Frauen in Führungspositionen – bei diesem Thema hat Deutschland weiter Nachholbedarf. Denn laut der Allbright-Stiftung liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich weiter zurück: Mehr als die Hälfte aller Börsenunternehmen hat keine Frau im obersten Management. „Mit dem durchschnittlichen Veränderungstempo der vergangenen 5 Jahre dauert es noch 26 Jahre, bis in den Vorständen ebenso viele Frauen wie Männer arbeiten“, schreibt die Stiftung.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Im Vergleich zum Vorjahr gibt es 25 Vorständinnen mehr. Mit 20 Firmen haben so viele wie nie zuvor erstmals eine Frau in den Vorstand berufen.
In der Industrie gibt es ebenfalls viele Bestrebungen, mehr Frauen einzustellen, was viele MINT-Aktionen an Schulen und Universitäten zeigen. Das Magazin ‚Brigitte‘ hat in ihrer vierten Arbeitgeberstudie, an der sich knapp 300 Firmen beteiligt haben, nun in Zusammenarbeit mit der Personalmarketing-Agentur Territory Embrace die besten Unternehmen für Frauen gekürt. Dabei wurde unter anderem untersucht, welche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie es gibt, aber auch Punkte wie Flexibilität der Arbeit, Karriere im Top-Management sowie der Stellenwert der Frauenförderung im Unternehmen wurden im Ranking berücksichtigt.
PRODUKTION hat sich die Studie genauer angeschaut und die Firmen mit Industriebezug herausgefiltert. In der Bildergalerie sehen Sie die 16 besten Industrie-Unternehmen für Frauen:
Auf einen Punkt weist die Studie explizit hin: Für das Ranking wurden die Geschäftsführungen und HR-Abteilungen befragt. Wie die Stimmung in den Firmen tatsächlich ist, könne deshalb nicht immer erfasst werden.
In welche Richtung sich eine Firma entwickelt lasse sich aber dennoch ablesen und zwar am Frauenanteil in Führungspositionen. Nur wer mindestens 20 Prozent weibliche Führungskräfte auf den beiden obersten Führungsebenen eingestellt hat, kann in der Gesamtbewertung fünf Sterne erreichen.
Frauenquote: Daimler und Airbus gehen voran
Womit man wieder bei der aktuellen Studie der Allbright-Stiftung ist. Die hat sich den Anteil der Frauen in den börsennotierten Unternehmen noch genauer angeschaut:
- Demnach gab es den größten Zuwachs beim Frauenanteil in den Vorständen der 30 großen Dax-Konzerne.
- Im SDax liegt der Frauenanteil in den Chefetagen erstmals über zehn Prozent.
- Im Dezember wird es erstmals vier Börsenunternehmen geben, die jeweils drei Frauen im Vorstand haben: Airbus, Allianz, Daimler und die Deutsche Telekom.
- Mit Belén Garijo (Merck) gibt es die erste Chefin in den Dax-Unternehmen.
Insgesamt liegt der Frauenanteilin den Börsenvorständen nun bei 13,4 Prozent. Bei den 30 größten Dax-Unternehmen liegt er bei 18,2 Prozent – eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren (2020: 12,8 Prozent; 2019: 14,7 Prozent). Zum Vergleich: In den USA liegt der Anteil bei 31,1 Prozent, in Großbritannien bei 27,4 Prozent und in Schweden bei 27,1 Prozent. Schlechter als Deutschland steht im Ranking der großen Dax-Unternehmen nur Polen (16,5 Prozent) da.
Wiebke Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführer der Allbright-Stiftung, betonten bei der Veröffentlichung der Zahlen, dass sich die Unternehmen jetzt nicht zurücklehnen und hinter der einen „Alibi-Frau“ verstecken sollen. Die Firmen werden sich dran messen lassen müssen, ob eine echte Transformation zustande komme, wie sie in anderen westlichen Industrieländern längst in vollem Gange sei, so die beiden.
Der Anstieg sei zwar generell eine gute Botschaft, sagte Ankersen dem ‚Spiegel‘. Aber: „Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Frauenanteil, wie wir ihn nun in Deutschland erreicht haben, nicht das Niveau eines fortschrittlichen Industrielands ist.“
Wie können mehr Frauen für Industrie-Berufe begeistert werden? Darum geht es auch im Podcast mit Christina Reuter, Führungskraft bei Airbus und Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin:
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