Der neue  Mercedes-Benz GenH2 Truck fährt auf einer Straße

Mit dem Mercedes-Benz GenH2 Truck präsentiert Daimler Trucks sein Konzept für ein brennstoffzellenbetriebenes Langstreckenfahrzeug. - (Bild: Daimler)

Tag für Tag rollen tausende Lastwagen weltweit über die Straßen und transportieren Ware von A nach B. Wenn es nach Daimler Trucks geht, soll das künftig klimaneutral geschehen. Der Stuttgarter Konzern hat heute (16.9.) seinen ersten Brennstoffzellen-Lkw vorgestellt – den Mercedes GenH2-Truck. „Der Beginn einer neuen Ära“, erklärte Entwicklungsvorstand Sven Ennerst.

Dabei sei die Brennstoffzelle das Herzstück des neuen Fahrzeugs. Um auch weite Distanzen fahren zu können, ist der Lkw mit zwei Flüssigwasserstofftanks mit je 40 Kilogramm Fassungsvermögen ausgestattet. „Wir haben alle Elemente, die für eine Serienproduktion notwendig sind, fertig“, sagte CEO Martin Daum.

Zunächst beginnen für Daimler Trucks jetzt aber erst einmal die Konzeptstudie und die Kundenerprobung. Man wolle Fehler und Schwächen erkennen, so Daum. Bei Lkws sei vor allem die  Langlebigkeit wichtig; er müsse mindestens eine Million Kilometer aushalten. „Wir brauchen mindestens zwei Winter“, erklärte der CEO weiter: Im ersten Winter werde einiges kaputt gehen, im zweiten Winter müsse man dann zeigen, dass das nicht mehr passiert.

Wie klimaneutrale Lkws in Serienproduktion gehen können

Ab 2023 soll der Mercedes GenH2-Truck in Kundenhände gegeben werden, die Serienproduktion ist für die zweite Hälfte des nächsten Jahrzehnts geplant. Doch bis es soweit ist, muss noch einiges passieren, hat Daum klargemacht.

Denn wenn der Wandel von dieselbasierten Nutzfahrzeugen zu wasserstoffbasierten Lkws klappen soll, müssen laut Daum drei Dinge passieren. Es braucht

  • Gute Produkte aus der Industrie.
  • Eine funktionierende Infrastruktur: „Wenn wir heute fertig wären, würde keiner unseren Lkw kaufen, weil keine Infrastruktur vorhanden ist“, sagte Daum. Es brauche Zeit, das vorzubereiten und zwar europaweit. Denn Nutzfahrzeuge seien grenzüberschreitend.
  • Kostenparität. Soll heißen: Kunden kaufen keine Nutzfahrzeuge, weil sie sie wollen, sondern weil sie sie brauchen. Wenn ein CO2-Fahrzeug teurer ist als ein Diesel-Lkw, werden die Kunden ihn nicht kaufen. Und das wäre momentan der Fall.

Für den letzten Punkt hat Daum zwei Vorschläge parat, die zusammen die Lösung sein sollen. Zum einen müsse die Produktion von Brennstoffzellen günstiger werden. Diese sei „wahnsinnig kapitalintensiv“. „Es braucht Stückzahlen, um die Kosten einer Brennstoffzelle zu senken“, erklärt der CEO. Aus diesem Grund hat sich Daimler vor einem halben Jahr mit Volvo zusammengetan, um gemeinsam günstigere Brennstoffzellen herzustellen. Das Joint Venture habe sehr gut angefangen.

Dennoch werde ein Brennstoffzellen-Lkw auch dann noch teurer als ein Diesel-Fahrzeug sein, so der CEO. Hier müsse die Politik handeln. Sein Vorschlag: Unternehmen, die klimaneutrale Nutzfahrzeuge in Betrieb haben, sollen durch eine CO2-basierte Maut belohnt werden.

Ab 2039 keine Diesel-Lkws mehr?

Ein Vorschlag, der direkt an Verkehrsminister Andreas Scheuer ging, der die Weltpremiere des Trucks mitverfolgte. „Wir wollen mit alternativen Kraftstoffen die Klimaziele erreichen und eine klimafreundliche Mobilität erreichen“, erklärte der Minister in seiner Rede. Wasserstoff sei einer der Kraftstoffe der Zukunft.

Von links: Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck AG und Mitglied des Vorstands der Daimler AG, und Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, vor dem Mercedes-Benz GenH2 Truck.
Wollen beide klimaneutrale Mobilität ermöglichen: Martin Daum, CEO von Daimler Trucks (links) und Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, vor dem Mercedes-Benz GenH2 Truck. - (Bild: Daimler)

Das sieht auch Daimler so. Das Unternehmen forscht schon lange zum Thema Brennstoffzelle. Man habe viel dabei gelernt, erinnerte sich Daum. Zum Beispiel wie sich die Zelle bei Kälte verhält. „Heute können wir sagen: Unsere Brennstoffzelle ist fertig“, so der CEO. Jetzt gehe es auch darum, starke Impulse zu setzen und Probleme zu lösen. Dazu zählt für Daum auch die Art des Wasserstoffs. Denn: Nur mit grünem Wasserstoff sind Brennstoffzellen-Lkws auch klimaneutral. Das sei eine „gewaltige Herausforderung“.

Trotz aller Hindernisse ist sich der CEO sicher: Gemeinsam könne man nicht nur, sondern werde man den klimaneutralen Transport zum Erfolg führen. Bis zum Jahr 2039 will Daimler dann in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Nutzfahrzeuge anbieten, die im Fahrbetrieb CO2-neutral sind.

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