radar, reduzierter Radarquerschnitt) und soll sich als kostengünstige Alternative zur Su‑57 etablieren.
Technische Daten
Die Normalstartmasse liegt laut Army Recognition bei 19 .200 kg, die maximale Startmasse bei 24. 500 kg. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 2 .100 km/h in großer Höhe und 1 .400 km/h in Bodennähe. Der Dienstgipfel erreicht 16 .000 m. Der Kampfradius der einsitzigen MiG‑35 mit Luft‑Luft‑Bewaffnung und drei Zusatztanks liegt zwischen 1 .000 und 1 .400 km, mit Luft‑Boden‑Bewaffnung zwischen 800 und 1 .100 km. Die zweisitzige Version MiG‑35D erreicht ähnliche Werte. Die maximale Belastbarkeit beträgt 9g.
Das Flugzeug ist mit dem Phazotron‑NIIR Zhuk‑A/AME AESA‑Radar ausgestattet. Dieses kann bis zu 30 Ziele verfolgen und sechs gleichzeitig angreifen. Außerdem steht ein Helmvisier und ein modernes elektro‑optisches Zielsystem zur Verfügung.
Zahl und Bedeutung
Obwohl Russland 2017 24 MiG‑35 bestellte, wurden bis 2025 nur wenige Exemplare ausgeliefert. Breaking Defense meldete 2025, dass bis dahin weniger als zehn produziert worden seien und die Massenproduktion wegen des Ukraine‑Kriegs erst 2025 anlaufen solle. Somit spielt der Jet bislang kaum eine Rolle im Ukraine‑Krieg.
Die MiG-35, NATO-Codename Fulcrum-F (inoffiziell auch Super Fulcrum), ist ein Mehrzweck-Kampfflugzeug der russischen Luftwaffe.(Bild: arrows - stock.adobe.com)
Perspektiven und Bewertung
Der Mix aus älteren und modernen Flugzeugen prägt die russische Luftwaffe. Die MiG‑31 bleibt als Abfang‑ und Hyperschall‑Träger unverzichtbar. Der Su‑34 ist trotz hoher Verluste der Hauptträger russischer Luftangriffe in der Ukraine und wird durch UMPK‑Gleitbomben aufgewertet. Su‑35 und Su‑30SM sichern die Lufthoheit, während der Su‑57 aufgrund technischer Probleme und niedriger Stückzahl noch keine zentrale Rolle spielt. Die MiG‑35 existiert bisher nur in Teststückzahlen.
Die sinkenden Produktionszahlen bei gleichzeitig hohem Verschleiß deuten darauf hin, dass Russland Schwierigkeiten hat, die Flotte langfristig zu modernisieren. Zwar laufen Verträge über 76 Su‑57 und 24 MiG‑35, doch der Zulauf stockt. Westliche Sanktionen erschweren die Lieferung von Hochtechnologie, und im Ukraine‑Krieg gehen regelmäßig Flugzeuge verloren.
Übersicht der Flugzeugtypen und vermutete Stückzahlen der russischen Streitkräfte (2025)
Neben den ausführlich beschriebenen Jagd‑ und Mehrzweckflugzeugen betreibt die VKS eine große Zahl verschiedener Muster. Die folgenden Zahlen stammen aus der World Directory of Modern Military Aircraft (WDMMA) und beziehen sich auf das Jahr 2025; sie basieren auf öffentlich zugänglichen Daten und sind daher nur als Annäherung zu verstehen. Nicht enthalten sind stillgelegte oder in Reserve gehaltene Maschinen. Die Tabelle zeigt die wichtigsten Typen mit ihrer Rolle und der geschätzten Anzahl.
Flugzeugtyp
Rolle
Geschätzte Anzahl (2025)
Su‑24M/MR
taktischer Strike‑Bomber
273 Stück
Su‑34M
Jagdbomber (Strike)
163 Stück
MiG‑31BM
Abfangjäger / Hyperschall‑Träger
129 Stück
Su‑35S
Mehrzweckjäger (Luftüberlegenheit)
114 Stück
Su‑30SM
zweisitziger Mehrzweckflanker
91 Stück
MiG‑29/UB
leichter Jäger
70 Stück
Su‑27SM
modernisierter Luftüberlegenheitsjäger
47 Stück
Su‑57
Stealth‑Mehrzweckjäger
24 Stück
Su‑27SM3
modernisierte Su‑27‑Variante
19 Stück
Su‑30M2
Trainings‑/Mehrzweckversion
18 Stück
Su‑27UB
zweisitziges Trainingsflugzeug
12 Stück
Su‑27
Luftüberlegenheitsjäger
15 Stück
MiG‑29SMT
modernisierter MiG‑29
2 Stück
MiG‑29UBT
Trainer/Schulungsversion
6 Stück
MiG‑35S/UB
Mehrzweckjäger (Generation 4++)
6 Stück
Tu‑22M/M3/M3M
strategischer Bomber
58 Stück
Tu‑95MS/MSM
strategischer Bomber / Maritime Patrol
47 Stück
Tu‑160M
strategischer Bomber
15 Stück
Su‑25/UB/BM/SM
Close‑Air‑Support (Erdkampf)
192 Stück
Mi‑8MTPR‑1
Mehrzweck‑Transport‑ und Störhubschrauber
788 Stück
Mi‑24V/P
Kampf‑/Transporthubschrauber
328 Stück
Ka‑52
Angriffshelikopter
137 Stück
Mi‑28A/N/NM
Angriffshelikopter
112 Stück
Ansat
leichter Mehrzweck‑Helikopter
50 Stück
Mi‑26
Schwerlast‑Hubschrauber
44 Stück
Mi‑2
leichter Mehrzweck‑Helikopter
43 Stück
Ka‑226
leichter Nutzhelikopter
36 Stück
Ka‑27
U‑Jagd‑Helikopter
6 Stück
SA355
leichter Mehrzweck‑Helikopter
5 Stück
Mi‑38
mittlerer Transporthubschrauber
2 Stück
IL‑76M/MD/MF
strategischer Transporter
120 Stück
An‑26
taktischer Transporter
116 Stück
An‑12
taktischer Transporter
59 Stück
L‑410
leichter Transporter
53 Stück
Tu‑134
VIP‑/Transportflugzeug
43 Stück
An‑72
taktischer Transporter
31 Stück
An‑148
strategischer Transporter
15 Stück
IL‑62
VIP‑Transporter
8 Stück
An‑124
strategischer Transporter
4 Stück
An‑140
leichter Transporter
4 Stück
L‑39
Jet‑Trainer
118 Stück
Yak‑130
Jet‑Trainer
109 Stück
DA42T
Propeller‑Trainingsflugzeug
35 Stück
IL‑78
Luftbetankungsflugzeug
20 Stück
IL‑20/22
ELINT‑Aufklärer
24 Stück
An‑30
Foto‑/Kartierungsflugzeug
15 Stück
A‑50/100
Frühwarn‑Radarflugzeug
14 Stück
IL‑80
fliegendes Gefechtsstand‑ und Kommandoflugzeug
3 Stück
Tu‑214R
Aufklärungsflugzeug
2 Stück
Tu‑214ON
Kontroll‑ und Beobachtungsflugzeug
2 Stück
Tu‑214PU
fliegende Kommandozentrale
2 Stück
Die russische Kampfflugzeugflotte ist heterogen und leidet unter Modernisierungsstau. Während die MiG‑31 weiterhin als schneller Abfangjäger und Hyperschall‑Träger beeindruckt, kämpfen der Su‑57 und die MiG‑35 mit geringen Stückzahlen. Der Su‑34 trägt die Hauptlast der Bombardierungen in der Ukraine, unterliegt aber hoher Abnutzung. Der Su‑35 bleibt der wichtigste Luftüberlegenheitsjäger, während der Su‑30SM als vielseitige Plattform fungiert. Russlands Fähigkeit, die Luftwaffe zu modernisieren, wird durch wirtschaftliche Sanktionen und hohe Verluste herausgefordert.
Die jüngste Eskalation im Baltikum zeigt zudem, dass russische Kampfflugzeuge nicht nur im Ukraine‑Konflikt, sondern auch als politisches Druckmittel im NATO‑Umfeld eingesetzt werden. Für die deutsche Öffentlichkeit und insbesondere für Fachmagazine bleibt es wichtig, diese Entwicklungen nüchtern einzuordnen und auf die serienmäßigen technischen Daten, Einsatzrealität und strategischen Hintergründe zu achten, damit der Begriff „russische Kampfflugzeuge“ nicht zur bloßen Schlagwort‑Hülse verkommt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu russischen Kampfflugzeugen
Was sind die wichtigsten russischen Kampfflugzeuge im Ukraine‑Krieg? Die russische Luftwaffe setzt vor allem die Su‑34 als Jagdbomber für Angriffe auf Bodenziele ein. Su‑30SM und Su‑35 sichern den Luftraum und begleiten Bomber. Die MiG‑31K wird als Träger der hypersonischen Kinschal‑Rakete eingesetzt, während die Su‑57 wegen geringer Stückzahl nur selten zum Einsatz kommt.
Wie schnell ist die MiG‑31? Die MiG‑31 erreicht in großer Höhe etwa 3 .000 km/h und kann mit zwei D‑30F6‑Triebwerken innerhalb weniger Minuten auf Abfangkurs gehen. In Bodennähe beträgt die Höchstgeschwindigkeit etwa Mach 1,23.
Wie viele Su‑57 besitzt Russland? Nach Schätzungen von RUSI befanden sich Mitte 2024 nur etwa 15–20 Su‑57 in der Frontnutzung. Insgesamt dürften bis Anfang 2025 rund 30 Serienmaschinen ausgeliefert worden sein; ein Vertrag sieht die Lieferung von 76 Flugzeugen bis 2028 vor.
Welche Besonderheiten hat die Su‑34? Die Su‑34 verfügt über eine gepanzerte Doppelkabine, große Reichweite (bis 4 .500 km mit Zusatztanks) und kann bis zu 8 t Waffen tragen. Im Ukraine‑Krieg setzt Russland zunehmend UMPK‑Gleitbomben ein, die von Su‑34 getragen werden und eine Reichweite von rund 40 km besitzen.
Warum ist die Su‑57 bisher kaum zu sehen? Die Serienfertigung drs Su‑57 schreitet langsam voran. Technische Probleme, fehlende Zulieferteile und der Ukraine‑Krieg bremsen das Programm. Bis 2025 waren laut RUSI nur wenige Exemplare im Einsatz, sodass Russland den Jet vornehmlich zu Testzwecken und für weitreichende Raketenangriffe einsetzt.
Welche Rolle spielt die Su‑30SM? Die zweisitzige Su‑30SM ist ein vielseitiger Jäger, der Luftüberlegenheit, Seezielbekämpfung und Zielzuweisung für andere Jets kombiniert. Sie erreicht Mach 2, hat eine Reichweite von etwa 3 .000 km und kann bis zu 8 t Waffen mitführen. Im Ukraine‑Krieg begleitet sie Bomber, feuert Anti‑Radar‑Raketen ab und dient als Kommandoplattform.