Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. PRODUKTION hat die Parteien nach ihren industriepolitischen Positionen befragt. Diesmal: Wie die Parteien beim Thema Fachkräftemangel helfen wollen.

Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. PRODUKTION hat die Parteien nach ihren industriepolitischen Positionen befragt. Diesmal: Wie die Parteien beim Thema Fachkräftemangel helfen wollen. (Bild: PX Media - stock.adobe.com; CSU; Anja Mörk; Freie Wähler Bayern; Markus König; FDP Bayern)

Der Fachkräftemangel ist deutschlandweit und natürlich auch in Bayern spürbar. So können 56 Prozent der bayerischen Unternehmen freie Stellen länger als zwei Monate nicht besetzen. 61 Prozent der befragten Firmen sehen den Fachkräftemangel als eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung. Das geht aus der Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags hervor, die im Herbst 2022 durchgeführt wurde.

„Die Zahl an Arbeits- und Fachkräften, die unseren bayerischen Betrieben zur Verfügung steht, wird bis 2035 um 5,2 Prozent von 6,6 Millionen auf rund 6,2 Millionen sinken und zu personellen Engpässen führen“, erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Dr. Christof Prechtl, vor zwei Wochen.

In unserem Wahl-Spezial zur bayerischen Landtagswahl wollten wir deshalb von den Parteien wissen: Wie wollen Sie den Firmen beim Thema Fachkräftemangel politisch helfen?

Hinweise: Wir haben die Fragen allen im bayerischen Landtag vertretenen Parteien zeitgleich und mit der gleichen Deadline geschickt. Von der AfD haben wir trotz Nachfragen keine Antworten erhalten, weshalb sie in diesem Artikel nicht vorkommt.

Die Reihenfolge der Antworten erfolgt nach der momentanen Sitzverteilung im Landtag.

Martin Huber ist der Generalsekretär der CSU.
Martin Huber ist der Generalsekretär der CSU. (Bild: CSU)

Martin Huber, Generalsekretär der CSU: "Der Fachkräftemangel schadet nicht nur der Industrie – er gefährdet in allen Bereichen die die Grundversorgung der Bevölkerung. Gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung sind der Schlüssel im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Unser zentrales Thema in dieser Wahl ist 'In Bayern lebt es sich einfach besser' – darum wollen wir Anreize für den Nachwuchs und den Zuzug von Fachkräften setzen.

Einerseits stärken wir dazu die Ausbildung insbesondere im handwerklichen und technischen Bereich. Bayern hat die Meisterausbildung als einziges Bundesland kostenfrei gemacht. Dies ist ein großer Standortvorteil. Andererseits werben wir aktiv um Fachkräfte im In- und Ausland."

Katharina Schulze ist Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag.
Katharina Schulze ist Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag. (Bild: Anja Mörk)

Katharina Schulze, Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag: "Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, brauchen wir ein ganzes Maßnahmenpaket: bessere Bildung und Ausbildung, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, deutlich mehr Zuwanderung von internationalen Fachkräften und mehr Weiterbildungen. Auf Bundesebene haben wir die Weichen für eine schnellere Zuwanderung mit der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes gestellt. Das Chancenaufenthaltsrecht ermöglicht Geflüchteten eine Perspektive – so verbessern wir ihre Situation und unterstützen gleichzeitig unsere Unternehmen.

In Bayern wollen wir ausländische Qualifikationen schneller anerkennen, mehr Kita-Plätze bereitstellen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter wird und mehr in die Bildung investieren: Dazu gehören mehr Lehrkräfte und die Ausstattung der Schule auf die Höhe der Zeit zu bringen."

Aktuelle Meldungen aus der Industrie

Energiekrise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel: Die Industrie steht vor vielen Herausforderungen. Alle Meldungen aus Maschinenbau und Co finden Sie in unserem News-Blog. Hier klicken!

Hubert Aiwanger ist bayerischer Wirtschaftsminister und Bundes- und bayerischer Landesvorsitzender der Freien Wähler.
Hubert Aiwanger ist bayerischer Wirtschaftsminister und Bundes- und bayerischer Landesvorsitzender der Freien Wähler. (Bild: Freie Wähler Bayern)

Hubert Aiwanger, Spitzenkandidat und Bundes- und bayerischer Landesvorsitzender der Freien Wähler: "Ein großes Problem ist derzeit, dass sehr viele Qualifizierte Deutschland verlassen. Das liegt an überhöhten Einkommensteuer-Tarifen und der ungerechten, teils massiv gestiegenen Erbschaftssteuer, die Betriebsübergaben immer öfter unmöglich macht. Wir sollten uns zunächst darum kümmern, dass die, die schon hier sind, uns nicht davonlaufen oder ihre Betriebe aufgrund von Steuervorteilen ins Ausland verlagern. Wenn wir das schaffen, wird Deutschland für ausländische Fachkräfte automatisch attraktiver.

Außerdem brauchen wir eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Qualifizierung statt Bürgergeld für junge Arbeitsfähige und qualifizierte Zuwanderung. Mehr Berufspraxis in Bayerns Schulen konnten die Freien Wähler in der vergangenen Legislaturperiode durchsetzen. Wir wollen die praktischen Berufsbilder noch mehr stärken und haben dazu den Meisterbonus auf 3.000 Euro erhöht."

Florian von Brunn ist Spitzenkandidat sowie Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Co-Vorsitzender der Bayern-SPD.
Florian von Brunn ist Spitzenkandidat sowie Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Co-Vorsitzender der Bayern-SPD. (Bild: Markus König)

Florian von Brunn, Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion: "Wir werden für den Ausbau einer verlässlichen und guten Ganztagsbetreuung von Kindern sorgen. Und wir machen die Kita kostenfrei, damit sie von allen genutzt werden kann. Wenn die Kinder gut betreut sind, können dann beide Eltern arbeiten. Wir wollen pflegende Angehörige entlasten, auch damit sie arbeiten können. Außerdem wollen wir mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen.

Die Bundesregierung hat mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz dafür bereits einen wichtigen Schritt getan. In Bayern werden wir die Berufsanerkennung massiv beschleunigen. Außerdem ist uns wichtig, dass alle Jugendliche einen Abschluss bekommen und niemand zurückbleibt."

Martin Hagen ist Spitzenkandidat und Vorsitzender der FDP Bayern.
Martin Hagen ist Spitzenkandidat und Vorsitzender der FDP Bayern. (Bild: FDP Bayern)

Martin Hagen, Spitzenkandidat und Vorsitzender der FDP Bayern: "Der akute Fachkräftemangel stellt viele Betriebe vor große Herausforderungen. Um ihn zu lindern, muss zum einen der Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden. Die Bundesregierung hat hier mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz bereits einen wichtigen Schritt gesetzt, unter anderem zur leichteren Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Jetzt muss auch Bayern nachlegen.

Um den Freistaat für ausländische Arbeits- und Fachkräfte attraktiv zu machen, brauchen wir eine positive Willkommenskultur und einen Abbau von bestehenden Hürden. Dazu gehört die Einführung von Englisch als zweite Verwaltungssprache ebenso wie der Ausbau von bilingualen Kitas und internationalen Schulen. Zum anderen müssen wir aber auch unser heimisches Potenzial ausschöpfen. Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist hier die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen muss endlich der Vergangenheit angehören."

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(Bild: mi-connect)

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