
Osram gehört künftig zu AMS. - Bild: Osram
„Hell wie der lichte Tag“ – dieser Osram-Werbespruch hing jahrzehntelang am Münchner Stachus. Im September 2019 musste der Schriftzug dann aus Denkmalschutzgründen abmontiert werden. Nach fast zwei Jahren kommt er nun wieder: heute Abend wird der Spruch den Karlsplatz wieder erleuchten, erklärte CEO Dr. Olaf Berlien auf der heutigen Hauptversammlung.
„Hell wie der lichte Tag“ – das kann man auch in gewisser Weise auch auf die Lage im Unternehmen übertragen. Denn beim Lichtkonzern laufen die Geschäfte dank starker Nachfrage aus der Auto- und Eletronikbranche wieder besser. Im ersten Quartal konnte er einen leichten Gewinn von sechs Millionen Euro erwirtschaften. Der Umsatz lag mit 840 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das sei auch ein Beleg dafür, dass Osram auf die richtigen Produkte setze, so der CEO. Vor allem mit dem Halbleitergeschäft ist das Unternehmen zufrieden.
Die guten Zahlen sind aber nicht nur aufgrund der konjunkturellen Erholungen zustande gekommen, sondern auch den Kosteneinsparungen geschuldet, erklärte Finanzvorständin Kathrin Dahnke. Insgesamt 180 Millionen Euro hat Osram allein im vergangenen Jahr eingespart.
Osram 2020: Umsatzrückgang wegen Corona
Das verlief – wie bei fast allen Unternehmen – eher ernüchternd. Der Umsatz ging um 13,8 Prozent zurück. April und Mai seien die Tiefpunkte gewesen, sagte Berlien. Danach habe eine langsame Erholung eingesetzt. Vor allem die verbesserte Geschäftslage in China half dem Konzern.
Insgesamt habe es bei über 21.000 Mitarbeitenden weltweit bisher nur zwei Ansteckungen mit Corona auf dem Betriebsgelände gegeben, erklärte der CEO außerdem. Wenn es Fälle im privaten Umfeld gab, habe man sofort reagiert, um den Betrieb weiter am Laufen zu halten. Durch die Pandemie hat Osram außerdem sein Portfolio erweitert. Die Luftreiniger des Unternehmens werden unter anderem in Krankenhäusern und Kindergärten verwendet, sagte Berlien.
Neben der Coronakrise beschäftigte die Osram-Belegschaft natürlich auch die Übernahme durch den österreichischen Sensorspezialisten AMS. Diese sei für die Mitarbeiter emotional nicht einfach gewesen, erklärte Berlien. Er sei jedoch überzeugt, dass die beiden Unternehmen gemeinsam als Partner der unangefochtene Marktführer für optische Lösungen werden können.
Personalkarussell dreht sich bei Osram
Ein Ziel, dass ohne Berlien erreicht werden muss. Der CEO verlässt das Unternehmen Ende des Monats. Er hatte das Unternehmen sechs Jahre lang geleitet und das Gesicht von Osram stark verändert und geprägt, wie Aufsichtsratschef Dr. Thomas Stockmeier sagte. Berlien habe das Unternehmen auf die Zukunftsmärkte ausgerichtet.
Stockmeier selbst ist erst seit Dezember Aufsichtsratschef. Er übernahm den Posten von Peter Bauer, der ursprünglich zusammen mit Berlien gehen wollte, dann aber aus gesundheitlichen Gründen früher ausschied. Stockmeier ist bei AMS im Vorstand.
Und auch der neue Osram-Chef wird von neuen Mehrheitsaktionär kommen: Ingo Bank soll das Unternehmen neben seiner Tätigkeit als AMS-Finanzvorstand leiten. Bank war zuvor schon bei Osram, wechselte dann im März schon zu AMS. Damit scheint die Übernahme auch personell abgeschlossen zu sein.
Im Zuge der Übernahme wird es noch eine weitere Änderung geben: Osram passt sein Geschäftsjahr an das Kalenderjahr an und verabschiedet sich damit von einem Teil seiner Historie. Ab 2022 marschieren sie damit im Gleichschritt zu ihrer neuen Mutter AMS. Das Unternehmen hatte bisher, wie der frühere Mutterkonzern Siemens, ein abweichendes Geschäftsjahr von Oktober bis September.
Osram gehört zu den nachhaltigsten Unternehmen der Welt. Die Top 11 sehen Sie in unserer Bildergalerie:

Platz 11: Das deutsche Photonik-Unternehmen Osram möchte vor allem in den Bereichen Mobilität, Sicherheit, Vernetzung und Gesundheit die Potenziale des Lichts revolutionieren. Dabei setzt Osram auf die Vermeidung von Abfall, etabliert umweltverträgliche Inhaltsstoffe und eine lange Produktlebensdauer. Die Achtung der Menschenrechte spielt für das Unternehmen eine tragende Rolle. - Bild: Osram

Platz 10: Belegt wird dieser Platz von dem kanadischen Unternehmen Algonquin Power & Utilities Corp (APUC). Mit Anlagen für Wind-, Solar-, Thermalenergie und Wasserkraft fördert es erneuerbare Energien. Darüber hinaus investiert APUC unter anderem in Elektromobilität, gesunde Wasserökosysteme und Biodiversität. - Bild: vencav - stock.adobe.com

Platz 9: Die brasilianische Bank Banco do Brasil sieht sich in der Pflicht, den Übergang zu einer grünen und integrativen Wirtschaft zu fördern. Dafür möchte sie ihren ökologischen Fußabdruck verringern, Bildungs- und Sensibilisierungsprogramme zum Thema Nachhaltigkeit ausbauen und sich für ethische Werte sowie die Korruptionsbekämpfung einsetzen. - Bild: Antonio - stock.adobe.com

Platz 8: Angelehnt an die SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen nimmt sich auch der italienische Stromversorger Enel den Nachhaltigkeitsgedanken zu Herzen. Dabei treibt er vor allem Klimaschutz an, stellt erschwingliche und saubere Energien für die Bevölkerung bereit, fördert die Digitalisierung und gestaltet Gemeinden nachhaltiger, indem er Ladestationen für die E-Mobilität aufstellt. - Bild: Enel

Platz 7: Die niederländische Bank ING integriert die SDGs ebenfalls in ihre Unternehmensziele. Dabei fokussiert sie sich vor allem auf den Klimaschutz, ein menschenwürdiges Wirtschaftswachstum und einen nachhaltigen Verbrauch inklusive Produktion. So fördert die Bank verantwortungsbewussten Konsum beispielsweise durch ein Darlehen, dessen Zinssatz an die Nachhaltigkeitsleistung des Kunden gebunden ist. - Bild: Björn Wylezich - adobe.stock.com

Platz 6: Novozymes aus Dänemark bietet Enzyme und Mikroorganismen für Bereiche wie der Landwirtschaft, Lebensmittel, Textilien, Bioenergie, Abwasser und Pharmazeutika. Dabei entwickelt das Unternehmen unter anderem Lösungen für kohlenstoffarmen Kraftstoff und Waschmittel ohne Chemikalien. Zudem setzt sich Novozymes eigene Ziele für die Reduktion seiner CO2 Emissionen, des Wasserverbrauchs und die Maximierung von Recycling durch das Verwenden von Kreissystemen für Materialien und Abfälle. - Bild: Semion - adobe.stock.com

Platz 5: Die Einrichtungen und Cloud Services des Softwareunternehmens Autodesk werden zu 100 Prozent durch erneuerbare Energien versorgt. In Zukunft möchte das Unternehmen aus den Vereinigten Staaten keine Rohstoffe mehr durch die Abholzung der Wälder beziehen. Auch seinen Nutzern möchte Autodesk zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen. So entwirft das Unternehmen ein kostenloses Tool, mit dem die enthaltenen CO2-Emissionen pro Materialkategorie eines Bauprojekts ermittelt und Optionen umweltfreundlicherer Materialien aufgezeigt werden können. - Bild: Gorodenkoff - adobe.stock.com

Platz 4: Auch das IT-Unternehmen Cisco aus den Vereinigten Staaten steigert seine Energie- sowie Wassereffizienz und reduziert seine Emissionen jährlich. Ergänzend wird Abfall zu großen Teilen recycelt und kompostiert. Cisco motiviert ebenso seine Mitarbeiter nachhaltig zu handeln: So startete das Unternehmen die Kampagne Erdbewusst, bei der die Mitarbeiter unter anderem eine Strandreinigung in Portugal durchführten, einen IoT-Garten in Belgien gebaut oder eine Solaranlage in Indien eröffnet haben. Auch das Forum SustainX, die Nachhaltigkeitsplattform GreenHouse und die mitarbeitergeführte Nachhaltigkeitsorganisation Cisco Green Team geben der Nachhaltigkeit in dem Unternehmen ihren Raum. - Bild: Seventyfour - adobe.stock.com

Platz 3: Das finnische Raffinerieunternehmen Neste hat es sich zur Aufgabe gemacht den Klimawandel zu bekämpfen und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dafür stellt das Unternehmen erneuerbaren Diesel-Kraftstoff her, der aus Abfällen und Reststoffen hergestellt wird. Ebenso untersucht Neste die Möglichkeit, Kunststoffabfälle als Rohmaterial für Kraftstoffe, chemische Produkte und neue Kunststoffe zu verwenden. Bis 2025 sollen erneuerbare Rohstoffe zu 100 Prozent aus Abfällen und Reststoffen entstehen. - Bild: Neste

Platz 2: In den Bereichen Esskultur, Enzyme, Gesundheit und Ernährung, stellt das dänische Biotechnologieunternehmen Chr. Hansen nachhaltige Produkte her. Diese machen es beispielsweise Landwirten möglich, mit weniger mehr zu produzieren, CO2-Emissionen und Abfälle zu mindern. Chr. Hansen möchte zukünftig über 80 Prozent seiner Bruttoerlöse durch nachhaltige Produkte erwirtschaften, der Erwärmung des Klimas entgegenwirken und in seiner Arbeitgeberposition Frauen und Männer zu gleichen Teilen beschäftigen. - Bild: Chr. Hansen

Platz 1: Orsted ist das nachhaltigste Unternehmen der Welt 2020 – vor rund zehn Jahren undenkbar. Damals erzeugte das dänische Unternehmen Energie aus fossilen Brennstoffen und galt als einer der energieintensivsten Stromerzeuger Europas. Heute ist Orsted der weltweit führende Anbieter für Offshore-Windenergien und hat seine CO2-Emissionen um 86 Prozent reduziert. Bis 2025 will der Betrieb klimaneutral werden und 2040 einen klimaneutralen Fußabdruck pflegen. Zudem pflegt Orsted einige Nachhaltigkeitsprogramme, um den SDGs der vereinten Nationen näher zu kommen. Darunter beispielsweise die Integration von Batteriespeicherlösungen, die Unterstützung der UN-Global-Compact-Prinzipien für nachhaltige Ozeane und die Reduktion des Abfalls. - Bild: Orsted
Klagen haben komplette Übernahme bisher verhindert
Die beiden Unternehmen erklärten am Dienstag außerdem, dass der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen ASM und Osram kurzfristig eingetragen und damit wirksam werden kann. Bisher war dies durch Klagen verhindert worden, nachdem der Vertrag im November von einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen worden war.
Er gehe mit gemischten Gefühlen, sagte der scheidende Chef. Mit Wehmut, weil ihm sowohl Fima als auch Mitarbeitende ans Herz gewachsen seien und auch mit Stolz und dem Wissen, dass er ein strategisch gut aufgestelltes Unternehmen verlasse. Osram sei inzwischen eine andere Firma als noch vor sechs Jahren, indem man sie ins digitale Zeitalter gebracht habe.
Dazu zählt auch Industrie 4.0 Warum das Schwabmünchner Osram-Werk hier eine Vorreiterrolle hat, lesen sie hier:
Und das soll auch so weitergehen. Das Unternehmen werde sich in seinem Produktportfolio weiter auf innovative Produkte konzentrieren, sagte Berlien. Man werde weiterhin alle Geschäfte überprüfen und gegebenenfalls reagieren, ergänzte Dahnke. So wie zum Beispiel beim Joint Venture mit Continental, das – wie berichtet – aufgelöst werden soll. Bis Herbst wollen beide Unternehmen die Aufgaben in die jeweiligen Firmen zurückführen, sagte die Finanzvorständin.
Das Geschäft mit Vorschaltgeräten und Elektronik soll dagegen komplett verkauft werden. Es macht etwa die Hälfte des kleinsten Geschäftsbereichs Digital aus. Bis zum Spätsommer soll ein Käufer gefunden werden.
Für das Geschäftsjahr 2021 hat Osram seine Prognose angehoben und rechnet nun mit einem Umsatzwachstum zwischen zehn und 14 Prozent. Osram gehe als „kerngesundes Unternehmen“ in die Zukunft mit ASM, sagte Dahnke.
Ab heute Abend dann auch wieder mit „Hell am lichte Tag“ am Münchner Stachus – eine „Herzensangelegenheit“ vom scheidenden CEO, wie er erklärte.
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