Geschichte, Technik und Einsatz
Jagdflugzeuge im Vergleich: Eurofighter vs. F‑35
Eurofighter Typhoon und F‑35 Lightning II zählen zu den wichtigsten Jagdflugzeugen der NATO – doch sie stehen für zwei Generationen. Unser Überblick zeigt Technik, Bewaffnung, Einsatzszenarien und die Rolle beider Kampfjets im 21. Jahrhundert.
Eurofighter Typhoon (oben) und F-35 Lightning II verkörpern zwei unterschiedliche Generationen von Jagdflugzeugen.
(Bild: Ian Schofield - stock.adobe.com und vanderwolf images - stock.adobe.com)
Der Begriff Jagdflugzeug steht in der sicherheitspolitischen Diskussion für ein speziell konstruiertes Militärflugzeug, dessen Hauptaufgabe darin besteht, gegnerische Luftfahrzeuge abzufangen, zu bekämpfen und zu zerstören. Typische Merkmale sind hohe Geschwindigkeit, Wendigkeit, starke Bewaffnung (z. B. Maschinenkanonen, Raketen) sowie moderne Radarsysteme.
Kaum zwei westliche Kampfflugzeuge verkörpern diese Fähigkeiten so unterschiedlich wie der europäische Eurofighter Typhoon und die US‑amerikanische F‑35 Lightning II. Beide werden in mehreren Varianten gebaut und von zahlreichen NATO‑Staaten eingesetzt, doch sie repräsentieren zwei Generationen von Jagdflugzeugen: der Eurofighter ist ein Generation-4‑plus‑Jäger mit enormer Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit, während die F‑35 einen Quantensprung zu einem Stealth‑Jagdflugzeug der 5. Generation vollzieht.
Historische Entwicklung der Flugzeuge
Eurofighter Typhoon – europäische Kooperation seit den 1980er‑Jahren
Die Wurzeln des Eurofighter reichen in die 1980er‑Jahre zurück. Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien entwickelten gemeinsam ein modernes Mehrzweck‑Jagdflugzeug, um auslaufende Modelle wie die F‑4 Phantom zu ersetzen: den "Jäger 90". Nach umfangreichen Studien startete 1994 das erste Entwicklungsflugzeug (DA1) auf dem Flugplatz Manching; der Erstflug am 27. März 1994 leitete offiziell das Eurofighter-Typhoon‑Programm ein. Ein britisches Serienflugzeug flog erstmals am 14. Februar 2003; die Royal Air Force (RAF) erhielt ihr erstes Exemplar im Juni 2003 und nahm den Eurofighter Anfang 2004 in den Flugbetrieb.
Seit der Indienststellung in den frühen 2000er‑Jahren wurde das Flugzeug ständig modernisiert. Neue Varianten (Tranche 2/3/4) integrieren modernere Avionik, ein aktiv elektronisch geschwenktes E‑Scan‑Radar (Captor‑E AESA), das Praetorian DASS (Defensive Aids Sub‑System) sowie eine offene Missionsdatenarchitektur. Das deutsche Programm Quadriga umfasst die Beschaffung von 38 Tranche‑4‑Jets (mit ECRS Mk1), um ältere Maschinen zu ersetzen; Großbritannien hingegen führt langfristig den ECRS Mk2 ein. Italien bestellte 2024 weitere bis zu 24 Eurofighter‑Jets, Spanien beauftragte 2022 und 2024 mit den Programmen Halcon I (20 Stück) und II (25 Stück) insgesamt 45 zusätzliche Flugzeuge. Damit wächst die spanische Flotte bis 2035 auf 115 Typhoons. Alle Partnerländer investieren in neue Sensoren und Waffen wie das ECRS Mk2‑Radar sowie Meteor‑ und Brimstone III‑Lenkflugkörper.
F‑35 Lightning II – das Joint‑Strike‑Fighter‑Programm
Die F‑35 entstand aus dem Joint‑Strike‑Fighter‑Programm (JSF), das 1995 in den USA gestartet wurde, um ein erschwingliches Stealth‑Mehrzweckflugzeug für die Air Force, Navy und Marines zu entwickeln. Die ersten Konzeptdemonstratoren vom Typ X‑35 flogen 2000, der erste Serienprototyp der F‑35A hob am 15. Dezember 2006 ab.
Drei Varianten wurden entwickelt: die F‑35A als konventionelles Start‑ und Landeflugzeug, die F‑35B mit Kurzstart‑ und Vertikallandelösung (STOVL) für die US‑Marines und die F‑35C mit verstärktem Fahrwerk und klappbaren Flügeln für Flugzeugträger der US‑Navy.
Die F‑35B erreichte 2015 bei den US‑Marines die Erstbefähigung (IOC), die F‑35A folgte 2016 bei der US‑Air‑Force und die F‑35C 2019 bei der Navy. Das Programm wuchs rasch zu einem multinationalen Rüstungsprojekt: 20 Nationen sind inzwischen F‑35‑Kunden. Bis Ende 2024 lieferte Lockheed Martin 1 104 F‑35 aus und erwartete für 2025 die Fertigung weiterer rund 160 – 170 Flugzeuge.
Verbreitung und Bestellungen
Eurofighter in Europa und Nahost
Der Eurofighter wird heute von neun Luftstreitkräften betrieben – darunter Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Österreich (nur Tranche 1 ohne Modernisierung), Saudi‑Arabien, Oman, Kuwait und Katar. Die Produktionszahl liegt bei rund 570 Maschinen (Stand 2025).
Spanien erhält durch das Halcón‑Programm 45 neue Flugzeuge; die Halcón‑II‑Jets ab 2030 sind mit moderner Avionik, E‑Scan‑Radar und Meteor‑Raketen ausgerüstet. Italien orderte 2024 bis zu 24 zusätzliche Jets, um ältere Tranche‑1‑Flugzeuge zu ersetzen. Viele Länder betreiben den Eurofighter als Luftüberlegenheits‑ und Mehrzweckjäger. Die britischen Typhoons übernehmen regelmäßig Luftpolizei‑Missionen der NATO. Saudi‑Arabien und Italien integrieren Storm‑Shadow‑Marschflugkörper, während Katar diese Fähigkeit bislang nicht nutzt.
F‑35 – globales Beschaffungsprogramm
Die USA sind mit einem Programmumfang von 2.456 F‑35 das größte Abnehmerland: 1.763 F‑35A für die Air Force, 420 F‑35B für die Marines und rund 273 F‑35C für die Navy.
Beispiele für Exportprogramme:
Großbritannien: Kaufziel 74 Stück F‑35B; 48 bestellt, 27 weitere zugesagt.
Italien: Ursprünglich 90 Maschinen, 2024 Budget für 25 zusätzliche (gesamt 115).
Deutschland: Im Juli 2025 Bestellung von 35 F‑35A zur Tornado‑Ablösung; darüber hinausgehende Optionen aktuell politisch ausgeschlossen.
Dänemark: 27 F‑35A, davon Mitte 2025 bereits 15 in Dänemark, 6 für Training in den USA, restliche bis 2026.
Weitere Programme: Japan (147), Finnland (64), Niederlande (57), Polen (32), Norwegen (52), Australien (100), Israel (75), Südkorea (60).
Bis Ende 2024 waren weltweit 1.104 Jets ausgeliefert, bis Ende 2025 sollen es rund 1.200 sein.
Technischer Vergleich
Aufbau und Antrieb
Der Eurofighter ist ein zweistrahliges Mehrzweck‑Jagdflugzeug mit Canard‑Delta‑Flügeln. Länge 15,96 m, Spannweite 10,95 m. Zwei Eurojet EJ200 liefern je etwa 60 kN (ohne, bis 90 kN mit Nachbrenner). Höchstgeschwindigkeit: Mach 2+ (~2 .120 km/h in großer Höhe). Rund 1 500 EJ200 wurden gebaut; Ausfallrate < 1 Vorfall pro 1.000 Flugstunden.
Die F‑35 ist einsitzig, einstrahlig; Länge 15,7 m, Spannweite 10,7 m. Ein Pratt & Whitney F135 leistet ~125 kN trocken, bis 191 kN mit Nachbrenner. Maximalgeschwindigkeit: Mach 1,6 (~1. 930 km/h).
Reichweite und Flugleistungen
Eurofighter: Reichweite 2.900 km mit Zusatztanks, Dienstgipfelhöhe ~16. 765 m (55.000 ft). Mit begrenzter Bewaffnung mögliches Supercruise bei Mach 1.3–1.5.
F‑35A: Herstellerangaben > 1.350 Meilen Reichweite (Überführungsreichweite mit internen Tanks). Kampfradius realistisch ~1.100 km ohne Tanker. Dienstgipfelhöhe > 15 km.
Sensorik und Avionik
Eurofighter: Captor‑E AESA‑Radar, PIRATE‑IRST, Praetorian DASS, HMSS (Helmet Mounted Symbology System).
F‑35: AN/APG‑81 AESA‑Radar, DAS (6 IR‑Kameras), EOTS, umfassende Sensorfusion, Helm‑Mounted Display mit „Durch‑den‑Rumpf‑Sicht“.
Stealth und Überlebensfähigkeit
Eurofighter: reduzierte Signatur (Radar Cross Section verringert), kein „full stealth“. Stärken: Wendigkeit, Geschwindigkeit, Dogfight‑Leistung.
F‑35: konsequentes Stealth‑Design mit internen Waffenbays, formoptimierter Zelle und Wärmesignaturreduktion. Kann Waffen bei Bedarf extern zuladen (bis ~8 t), verliert dann jedoch Tarnkappenwirkung.
Bewaffnung
Eurofighter: 13 Außenlaststationen, Luft-Luft‑Raketen (AMRAAM, Meteor, ASRAAM, IRIS‑T) und Luft‑Boden‑Bewaffnung (Paveway, Storm Shadow, Brimstone, Marte‑ER). Eingebaute Mauser BK‑27 (27 mm).
F‑35: Zwei interne Waffenbays (z. B. AMRAAM, JDAM, SDB, JASSM/LRASM). F‑35A: integrierte GAU‑22/A 25 mm; F‑35B/C nur über externen Kanonen‑Pod.
Gegenüberstellung
| Merkmal |
Eurofighter Typhoon |
F‑35 Lightning II |
| Generation |
4+ / Swing‑Role, hohe Wendigkeit, Supercruise |
5. Generation, Stealth, Sensorfusion |
| Antrieb |
2× EJ200 (60 kN/90 kN NB), zusammen ~180 kN |
1× F135 (125 kN/191 kN NB) |
| Höchstgeschwindigkeit |
Mach 2+ (~2 120 km/h) |
Mach 1,6 (~1 930 km/h) |
| Reichweite |
~2 900 km (Zusatztanks, Ferry Range) |
> 2 200 km (Ferry Range); Kampfradius ~1 100 km |
| Dienstgipfelhöhe |
16 765 m (55 000 ft) |
> 15 km (> 50 000 ft) |
| Sensoren |
Captor‑E AESA, PIRATE IRST, DASS |
AN/APG‑81 AESA, DAS, EOTS, Electronic Warfare Suite |
| Bewaffnung (Beispiele) |
Meteor, AMRAAM, ASRAAM, IRIS‑T; Paveway, Storm Shadow, Brimstone |
AMRAAM, AIM‑9X, JDAM/SDB, JASSM/LRASM |
| Stärken |
extreme Wendigkeit, Supercruise, hohe Geschwindigkeit, europäische Wartung |
Stealth, Sensorfusion, Netzwerkwarfare, tiefes Eindringen |
| Schwächen |
keine Voll‑Stealth, hohe Betriebskosten (Triebwerk) |
weniger agil, teure Beschaffung und Wartung |
Ausblick
Der Eurofighter Typhoon bleibt trotz seines Alters ein leistungsfähiges Jagdflugzeug. Durch Programme wie Quadriga, Halcón II und neue Radare (ECRS Mk2), Meteor und Brimstone III bleibt er modern und zukunftstauglich.
Die F‑35 ersetzt weltweit ältere Muster und gilt durch Stealth und Vernetzung als Eckpfeiler künftiger NATO‑Luftoperationen. Zahlreiche europäische Luftwaffen setzen daher auf einen Dual Fleet Mix: Typhoon für Luftüberlegenheit und QRA, F‑35 für verdeckte Angriffe, elektronische Aufklärung und SEAD‑Missionen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Eurofighter und F‑35
Was unterscheidet die Varianten des Eurofighter Typhoon?
Der Typhoon wird in verschiedenen Tranchen produziert. Tranche 1 war vor allem für Luftüberlegenheitsaufgaben ausgelegt; die nachfolgenden Tranche 2 und 3 integrierten verbesserte Avionik, Radar und Mehrrollenfähigkeit. Die neueste Tranche 4 (Projekt Quadriga) umfasst ECRS‑Mk2‑Radare und neue Waffen sowie eine offene Systemarchitektur.
Wie viele F‑35 sind weltweit bestellt und ausgeliefert?
Lockheed Martin lieferte bis Ende 2024 mehr als 1 104 F‑35 aus. Die USA planen 2 456 Maschinen. Wichtige Exportbestellungen umfassen u.a. Japan (147), Finnland (64), die Niederlande (57), Polen (32), Norwegen (52) und Italien (115). Deutschland bestellt 35 F‑35A; Dänemark 27 F‑35A; Großbritannien will 74 F‑35B.
Welche Länder setzen den Eurofighter ein?
Der Eurofighter Typhoon wird von neun Nationen betrieben, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Österreich, Saudi‑Arabien, Oman, Kuwait und Katar. Spanien bestellte mit dem Halcon‑Programm zusätzliche 45 Maschinen; Italien orderte 2024 bis zu 24 neue Flugzeuge.
Warum gilt die F‑35 als Stealth‑Jagsdflugzeug?
Die F‑35 wurde von Beginn an als Tarnkappenflugzeug entwickelt. Ihre Rumpfform, verborgenen Triebwerksauslässe und die interne Waffenbucht reduzieren die Radarsignatur. Sie nutzt fortschrittliche Sensoren wie AN/APG‑81 AESA‑Radar, Distributed Aperture System und Electro‑Optical Targeting System; die Datenfusion ermöglicht es Piloten, Gegner zu erfassen und anzugreifen, bevor sie selbst entdeckt werden.
Welches Flugzeug ist besser – Eurofighter oder F‑35?
Beide Flugzeuge erfüllen unterschiedliche Rollen. Der Eurofighter ist ein extrem agiles Jagsdflugzeug für Luftüberlegenheit und schnelle Luftpolizei‑Einsätze. Die F‑35 ist ein Mehrzweck‑Stealth‑Jet für komplexe Angriffe in stark verteidigten Lufträumen und bietet eine einzigartige Vernetzung. Viele Luftstreitkräfte nutzen beide Typen ergänzend: Typhoons sichern den Luftraum und führen Dogfights, während F‑35‑Staffeln verdeckte Angriffe und Datenvermittlung übernehmen.
Quellen: eurofighter.com, targetlock.org.uk, leonardo.com, euro-sd.com, en.wikipedia.org, simpleflying.com, commonslibary.parliament.uk, defencenews.com. reuters.com, defencenews.com, forsvaret.dk, defenceadvancement.com, aeroreport.de, af.mil, f35.com.