Kolumne "Nachgedacht" von Andreas Syska

Steuern sollten nicht von Gewinn und Einkommen abhängen

Wir müssen umsteuern, schreibt Andreas Syska in seiner aktuellen Kolumne. Damit meint er keinen allgemeinen Richtungswechsel, sondern ein neues Steuersystem. Wie das aussehen sollte.

Veröffentlicht Geändert
Andreas Syska wünscht sich ein Steuersystem, das die Besten anlockt und ökologisch verantwortliches Handeln belohnt. Wie das aussehen soll, lesen Sie in seiner Kolumne.
Andreas Syska wünscht sich ein Steuersystem, das die Besten anlockt und ökologisch verantwortliches Handeln belohnt. Wie das aussehen soll, lesen Sie in seiner Kolumne.

Die meisten von Ihnen werden mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass Produktion Werte schafft und die Basis für den Wohlstand ist.

Warum wird das aber bestraft? Einkommensteuer, Mehrwertsteuer, Steuern auf Unternehmensgewinne und so weiter – warum besteuert man den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und deren Mitarbeitern und subventioniert die Zerstörung der Grundlagen unserer Existenz?

Ob Unternehmer oder Angestellte – das Jahr über wird alles getan, diesen Erfolg zu maximieren, um ihn anschließend gegenüber dem Finanzamt kleinzurechnen. Natürlich legal – aber dennoch absurd.

Wir brauchen ein neues Steuersystem, das nicht die Schaffung von Werten besteuert, sondern den hierfür getätigten Verzehr an natürlichen Ressourcen. Wir brauchen keine Reform, die an bestehenden Stellschrauben dreht, wie den Steuersätzen, sondern diese Stellschrauben durch neue ersetzt. Wir müssen umsteuern.

Keine Steuern mehr auf Arbeit, Unternehmensgewinne oder erwirtschaftetes Vermögen, dafür aber eine ordentliche Steuer auf Transaktionen von Gütern, Energie und Menschen, also auf die Emission von Klimagasen.

Bevor jetzt reflexartig die Platte über die Belastung der Industrie aufgelegt wird, sei gesagt: Ich habe soeben alle Steuern auf Verdienste und Gewinne eliminiert und über den Wegfall der Umsatzsteuer die Verbraucherpreise gesenkt - zumindest gedanklich - zu mehr reicht mein Handlungsspielraum leider nicht. Es geht nicht um eine „Steuer on top“, sondern um eine „Steuer anstatt“.

Das ist Prof. Dr. Andreas Syska

Prof. Dr. Andreas Syska.
Prof. Dr. Andreas Syska.

Die Faszination für Produktion begleitet ihn sein gesamtes Berufsleben lang. Nach Maschinenbaustudium und Promotion an der RWTH Aachen war er bei der Robert Bosch GmbH tätig, zuletzt als Produktionsleiter.

Als Professor für Produktionsmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach gab er seinen Studenten und Industriepartnern ein größtmögliches Stück dieser Faszination weiter und entwirft radikale, wie optimistische Szenarien für die Industrie der Zukunft.

Der Nutzen: Nicht der wirtschaftliche Erfolg würde besteuert werden, sondern die Rücksichtslosigkeit, mit der dieser errungen oder gefeiert wird.

Der Charme: die Steuerbelastung müsste also nicht wahlweise mit steifer Oberlippe oder mit Abwanderungsgedanken quittiert werden, sondern wäre individuell gestaltbar. Und noch charmanter: Niemandem würde die private Lebensführung vorgeschrieben und keinem Unternehmen, in welche Technologien es zu investieren hat.

Ein solches Steuersystem würde die Besten anlocken und ökologisch verantwortliches Handeln belohnen. Es würde Kreativität und Innovation entfesseln - ein Turbo für Effizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Steuern wir also um.