Familienunternehmen

Nachfolgeregelung: Interim Manager als Brückenbauer

Wenn die Übergabe des Familienunternehmens ansteht, können emotionale Spannungen und Unsicherheiten den Prozess erschweren. Interim Manager agieren hier als neutrale Brückenbauer, die den Weg für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung ebnen.

Schild Nachfolger gesucht
In Deutschland stehen rund 190.000 Familienunternehmen vor der Aufgabe, in den kommenden Jahren eine adäquate Nachfolgelösung zu finden.

Die Nachfolgeregelung in Familienunternehmen stellt ein komplexes Geflecht aus emotionalen, strategischen und wirtschaftlichen Herausforderungen dar. In Deutschland stehen rund 190.000 Familienunternehmen vor der Aufgabe, in den kommenden Jahren eine adäquate Nachfolgelösung zu finden. Besonders brisant wird diese Thematik angesichts der Tatsache, dass etwa 31 % der Unternehmensinhaber das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben.

In Zeiten von Krisen oder unerwarteten Ereignissen potenziert sich die Schwierigkeit dieser Aufgabe. Hier können Interim Manager eine entscheidende Funktion einnehmen, indem sie als unparteiische Experten den Übergangsprozess erfolgreich begleiten. Doch welche Aspekte zeichnen ihren Einsatz aus und wie tragen sie zur erfolgreichen Gestaltung der Nachfolgeregelung bei?

Die vielschichtigen Herausforderungen der Nachfolgeregelung

Jessica Breuer, Atreus
Die Autorin: Jessica Breuer, Direktorin und Mitglied der Solution Group Maschinen- und Anlagenbau bei Atreus.

Die Übergabe der Unternehmensführung in Familienunternehmen ist nicht lediglich eine organisatorische Angelegenheit, sondern auch ein emotional aufgeladener Prozess. Die tiefe Verbundenheit vieler Unternehmer mit ihrem Lebenswerk führt zu Herausforderungen, die weit über organisatorische und rechtliche Aspekte hinausgehen. Generationskonflikte stellen ein zentrales Problem dar.

Unterschiedliche Wertvorstellungen und Zukunftsvisionen zwischen der älteren und der jüngeren Generation können zu Spannungen führen. Während die ältere Generation auf bewährte Strukturen setzt, strebt die jüngere Generation nach Innovation und Veränderung, was zu Konflikten führen kann. Die instabile Marktlage und das Ziel nachhaltiger Wachstumsstrategien können den Übergang zusätzlich erschweren und erhebliche Differenzen mit sich bringen.

Zeitdruck bei der Nachfolgeregelung oftmals großes Problem

Zudem entstehen unausgesprochene Erwartungen und Verpflichtungen innerhalb der Familie, die zusätzlichen Druck auf die Nachfolger ausüben. Der Zeitdruck, insbesondere bei unerwarteten Ereignissen wie Krankheit oder Tod, stellt ein weiteres Problem dar. Ein schlecht geplanter Übergang kann den Unternehmenswert erheblich mindern und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern gefährden. Der Fachkräftemangel verschärft die Herausforderung der Nachfolgeregelung zusätzlich, da die Suche nach qualifizierten internen oder externen Nachfolgern zunehmend schwieriger wird.

Gerade in spezialisierten Branchen ist es eine große Herausforderung, geeignete Personen zu finden, die sowohl fachlich als auch persönlich zur Unternehmenskultur passen. Dieser Mangel an geeigneten Kandidaten kann die Nachfolge erheblich verzögern oder sogar zum Scheitern bringen. Die Wahrung des Unternehmenswerts ist von entscheidender Bedeutung. Ein unsachgemäßer oder schlecht kommunizierter Übergang kann den Wert des Unternehmens nachhaltig beeinträchtigen. Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner könnten dadurch das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens verlieren, was nicht nur die Marktposition gefährdet, sondern auch finanzielle Risiken birgt.

Interim Manager als temporäre Führungskräfte und Berater

Interim Manager sind hochqualifizierte Experten, die zeitlich befristet Führungsaufgaben übernehmen oder als beratende Instanz für alle Beteiligten fungieren. Bei Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen agieren sie als Vermittler und übernehmen Verantwortung, um die Zeitspanne zwischen der aktuellen und der zukünftigen Führung zu überbrücken. Sie gewährleisten Stabilität und sichern den Geschäftsbetrieb, während die Nachfolgeregelung geplant und umgesetzt wird. Diese temporäre Lösung ermöglicht es allen Beteiligten, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, Erfahrungen zu sammeln und eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Als neutrale und unvoreingenommene Akteure bringen Interim Manager eine objektive Perspektive ein, die frei von familiären Bindungen oder internen Konflikten ist. Ihre Neutralität trägt dazu bei, emotionale Spannungen abzubauen und sachorientierte Entscheidungen zu treffen. Dadurch können sie als Vermittler fungieren und Konflikte innerhalb der Familie oder des Unternehmens entschärfen. Aufgrund ihrer umfassenden Erfahrung in den Bereichen Krisenmanagement, Restrukturierung und strategischer Neuausrichtung sind Interim Manager darauf vorbereitet, komplexe Situationen zu bewältigen. Sie bringen spezialisiertes Wissen mit, das auf die spezifischen Herausforderungen der Nachfolgeregelung zugeschnitten ist. Diese Expertise ermöglicht es ihnen, individuelle Lösungen zu entwickeln und umzusetzen – sei es in einer interimistischen Geschäftsführungsrolle oder als beratende Instanz.

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Kommunikation als zentrale Kompetenz

Die Förderung der Kommunikation ist dabei eine zentrale Kompetenz eines Interim Managers. Er fungiert als Bindeglied zwischen verschiedenen Interessengruppen, wie Familienmitgliedern, Investoren, Mitarbeitern und externen Partnern. Durch seine professionelle und neutrale Art der Kommunikation schafft er eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit, die für den Erfolg der Nachfolgeregelung entscheidend ist.

Die Sicherstellung des Tagesgeschäfts ist eine der Hauptaufgaben von Interim Managern. Sie entlasten die Familie von operativen Aufgaben, sodass diese sich auf die langfristige Planung konzentrieren kann. Gleichzeitig gewährleisten sie, dass der Geschäftsbetrieb reibungslos weiterläuft und keine negativen Auswirkungen auf die Marktstellung entstehen. Welche Rolle am Ende übernommen wird, ist individuell, flexibel gestaltbar und kann sich im Laufe des Prozesses ändern.

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Die Vorteile der Flexibilität und Risikominimierung

Die Flexibilität der Interim Manager ist ein entscheidender Vorteil für Familienunternehmen. Sie können kurzfristig und projektbezogen eingesetzt werden, ohne dass das Unternehmen langfristige Verpflichtungen eingehen muss. Diese Agilität ermöglicht es, schnell auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und gleichzeitig gezielt Expertise einzubringen. Die Expertise auf Zeit bedeutet, dass Familienunternehmen von der Erfahrung und Kompetenz eines externen Spezialisten profitieren, solange oder kurz die Notwendigkeit besteht.

Diese punktuelle Nutzung von Fachwissen stellt sicher, dass das Unternehmen genau jene Unterstützung erhält, die es in der jeweiligen Situation benötigt. Sollte jedoch die Entscheidung getroffen werden, die Geschäftsführung zukünftig extern zu besetzen, kann der Experte sowohl den zeitlichen Rahmen als auch die Expertise für die Besetzung und das Onboarding bereitstellen.

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Risikominimierung entscheidend

Die Risikominimierung ist ein entscheidender Aspekt, da Fehlentscheidungen, die durch mangelnde Erfahrung oder unterschiedliche Interessen der Beteiligten entstehen könnten, durch die Expertise der Interim Manager vermieden werden. Ihre professionelle Herangehensweise reduziert das Risiko von Fehltritten und schafft eine solide Grundlage für die Nachfolge. Der Interim Manager verfolgt keine eigene Agenda, sondern ist darauf ausgerichtet, ein Problem zu lösen und danach wieder zu gehen. Dies schafft eine maßgebliche Neutralität und trägt dazu bei, unterschiedliche Perspektiven besser zu verstehen und Vertrauen für den Übergang zu gewinnen.

Schlüsselrollen bei der Bewältigung von Krisen

Die Aufgabengebiete von Interim Managern sind dabei vielfältig. Das Übergangsmanagement umfasst beispielsweise die Übernahme der Geschäftsleitung für einen begrenzten Zeitraum, um den reibungslosen Betriebsablauf sicherzustellen. Interim Manager schaffen dadurch eine stabile Grundlage, auf der die Nachfolgeregelung aufgebaut werden kann. Die Restrukturierung ist außerdem oft erforderlich, wenn das Unternehmen neu aufgestellt oder Prozesse optimiert werden müssen.

Das Krisenmanagement wird unterdessen besonders relevant, wenn unvorhergesehene Ereignisse wie plötzliche Ausfälle des Unternehmensinhabers oder wirtschaftliche Herausforderungen eintreten. Klar ist: Interim Manager bringen in dieser Phase nicht nur ihre Führungskompetenz, sondern auch ihre Erfahrung im Umgang mit Krisen ein, um das Unternehmen zu stabilisieren und mögliche Schäden zu minimieren.

überarbeitet von: Sebastian Moser