Stellenabbau, Fokussierung auf das Kerngeschäft und Geschäfte in China: Das Traditionsunternehmen Heidelberger Druckmaschinen (Heidelberg) versucht mit aller Macht aus der Krise zu kommen. „2019 war für uns das Jahr der Klarheit und der Konsequenzen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer auf der Bilanzpressekonferenz. Noch vor der Corona-Pandemie hat der kriselnde Konzern ein umfassendes Umbauprogramm in die Wege geleitet. Eine der Konsequenzen: Heidelberg will kein Konzern mehr sein, sondern ein großer Mittelständler.
Das sei keinesfalls ein Rückschritt, betonte Hundsdörfer. Es gehe jetzt vielmehr darum, die Finanzbasis zu stabilisieren und mittelfristig nachhaltig profitabel zu werden. Daran ändert laut dem CEO auch die Coronakrise nichts.
Denn obwohl erste Effekte der Umstrukturierung bereits Wirkung zeigen, hat die Pandemie Spuren in der Bilanz des Geschäftsjahres 2019/2020 hinterlassen. Das vierte Quartal sei traditionell das stärkste, sagte Finanzvorstand Marcus Wassenberg. Doch genau darin ist der Covid-19-Ausbruch gefallen.
Umsatz von Heidelberg sinkt um sechs Prozent
Das zeigt sich auch an den Zahlen: So liegt der Auftragseingang deutlich unter dem Vorjahreswert, sagte Wassenberg. Die ersten neun Monate habe man den schwächelnden europäischen Markt noch durch Geschäfte in China und den USA ausgleichen können. Nach der Übertragung von 380 Millionen Euro aus dem Treuhandvermögen des Heidelberg Pension Trust im März beträgt die Nettoverschuldung nun 43 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch 250 Millionen Euro.
Der Umsatz sank im Geschäftsjahr 2019/2020 um sechs Prozent auf 2,35 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Minus von 343 Millionen Euro.
Dennoch betonte Hundsdörfer: Was vor der Krise wichtig war, sei gerade in der Krise auch wichtig. Dazu zählt die Digitalisierung, mit der Heidelberg derzeit punkten möchte. Das Unternehmen habe schon frühzeitig auf digitale Vernetzung von Druckmaschinen gesetzt, um zum Beispiel die Druckleistung zu überprüfen. Dadurch könne man die Kunden derzeit optimal unterstützen. Gerade Verpackungsdrucker gelten in der Krise als systemrelevant und mussten steigende Druckvolumina aushalten, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Diese Maßnahmen plant das Unternehmen
Und das Unternehmen will seine Transformation – trotz Corona – weitertreiben. „Das Programm stellt uns fundamental neu auf“, sagte Hundsberger. Durch die Krise sei aus einem Mittelstreckenlauf nun ein 3000-Meter-Hürdenlauf mit eingeschränkter Sicht geworden.
Zu den geplanten Maßnahmen zählt unter anderem:
- Klarer Fokus auf das Kerngeschäft Druck
- Abbau von weltweit 1.600 Stellen
- Halbierung des Vorstands
- Trennung langjähriger Verlustbringer
- Umbau des Produktionsnetzwerkes: Unter anderem soll die Produktion von Gallus aus der Schweiz nach Deutschland verlagert werden. Standardmodelle sollen künftig vermehrt in China hergestellt werden.
Daneben habe das Unternehmen Kurzarbeit über alle Geschäftsbereiche angemeldet, um so Kosten zu sparen.
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Hundsdörfer setzt auch auf eine Erholung der Geschäfte: Der Verpackungsdruck sei durch die Coronakrise sogar gewachsen, so der CEO. Vor allem Verpackung für Lebensmittel und Medizin sei dabei wichtig gewesen.
Im Werbedruck sei Anfang 2020 mehr gedruckt worden, als im Vergleich zum Vorjahr. Durch die Coronakrise habe es dann einen Einbruch von teilweise um fast 40 Prozent gegeben. Inzwischen sei man zwar noch deutlich vor dem Vorkrisenniveau, aber die Erholung setze sich weiter fort.
In China wächst der Markt weiter
Damit diese Entwicklung in allen Druckbereichen so bleibt, setzt Heidelberg viel Hoffnung auf den asiatischen und da vor allem auf den chinesischen Markt. Dort sehe man bereits eine Erholung des Marktes.
Zudem konnte der Auftragseingang im gesamten asiatischen Markt trotz Covid-19 gesteigert werden. Der Grund laut Hundsdörfer: Verpackungsdruck werde dort weiter an Relevanz gewinnen. In China wachse dieser Markt deutlich schneller und nachhaltiger als weltweit. Auch deshalb will das Unternehmen seine Präsenz in China weiter ausbauen. Von derzeit rund 850 Mitarbeitern auf 1.000.
Corona erschwert – wie in der gesamten Wirtschaft – die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Der Umsatz werde im ersten Halbjahr deutlich sinken, ist sich das Unternehmen dagegen sicher. Ziele seien es aber weiterhin unter anderem die Technologieführerschaft zu halten und sich finanziell zu stabilisieren.
Bis wieder schwarze Zahlen geschrieben werden, muss sich das Unternehmen allerdings wegen Corona noch etwas länger gedulden. Hundsdörfer geht davon aus, das im laufenden Jahr noch ein negatives Jahresergebnis erzielt wird, dass man ab 2021/22 dann aber Netto wieder Gewinn einfährt. Ab 2022/23 wolle Heidelberg dann wieder nachhaltig Gewinn erwirtschaften.