Arthur Bus will emissionsfreie Busse in Serie produzieren.

Arthur Bus will emissionsfreie Busse in Serie produzieren. (Bild: Arthur Bus)

Als Baby konnte Philipp Glonner nur beim Autofahren einschlafen. Inzwischen beschäftigt er sich mit größeren Fahrzeugen: Er ist CEO und Co-Founder von Arthur Bus. Das Start-up will emissionsfreie Busse, die mit einem Elektro- oder Wasserstoffmotor angetrieben werden, in Serie produzieren. Derzeit sind die Busse, die allein in Deutschland täglich Millionen Menschen nutzen, oft noch mit Verbrennungsmotoren ausgestattet.

„Ich habe mich schon immer für Autos interessiert“, erzählt Glonner im Gespräch. Und er ist mit Autos aufgewachsen: Sein Vater war Mechaniker und habe eine Hobbywerkstatt gehabt habe eine kleine Garage gehabt, in der Autos für Familie und Freunde repariert hat. So hat er schon als Kind gelernt, eine Kupplung auszutauschen und Öl zu wechseln und kann auch selbst Autos reparieren. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass er seine berufliche Laufbahn als Ingenieur bei BMW gestartet hat.

Seit März 2021 will Glonner nun mit seinem Start-up einen klimafreundlicheren Nahverkehr gestalten. „Mit Arthur Bus wollen wir helfen, das CO2-Probelem im Transportsektor zu lösen”, so Glonner. Und das mit Bussen, die mit Hilfe von modernen emissionsfreien Antriebssystemen einen geringeren CO2-Fußabdruck haben als Verbrennerbusse. Gelingen soll das mit einem wasserstoffbetriebenen Elektrobus.

Wie funktioniert ein Wasserstoffbus?

Die Busse von Arthur Bus sollen im Nahverkehr zum Einsatz kommen.
Die Busse von Arthur Bus sollen im Nahverkehr zum Einsatz kommen. (Bild: Arthur Bus)

Ein Wasserstoffbus funktioniert durch den Einsatz einer Brennstoffzelle, die Wasserstoff und Sauerstoff kombiniert, um elektrische Energie zu erzeugen. So läuft der Prozess ab:

  • Wasserstoffspeicherung: Der Wasserstoff wird in speziellen Drucktanks im Bus gespeichert.
  • Brennstoffzelle: In der Brennstoffzelle reagiert der Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft. Diese Reaktion erzeugt elektrische Energie und Wasser als Nebenprodukt.
  • Elektromotor: Die erzeugte elektrische Energie wird genutzt, um einen Elektromotor anzutreiben, der die Räder des Busses bewegt.

Der einzige Ausstoß ist Wasser, weshalb Wasserstoffbusse Wasserstoffbus zu de umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zählen.

Ebenfalls mit Wasserstoff wird dieses Motorrad betrieben: Hydrocycle - das Motorrad mit Wasserstoffantrieb

Wasserstoffbus: So lief die Entwicklung ab

Besagten Bus haben Glonner und sein Team von Grund auf selbst entworfen. Sowohl die Konstruktion als auch die Entwicklung des Busses wurden fast von Beginn an als digitaler Zwilling mit Anwendungen von Dassault Systèmes durchgeführt. Das junge Busunternehmen war auch Teil des Start-up-Programms von Dassault Systèmes.

Mit Hilfe des digitalen Zwillings konnte zum Beispiel schon zeitig berechnet werden, wie hoch der Energieverbrauch des Busses sein wird. Denn die Busse sollen Glonner zufolge effizient, aber auch kosteneffektiv sein.

Die Digitalisierung der Prozesse hat dem Start-up zudem bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten geholfen. Denn für die Produktion des Busses werden mehr als 150 Lieferanten benötigt. Alle Informationen der Supplier wurden digitalisiert verarbeitet. Denn jeder 12-Meter-lange Bus besteht aus 70.000 Teilen. „Diese vollumfängliche Integration macht den Konstruktionsprozess deutlich effizienter, da auf veränderte Bedingungen sehr schnell reagiert werden kann. Das verschafft uns einen großen Wettbewerbsvorteil“, sagte CTO Rafal Slomka in einem Interview.

Philipp Glonner (rechts) spricht auf der "3D Experience World" in Dallas über sein Start-up. Links im Bild: Gian Paolo Bassi, Senior Vice President bei Dassault Systèmes.
Philipp Glonner (rechts) spricht auf der "3D Experience World" in Dallas über sein Start-up. Links im Bild: Gian Paolo Bassi, Senior Vice President bei Dassault Systèmes. (Bild: Dassault Systèmes)

Digitalisierung half, Kosten zu sparen

Arthur Bus hat zudem ein „Kernmodell“ entwickelt, das für alle Fahrzeugtypen dienen soll. Damit will das Unternehmen schnell auf individuelle Kundenanfragen reagieren können, ohne ein neues Modell konstruieren zu müssen.

Durch den digitalen Zwilling können einzelne Komponenten wie der Wasserstofftank mit einigen Klicks ausgetauscht werden. Da die Busse je Auftraggeber unterschiedlich sind – zum Beispiel Sitze und Farben – kann Arthur Bus ebenfalls durch den digitalen Zwilling agil darauf reagieren. Auch die Batteriegrößen unterscheiden sich je nach Auftrag.

Ein Blick auf die Zahlen bestätigt die Strategie des Unternehmens: Durch die Nutzung der cloudbasierten Plattform, die die Mitarbeitenden, aber auch Daten und Lösungen in Echtzeit vernetzt, konnte Arthur Bus die Kosten für die Entwicklung um fünf Prozent reduzieren. Zudem konnten die Konstruktion laut Unternehmen um 20 Prozent beschleunigt werden.

Das sind die Vorteile von Wasserstoffbussen

Wasserstoffbusse bieten mehrere Vorteile, darunter eine hohe Reichweite und kurze Betankungszeiten im Vergleich zu batteriebetriebenen Bussen.

Sie sind besonders geeignet für den Einsatz im städtischen Bereich. Der Grund: Sie verursachen keine schädlichen Emissionen und reduzieren die Lärmbelastung.

Das sind die Ziele von Arthur Bus

Erste Prototypen des Busses gibt es schon. Bis Ende August sollen fünf Busse aus der Fertigungslinie in Polen ausgeliefert werden, bis Ende des Jahres zehn Stück.

Die Zentrale liegt in München. Inzwischen arbeiten 50 Menschen für das Start-up. Zu Beginn waren es zehn. Glonner schwärmt von den jungen Ingenieuren, die alle an der Mission des Busherstellers mitarbeiten.

Mit größeren Busherstellern arbeitet der kleine OEM derzeit nicht zusammen. Glonner schließt es für die Zukunft aber nicht aus. Denn schließlich müssen alle zusammen die Infrastruktur für klimafreundlichere Busse schaffen.

Ziel von Arthurbus ist es, einer der Top 3 Bushersteller zu werden, die emissionsfreie Busse herstellen – zumindest in Europa. „Wir wollen in Zukunft 20 Busse pro Monat produzieren“, so Glonner.

Der Bus ist übrigens theoretisch auch perfekt geeignet, um darin zu schlafen. Der Bus war Glonner zufolge wie andere Elektroautos auch zunächst zu leise, um im Straßenverkehr zugelassen zu werden. Es musste deshalb ein extra Sound eingebaut werden.

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