Kolumne "Zukunft der Arbeit"

Länger arbeiten? Ja, aber bitte ganzheitlich gedacht!

Wie kann längeres Arbeiten gelingen, ohne auszubrennen? Eine neue Arbeitswelt braucht mehr als nur verlängerte Lebensarbeitszeit, sagt unsere Kolumnistin Viktoria Schütz.

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"Wir diskutieren über längere Arbeitszeit, ohne die Arbeitswelt neu zu denken", sagt Viktoria Schütz. Wie diese Arbeitswelt ihrer Meinung nach aussehen sollte, schreibt sie in ihrer Kolumne.

Momentan geht es im öffentlichen Diskurs darum, dass die Menschen in Deutschland länger arbeiten sollen. Und wieder mal kann ich nur den Kopf darüber schütteln, dass in Deutschland Themen nicht ganzheitlich betrachtet und gelöst werden.

Ich bin der Meinung, dass es unvermeidbar ist, länger zu arbeiten. Schließlich steigt auch die Lebenserwartung immer weiter an und wir können es uns als alternde Gesellschaft nicht leisten, Rentenzeiten von 20 Jahren zu finanzieren. Denn schon jetzt gehen 20 Prozent vom Bundeshaushalt in die Aufstockung der Rentenkasse.

Aber wir diskutieren über längere Arbeitszeit, ohne die Arbeitswelt neu zu denken. Als Maschinenbau-Unternehmerin sehe ich natürlich, dass Menschen körperlich fordernde Tätigkeiten leisten, die mit 65 zur Belastung werden. Ich sehe aber auch hoch qualifizierte und motivierte Mütter, die aufgrund der Rahmenbedingungen nicht mal 20 Stunden die Woche arbeiten können.

Wie können wir also die Lebensarbeitszeit so neu denken, dass wir in späteren Jahren nicht ausgelaugt sind, sondern möglichst lange gesund und motiviert?

Meine Vorschläge dazu sind:

  • Eine geringere Vollzeit-Arbeitszeit für alle, die nachweislich zu weniger Krankentagen führt und mehr Leuten die Möglichkeit gibt, voll im Beruf zu stehen.
  • Uns als Gesellschaft mehr mit den Ursachen befassen, warum Menschen aufgrund von psychischen Erkrankungen der Arbeit fernbleiben.
  • Richtig gut geregelte Kinderbetreuung, die alle Elternteile dabei unterstützt Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren und Mütter dabei, mehr für ihre Rente vorsorgen zu können.
  • Größerer Flexibilität was die Tätigkeit betrifft, so dass man einfacher zwischen körperlicher und Schreibtischarbeit wechseln kann.
  • Gleitende Übergänge in die Rente statt harter Schnitte.

Große Herausforderungen erfordern ganz neue Lösungen. Deutschland hat die Chance, Vorreiter zu werden, nicht als Land der längsten Arbeitszeiten, sondern als Land der intelligentesten Lösungen.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir info@viktoria-schuetz.de

Das ist Viktoria Schütz

Viktoria Schütz ist geschäftsführende Gesellschafterin von Deguma.
Viktoria Schütz ist geschäftsführende Gesellschafterin von Deguma.

Viktoria Schütz ist geschäftsführende Gesellschafterin der Deguma-Schütz GmbH. Sie leitet das Familienunternehmen seit 2019 in zweiter Generation. Davor arbeitete sie unter anderem bei Zalando und Bionade. Schütz studierte Global Management in Bremen, São Paulo und Shanghai sowie Marketing-Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

Schütz setzt sich sehr für das Thema New Work ein und hat bei sich im Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt.