Jessica Bethune ist Vice President Industrial and Process Automation DACH bei Schneider Electric. Sie berichtet im Interview über das Nachhaltigkeitskonzept von Schneider Electric.

Jessica Bethune ist Vice President Industrial and Process Automation DACH bei Schneider Electric. Sie berichtet im Interview über das Nachhaltigkeitskonzept von Schneider Electric. (Bild: Schneider Electric)

Schneider Electric ist bekannt für seine Leistungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Können Sie uns einen Einblick geben: Wie integrieren Sie denn Nachhaltigkeit in Ihre Geschäftsstrategie?

Jessica Bethune: Es ist tatsächlich der Kern unseres Tuns, neben Digitalisierung und Technologieoffenheit. Nachhaltiges Wirtschaften heißt, unseren eigenen Fußabdruck auf Klima und Gesellschaft so minimal oder so positiv wie möglich zu halten.

Das sind die verschiedensten Themen: die Reduzierung unseres eigenen CO2-Fußabdrucks, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern, eigenen Herstellern und Zulieferern sowie die Reduzierung unseres Anteils an Einwegplastik. Bis 2025 – das ist ja dieses Jahr – wollen wir bei 100 Prozent recyceltem Plastik in unseren Produkten ankommen.

Das heißt im Prinzip die Macht, die wir als Unternehmen haben, auch dafür zu nutzen, Einfluss auf unser Ecosystem zu nehmen und dementsprechend über den Einsatz von Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Automatisierung in unseren eigenen Produktionsstandorten dahin zu kommen, dass wir eben schnellstmöglich so CO2-frei arbeiten wie möglich.

Man hört es jetzt schon raus – auch als Ihnen gerade aufgefallen ist, dass das eine Ziel schon dieses Jahr ist – Schneider Electric hat sich sehr ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Ein Beispiel haben Sie jetzt auch schon genannt mit dem Einwegplastik. Wie setzen Sie diese Nachhaltigkeitsziele insgesamt in der Praxis um?

Bethune: Kreislaufwirtschaft. Zum Beispiel, dass wir durchaus recycled/refurbished Ersatzteilgeräte zur Verfügung stellen. Dass wir schauen, dass wir unseren Kunden die Wiederverwendung von Hardware, von Maschinenbauteilen, von Steckern, Steckdosen et cetera ermöglicht. Dass wir die Wirtschaftsketten entsprechend so ausarbeiten, mit unseren Herstellern, dass wir effizient arbeiten.

Auch hier ist Digitalisierung ein großes Thema. Datenaustausch, um dann entsprechend unsere eigenen Produktionsstandorte so auszusteuern, dass wir effizient arbeiten.

Sie haben es jetzt auch schon gesagt: Sie achten nicht nur bei sich selbst auf das Thema Nachhaltigkeit, sondern Sie helfen natürlich auch ihren Kunden mit ihren Lösungen und Dienstleistungen, dass die ihr Nachhaltigkeitsziele erreichen können. Können Sie da so ein/zwei Beispiele nennen und können Sie eine generelle Aussage treffen, wie weit die Kunden schon sind oder ist das sehr unterschiedlich?

Bethune: Also tatsächlich können wir aus unseren eigenen Erfahrungen aus unseren eigenen Betrieben berichten. Wir können also echte Ergebnisse zeigen und so über Beratungsdienstleistungen, sei es jetzt in der Energieeffizienz oder zum Thema digitale Transformation, entsprechend unsere Kunden unterstützen, erstmal zu verstehen, wo tut's denn weh? Wo habe ich denn vielleicht einen Energieschwund? Wo habe ich vielleicht eine Prozessineffizienz? Wo kann ich meine Mitarbeiter besser einsetzen?

Wir können dabei unterstützen, Strom/Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Also, dass wir uns auch die Frage stellen, wie grün ist denn meine Energie? Wie grün ist denn mein Energieverbrauch? Und wie kann ich den noch grüner gestalten? Aber wo kann ich vor allem auch effizient arbeiten und Strom beziehungsweise Energie sparen oder anders einsetzen? Das sind definitiv Bereiche, wo wir eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten und entsprechend auch jederzeit unsere Hilfe anbieten.

Wo wir stehen in der Industrie? Wo wir grundsätzlich stehen, ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Oft sind wir aber wesentlich besser, als wir es selbst glauben.

Und was ich letztes Jahr erkannt habe: Gerade im Mittelstand gibt es sehr viele sehr innovative, kreative Ideen zur Energiegewinnung, aber auch Energiespeicherung, um entsprechend die Spitzen in der Energieversorgung auszugleichen. Da sind wir wesentlich besser, als es sich manchmal im öffentlichen lesen und hören lässt.

Das ist doch auf jeden Fall mal eine sehr schöne Feststellung. Wie messen und berichten Sie denn den Fortschritt in Ihren Nachhaltigkeitsbemühungen?

Bethune: Wir messen natürlich nach den Kriterien des SBI [Sustainable Business Institute]. Wir sind jetzt Ende letzten Jahres nochmals als nachhaltigstes Unternehmen der Welt ausgezeichnet worden. Das heißt, wir schauen schon, dass wir unsere KPIs entsprechend öffentlich machen und nachvollziehbar für unsere Kunden und unser Ecosystem.

Die strategische Positionierung im Unternehmen ist, dass wir auch über die Management-Teams und Mitarbeiter, all unsere Ziele, unsere Jahresziele et cetera an die Erreichung unserer Klimaziele und unserer Klima-KPIs gebunden sind. Damit ist es wirklich innerhalb der DNA unseres Unternehmens hinterlegt.

Es gibt natürlich sehr viele Gründe, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Die Unternehmen argumentieren oft auch mit Kosten. Warum lohnt sich Nachhaltigkeit denn wirtschaftlich?

Bethune: Nachhaltiges Wirtschaften und wirtschaftliche Nachhaltigkeit dürfen nicht voneinander getrennt werden. Wir sehen es ja jetzt schon aufgrund unserer verändernden Klimaverhältnisse, seien es Überschwemmungen, seien es Stürme. Wir haben das letztes Jahr selbst erlebt, dass aufgrund eines großen Sturms ein Produktionsstandort betroffen war.

Einerseits ist es wichtig, dass wir dafür sorgen, dass unser Klima halbwegs weiterhin gerne mit uns zusammenarbeitet. Dem Klima ist es grundsätzlich egal, ob wir da sind oder nicht, aber uns ist es eben nicht egal.

Wenn wir das nicht im Augenmerk halten, dann wird das Umgehen mit diesen Situationen sehr, sehr teuer werden für uns. Sehr, sehr teuer für uns als Gesellschaft, aber auch als Organisation und Unternehmen. Von daher ist es eigentlich nur im Eigeninteresse, unseren Abdruck und unseren Impact auf das Klima entsprechend zu reduzieren.

Gleichzeitig ist es aber nicht möglich, wenn wir nicht wirtschaftlich wachsen. Wenn wir kein Geld für Innovation, für Investitionen zur Verfügung haben. Dementsprechend ist für mich auch ein wertebasiertes Wirtschaften unglaublich wichtig. Langfristig wird das nur Hand in Hand funktionieren.

 

Heißt das auch, dass Nachhaltigkeit krisensicher macht?

Bethune: Absolut. So krisensicher wie möglich, sagen wir mal so. Es gibt keine absolute Krisensicherheit, aber Resilienz ist definitiv ein Ergebnis und dass man dann auch mit Krisen zwar nicht gelassener, aber besser umgehen kann. Definitiv.

Dieses Interview ist ein gekürzter Auszug aus dem Podcast 'Industry Insights'. Das ganze Gespräch über Schneider Electrics Nachhaltigkeitsstrategie und verschiedene Seiten der digitalen Transformation hören Sie hier:

Industry Insights gibt es überall, wo es Podcasts gibt, unter anderem hier: Spotify I Apple I Deezer und Podigee. Jetzt abonnieren und die neuen Folgen nicht verpassen!

Industry Insights: Das sind die Moderatorinnen

Julia Dusold und Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Julia Dusold (links) ist Technik-Redakteurin bei mi connect. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Fertigungstechnologien, zum Beispiel der Zerspanung, der Lasertechnik und dem 3D-Druck. Außerdem in Julias Portfolio: Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie. Gemeinsam mit der Wirtschaftsredakteurin Anja Ringel produziert und moderiert sie den Interview-Podcast Industry Insights. Vor ihrer Arbeit bei mi connect hat Julia zuerst Physik und dann Wissenskommunikation studiert. In ihrer Freizeit ist sie gerne am, im und auf dem Wasser unterwegs oder reist auf diverse Weisen in fiktive Welten. Folgen Sie Julia Dusold auch auf LinkedIn und Xing.

 

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel (rechts) schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen. Nach Stationen bei diversen Tageszeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken. Folgen Sie Anja Ringel auch auf LinkedIn und Xing.

Sie möchten gerne weiterlesen?